230291 Adornos Ästhetik als Soziologie der Künste (BS) (SoSe 2023)

Inhalt, Kommentar

Adorno fasst Kunstwerke als "fait social". Wer diesem, auf Durkheim zurückgehenden Begriff aber folgt, sitze, so Adorno, doch zugleich wiederum einem Fetisch auf. Kunst lässt sich, allein als soziale Tatsache, nicht bestimmen, sondern allenfalls begrifflich und unter Verzicht auf den ästhetischen Schein des einzelnen Werkes darunter subsumieren. Stattdessen durchdringen sich bei Adorno Kunstwerk und Ästhetische Theorie dialektisch, dessen individuierter Status und seine gesellschaftliche Funktion. Kunst resultiert einerseits aus sozialen Faktoren, ist aber andererseits radikal autonomisiert, wenn sie ihren hohen Anspruch verteidigen will. Nichts soll vorschnell verwertbar, kommensurabel sein, um das künstlerische Produkt vor den Zugriffen der Unterhaltungs- oder „Kulturindustrie“ zu schützen. Es bedarf darum des genauen Sich-Einlassens auf das konkret vorliegende Werk, um dessen implizite Kritik an den Erscheinungen der Modernisierung zu erfassen. Die Kunst der Moderne versetzt Schockerfahrungen, stellt Antinomien unversöhnt aus, um das Unversöhnte der Gesellschaft bloßzulegen. Darin aber wird zugleich der utopische Vorschein transportiert, es möge anders möglich sein. Wenn sich in Lyrik die „verrannte Intensivierung der arbeitsteiligen Produktion“ ausdrücke, dann ist eben dies Ausdruck und Kritik dieser Verhältnisse. Sie hält die Idee wach vom ganzen, nicht entfremdeten Menschen, ohne doch konkret zu sagen, ob (oder gar wie) dessen Realisation zu leisten sei. Angelegt ist die Kritik rein negativ, ohne den falschen (romantischen) Gestus einer befriedenden Verheißung.
Mit dieser Setzung erweist sich die Theorie Adornos als Ästhetik einer permanenten Avantgarde, die der Autor mit Baudelaire beginnen lässt. Sie betrachtet primär eine neue Kunst des Noch-nicht-Seienden, die sich gegen alle Tradition sperrt, sie hinterfragt, aufbricht. Dabei entwickelt sie das „ästhetische Material“ weiter: eine Kategorie der formalen und unabschließbaren Innovation, die Adorno vorschlägt.
Im Seminar lesen wir Teile der Ästhetischen Theorie sowie das Kulturindustriekapitel aus der Dialektik der Aufklärung, untersuchen aber auch einzelne Werke der Literatur, der Musik (einschließlich der Filmmusik) und der bildenden Kunst mit den sie begleitenden Untersuchungen Adornos gemeinsam und in wechselseitiger Erhellung. Die bildende Kunst und die Musik haben, wie auch die Lyrik, den Vorteil, dass man sie schnell beobachten und erfassen kann. Daran lässt sich auch Evidenz eher zeigen als am reinen theoretischen Konstrukt. Wir werden also nicht nur Adorno studieren, sondern auch (und intensiv) dasjenige, worüber er schreibt: die Künste.
Unter Rückgriff auf ausgewählte Arbeiten Adornos sollen in dieser Veranstaltung die Verschränkungen von Ästhetik und Soziologie auf dem Weg der Analyse einzelner Artefakte bestimmt werden. Werke aus Literatur, vor allem der Lyrik, Musik und den bildenden Künsten werden wir analysieren und auf ihren mimetischen Wahrheitsgehalt, ihren Rätselcharakter und ihr Glücksversprechen befragen. Im Hintergrund steht dabei die Doppelfrage: Wie werden sie dem Fortschritt des sie tragenden historischen Materials jeweils gerecht, und wie vermögen sie es dabei, die Schemata der Kulturindustrie zu unterlaufen und sich in stimmiger Weise als autonom, nämlich als Kunstwerke, zu behaupten?
Das Blockseminar ist in drei große Themenblöcke gegliedert, die an drei Samstagen unterrichtet werden: 1. Literatur, 2. Kunst und Musik, 3. Philosophie. Soziologie ist in allen drei Bereichen inkludiert.

Literaturangaben

Literatur wird über den elektronischen Lernraum und einen UB-Handapparat zur Verfügung gestellt

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
23-LIT-M-LitAM1 Aufbau-Modul I: Historische und systematische Aspekte der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft Lehrveranstaltung 1 benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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Lehrveranstaltung 3 Studienleistung
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23-LIT-M-LitAM2 Aufbau-Modul II: Fachphilologische Vertiefung Germanistik Lehrveranstaltung 1 Studienleistung
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23-LIT-M-LitGM1 Grundlagenmodul 1: Allgemeine Literaturwissenschaft Literaturtheorie / Literary Theory Studieninformation
23-LIT-M-LitGM1_a Grundlagenmodul 1: Allgemeine Literaturwissenschaft Literaturtheorie / Literary Theory Studienleistung
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23-LIT-M-LitINT Intensivierung Aufbaumodul Lehrveranstaltung 1 Studienleistung
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Aufbaumodul Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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Aufbaumodul Lehrveranstaltung 3 Studienleistung
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Profilmodul Lehrveranstaltung 1 Studienleistung
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Profilmodul Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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23-LIT-M-LitPM1 Profilmodul I: Literatur und Ästhetik Lehrveranstaltung 1 benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I 1. Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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2. Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) Vertiefendes Theorieseminar 1 Studienleistung
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Vertiefendes Theorieseminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M4_ver1 Soziologische Theorie I Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I Studienleistung
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Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II Studienleistung
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38-M2-KV Theoretische Grundlagen Kulturtheorien Studienleistung
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38-M9-KV Individuelle Profilierung Wissenschaftliche Profilierung Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Studieren ab 50    

Die Veranstaltung ist ein fächer- und fakultätsübergreifendes Seminar mit zwei Dozenten (Soziologie/Literaturwissenschaft) und kann in den jeweils zugeordneten Master-Modulen angerechnet werden.
Eine Studienleistung wird in der Regel über die Beteiligung an einer Referatgruppe erbracht.

Lernraum (E-Learning)

Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen:

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Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
eKVV Teilnahmemanagement:
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Adresse:
SS2023_230291@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_387410531@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
26 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 24. März 2023 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 28. Februar 2023 
Letzte Änderung Räume:
Dienstag, 28. Februar 2023 
Art(en) / SWS
BS / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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387410531