Thema, Einführung, Überblick
Erinnern und Gedenken stellen eine theologische Basiskategorie der jüdisch-christlichen Tradition dar. Reinhold Boschki spricht von der „doppelten Bewegung“ der Geschichtsbetrachtung, und auch Walter Benjamin definiert „Eingedenken“ so, dass die Vergangenheit nichts Abgeschlossenes ist, sondern immer eine gegenwärtige und zukünftige Dimension beinhaltet. Erinnerungslernen bezieht sich im deutschen Sprachraum vor allem auf das Gedenken an den Holocaust und hat gerade im Religionsunterricht eine besondere Bedeutung. Religionslehrkräfte spielen so eine zentrale Rolle in schulischen Lehr-Lernprozessen im Kontext der Holocaust-Erinnerung.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Hälfte der Jugendlichen ab 14 Jahren in Deutschland nicht weiß, dass Auschwitz-Birkenau ein nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager war. Auf der anderen Seite sagt jede*r zweite Deutsche, dass nun Schluss sein müsse mit dem Erinnern an den Holocaust. Hitler und die Nationalsozialist*innen – und mit ihnen ihre vielen Millionen Opfer – seien nur ein „Vogelschiss“, hatte ja auch AfD-Politiker Alexander Gauland einst betont. Das stellt eine Verhöhnung der Opfer da, genauso wie weitere Erscheinungsformen der Relativierung oder Leugnung des Holocaust, wie sie in der Querdenken- und rechtsextremistischen Szene immer wieder zu beobachten sind. Zugleich ist in letzter Zeit noch deutlicher sichtbar geworden, dass Antisemitismus ein andauerndes gesamtgesellschaftliches Problem in Deutschland ist.
Das alles macht Erinnerungskultur, das Bewusstsein um die historische Verantwortung, bedeutsamer als je zuvor. Gleichzeitig steht Erinnerungslernen vor der schwierigen Herausforderung, dass Kinder und Jugendliche sich an etwas erinnern sollen, das sie selbst, aber mittlerweile auch häufig ihre Eltern und Großeltern, nicht erlebt haben. Das Verstummen der Zeitzeug*innen, ein politischer, gesellschaftlicher und religiöser Wandel und die Digitalisierung führen zu einer „Transformation der Erinnerungskultur“ (Boschki).
Im Seminar sollen die Relevanz, aber vor allem auch Möglichkeiten der Umsetzung des Erinnerungslernens mit Kindern und Jugendlichen aufgezeigt werden. Dabei werden auch ausgewählte zielgruppengerechte Angebote im Sinne einer doppelten Subjektorientierung untersucht, darunter digitale Medien, Kinder- und Jugendliteratur und sinnlich-narrative Zugänge.
| Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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| weekly | Di | 12-14 | S1-121 | 07.04.-18.07.2025 |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
| Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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| Studieren ab 50 |
Prüfungsform: Schriftliche Hausarbeit