Noch vor wenigen Jahren hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können, dass Religion wieder zu einem Thema werden könnte, das Zehntausende von Menschen in Deutschland dazu motiviert, für ihre weltanschaulichen Vorstellungen zu demonstrieren. Die jüngsten Entwicklungen zeigen jedoch, dass die Wertschätzung kultureller und religiöser Vielfalt hier, die Furcht vor einer vermeintlichen "Islamisierung" Europas dort, Solidarität mit den Opfern islamistisch motivierter Terroranschläge einerseits, Verletzung religiöser Gefühle andererseits, viele Menschen bewegen und dazu veranlassen, für ihre jeweiligen Überzeugungen einzutreten. Religion ist dabei auf unterschiedliche Weise involviert: Zu einen sind je nach kulturellem Kontext verschiedene Religionen Ziel von Skepsis oder offener Anfeindung, in Deutschland früher (?) v.a. das Judentum, heute insbesondere der Islam. Zum anderen spielt jedoch auch der eigene religiös-weltanschauliche Hintergrund eine Rolle dafür, ob jemand eine andere Religion ablehnt und dabei möglicherweise Vorurteile gegenüber deren Anhängern entwickelt. Häufig werden Religionen und ihre Anhänger in diesem Zusammenhang stereotypisiert, um die Unterscheidung zwischen "uns" (Ingroup) und "denen" (Outgroup) zu erleichtern, und auf unterschiedliche Weise gegeneinander in Stellung gebracht: "dem Islam" wird die "christlich-jüdische" Tradition des Abendlands gegenüber gestellt; zugleich bestehen aber auch Vorurteile seitens der überwiegend christlichen Bevölkerungsmehrheit gegenüber "den Juden".
Anliegen des Seminar ist es, nach innerhalb und außerhalb der eigenen Religiosität liegenden Ursachen für die unterschiedlichen Einstellungen gegenüber dem Islam und dem Judentum, aber auch dem Christentum, zu fragen: Wodurch entstehen positive und negative Einstellungen gegenüber bestimmten religiösen Gruppen? Wie entstehen und entwickeln sie sich bereits im Verlauf von Kindheit und Jugend? Welche Rolle spielt der eigene religiöse Hintergrund, und welche anderen weltanschaulichen Überzeugungen und sonstigen Faktoren sind von Bedeutung? Und wie lassen sich Vorbehalte überwinden - nicht zuletzt auch im Rahmen des Religionsunterrichts?
Das Seminar ist bewusst als Seminar zum forschenden Lernen konzipiert. Dazu wird zunächst ein Überblick über den Forschungsstand zur Genese und zu weltanschaulichen Prädispositionen von Einstellungen und Vorurteilen und über die Forschung zur Entwicklung unterschiedlicher Formen von Religiosität gegeben. Darauf aufbauend wird der Bezug zu einem aktuellen Forschungsprojekt hergestellt und in empirische Methoden zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen weltanschaulichen Überzeugungen, religiöser Orientierung und positiven wie negativen Einstellungen gegenüber Judentum, Christentum und Islam eingeführt. Ausgewählte Methoden werden anschließend gezielt trainiert, um interessierten Studierenden die Möglichkeit zu bieten, eigene Forschungskompetenz zu erwerben.
Die Lehrveranstaltung ist als Seminar zum forschenden Lernen konzipiert und richtet sich insofern insbesondere an Studierende, die Interesse an Mitarbeit in der Forschung haben (deren Ergebnisse gern zu einer Bachelor- oder Masterarbeit ausgebaut werden dürfen). Die Bereitschaft zur regelmäßigen aktiven Mitarbeit und die Lektüre ausgewählter Literatur zur Vorbereitung wird vorausgesetzt.
Zur Vorbereitung auf das Seminar wie auch zur begleitenden Lektüre eignen sich die folgenden aktuellen Publikationen (weitere Literatur wird im Laufe des Seminars bekannt gegeben bzw. zur Verfügung gestellt):
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2015). Religionsmonitor - verstehen, was verbindet. Sonderauswertung Islam 2015. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Küpper, B. & Zick, A. (2010). Religion and Prejudice in Europe. New Empirical Findings. London: Network of European Foundations – Initiative for Religion and Democracy in Europe.
Wunn, I. & Schneider, B. (Hrsg.) (2015). Das Gewaltpotenzial der Religionen. Stuttgart: Kohlhammer.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 14-19 | X-E0-210 | 10.-24.02.2015 | |
wöchentlich | Mi | 9-14 | X-E0-210 | 11.-25.02.2015 | |
einmalig | Di | 16-18 | unveröffentlicht | 17.02.2015 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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27-GF-Entw Entwicklungspsychologie | GF-Entw.2 Entwicklungspsychologie II | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
GF-Entw.3 Vertiefung zur Entwicklungspsychologie | Studienleistung
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Studieninformation | |
27-GF-Soz Sozialpsychologie | GF-Soz.2: Soziale Interaktion und Gruppenprozesse | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
GF-Soz.3: Vertiefung zur Sozialpsychologie | Studienleistung
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Studieninformation | |
27-GM-Dia Grundlagen der Diagnostik | GM-Dia.1: Testtheorie und Testkonstruktion | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
GM-Dia.2: Diagnostische Verfahren: Standardisierte Testverfahren | Studienleistung
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Studieninformation | |
30-IndiForm Individuelle Modulform | - | unbenotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
36-PM3 Religion als gesellschaftliches Phänomen | Seminar 1 | Studieninformation | |
Seminar 2 | Studieninformation | ||
36-PM4 Subjektive Religion | Seminar 1 | Studieninformation | |
Seminar 2 | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Evangelische Theologie / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | RW c; PT/RP Ic; PT/RP II/1a; PT/RP II/2a | 3 |
Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungspunkten sind die aktive Teilnahme und Mitarbeit durch eigene kleine Forschungsarbeiten und deren Dokumentation.