360037 Der Entwicklung von Religiosität / Spiritualität auf der Spur: Linguistische Analysen subjektiver Rekonstruktionen (S) (WiSe 2015/2016)

Seit Jahren untersuchen wir mithilfe des Faith Development Interviews, einem leitfadengestützten, halbstrukturierten Interview, wie Menschen ihre eigene religiöse/spirituelle Biographie darstellen.
Wie genau machen die Menschen das eigentlich, wenn sie über etwas so Persönliches wie ihre Religiosität, ihr spirituelles Erleben oder auch über das Nicht-Vorhandensein von Religion/Spiritualität in ihrem Leben berichten? Wann erzählen sie, wie rechtfertigen sie sich, was beschreiben sie, was lassen sie weg – und was sagen sie damit eigentlich über sich selbst aus?
Wir versuchen in diesem Seminar mit einem weit gefassten interdisziplinären Ansatz, diesen Fragen auf die Spur zu kommen. Ansätze aus der Theologie/Religionsforschung werden ebenso zur Sprache kommen wie psychologische und linguistische Theorien und ihre Anwendung.

Literaturangaben

Für einen ersten Einblick in die Faith Development Theory:
Schweitzer, F. (1994). Gott und die Welt verstehen. In: ders., Lebensgeschichte und Religion.
Keller, B. & Streib, H. (2013). Faith Development, Religious Styles, and Biographical Narratives: Methodological Perspectives. In: Journal of Empirical Theology, 26, 1-21.
Streib, H. (2005). Faith Development Research Revisited: Accounting for Diversity in Structure, Content, and Narrativity of Faith. International Journal for the Psychology of Religion, 15, 99-121.

Überblick über methodische Ansätze geben folgende Schriften:
Labov, W. & Waletzky, J. (1967). Narrative analysis: Oral versions of personal experience. In I. Helm (ed.), Essays on the verbal and visual arts. Proceedings of the 1966 Annual Spring Meeting of the American Ethnological Society (pp. 12-44). Seattle, WA: University of Washington Press.
Lucius-Hoene, G. & Deppermann, A. (2004). Rekonstruktion narrativer Identität : ein Arbeitsbuch zur Analyse narrativer Interviews. 2. Aufl. Wiesbaden : VS, Verl. für Sozialwiss.
Habermas, T. (2005). Autobiographisches Erinnern. In S.-H. Filipp (Ed.), Entwicklungspsychologie des mittleren und höheren Erwachsenenalters (pp. 683-713). Göttingen: Hogrefe