300121 Dekonstruktives Denken. Jacques Derrida und die Soziologie (S) (WiSe 2024/2025)

Inhalt, Kommentar

Auf den ersten Blick hat das Denken Jacques Derridas einen ambivalenten Status innerhalb der Soziologie. Zwar nimmt Derrida eine zentrale Stellung innerhalb jener Konstellation ein, die wir gemeinhin mit dem ‚französischen Post-Strukturalismus‘ bezeichnen, aber zum Kernbestand ‚jüngerer Klassiker‘ der soziologischen Theorie zählt er ebenso wenig, wie er auch nicht retrospektiv der Disziplin ‚Soziologie‘ eingemeindet wurde. Im Gegensatz zu anderen seiner Zeitgenoss*innen wie beispielsweise Pierre Bourdieu verstand Derrida seine Schriften nicht als Beitrag zur Soziologie; seine Schriften wurden auch nicht in gleicher Weise wie jene anderer post-strukturalistischer Intellektueller – beispielsweise Michel Foucault – systematisch in der Soziologie rezipiert. Gleichzeitig lässt sich konstatieren, dass eine Vielzahl der von Derrida geprägten Denkbewegungen durchaus innerhalb der engeren Fachdiskussion über Fragen soziologischer Theorie kursieren und sich das breitere Feld der ‚Social Theory‘ und der ‚Cultural Studies‘ nach wie vor von Derridas dekonstruktivem Denken inspirieren lässt.

Im Seminar wollen wir ausgewählte Schriften Derridas auf ihren soziologischen Gehalt hin abklopfen. Insofern es sich bei der Dekonstruktion nicht um eine abgeschlossene Theorie oder eine Methode mit kodifizierten Regeln, sondern eher um eine Geste des Theoretisierens oder (text-)kritische Bewegung handelt, nähern wir uns Derridas dekonstruktivem Denken in drei Schritten an: Zuerst vollziehen wir nach, welche Begriffe – darunter différance und Schrift, Iterabilität und Spur – Derrida von Anfang an ins Spiel bringt. Zweitens betrachten wir mit der Erfindung, Gabe und Gastfreundschaft verschiedene Typen von ‚Ereignissen‘, um die Derridas Denken vor allem in seinen späteren Schriften kreist. Lassen sie sich als soziale Praktiken verstehen? Und falls ja, in welchem Licht erscheinen sie dann? Im dritten Teil des Seminars widmen wir uns exemplarisch verschiedenen Anfragen, die das dekonstruktive Denken an geronnene Machtverhältnisse, Identitäten und unser Verständnis von Materialität stellt. Hier bietet sich dann auch die Gelegenheit, Derridas Texte in den Dialog mit neueren Anschlüssen an dekonstruktives Denken und aktuelle Fragen der Theoriebildung zu bringen.

Lernziele und Kompetenzen
Im Seminar machen Sie sich mit einem Autor vertraut, der fachgeschichtlich zur Strömung des Post-Strukturalismus zählt und an den im Bereich der soziologischen Theorie auch heute noch vielfach angeschlossen wird. Sie erproben, nicht in erster Linie der Soziologie zugerechnete Texte auf ihren soziologischen Gehalt zu überprüfen und damit ihren Blick über die disziplinären Grenzen der Soziologie hin auszuweiten. Dabei üben Sie sich in der Lektüre längerer und herausfordernder Primärliteratur sowie in der diskursiven Aneignung komplexerer Argumentationsgänge. Durch die mehrteilige Studienleistung erhalten Sie zudem die Gelegenheit, sich schriftlich in der Arbeit an und mit Begriffen zu erproben und das Schreiben nicht nur zum Festhalten, sondern auch Generieren disziplinären Fachwissens zu nutzen.

Teilnahmevoraussetzungen
Grundsätzlich wird die Bereitschaft aller Teilnehmer*innen des BA-Seminars zur Textlektüre, darunter längere und anspruchsvollere Texte, vorausgesetzt. Das Seminar lebt von unserer Diskussion, die sich auf intensiver Vorbereitung der Texte abstützt. Planen Sie sich deshalb bitte ausreichend Zeit zur wöchentlichen Lektüre ein und berücksichtigen Sie dies ggf. bei Ihrer Entscheidung für oder gegen die Teilnahme.
Vorkenntnisse im Bereich der soziologischen Theorie oder bereits bestehende Vertrautheit mit post-strukturalistischen Ansätzen sind hilfreich, werden aber nicht vorausgesetzt. Wichtiger ist, dass Sie prinzipiell an allgemeinen Fragen der soziologischen Theorie interessiert sind – oder das Seminar dazu nutzen wollen, sich zumindest zeitweise mit solchen Fragen ernsthafter zu beschäftigen.

Literaturangaben

Welche Texte sitzungsweise vorzubereiten sind, entnehmen Sie dem Seminarprogramm, das im Syllabus aufgeführt wird (im Lernraum hinterlegt). Der Syllabus enthält zudem Hinweise zur weiterführenden Literatur. Alle Texte finden Sie im Lernraum.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I 1. Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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2. Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) Vertiefendes Theorieseminar 1 Studienleistung
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Vertiefendes Theorieseminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M4 Soziologische Theorie I Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M4_ver1 Soziologische Theorie I Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I Studienleistung
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Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
benotete Prüfungsleistung
Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.


Ausführlichere Informationen (Beschreibung, Formalia und Abgabeprozedere) zur Studienleistung und Prüfungsleistung finden Sie im Syllabus, der im Lernraum zum Seminar hinterlegt ist. Bitte lesen Sie dort nach, wenn Sie die Studienleistung und/oder Prüfungsleistung erbringen möchten.

Studienleistung: Lektüre-Memos
Die Studienleistung setzt sich aus drei Lektüre-Memos zusammen, die Sie im Laufe des Seminars verfassen. Ein Lektüre-Memo ist ein Fließtext mit einem Umfang von zwei (maximal drei) Seiten. Das Seminar gliedert sich in drei Teile und Sie verfassen jeweils ein Lektüre-Memo je Teil. Die konkreten Sitzungen können Sie sich aussuchen. Die Lektüre-Memos reichen Sie über entsprechende Abgabeordner im Lernraum ein.

Prüfungsleistung: Wissenschaftliche Hausarbeit
Zum Erwerb der (zusätzlichen) CPs für die Prüfungsleistung können Sie eine wissenschaftliche Hausarbeit zum Seminarthema schreiben. Die Hausarbeit hat einen Umfang von ca. 15 Seiten (BA Soziologie) bzw. 20-25 Seiten (MA Gender Studies). Die Studienleistung dient Ihnen idealerweise als Vorbereitung. Abgabetermin für die Hausarbeit ist der 15.03.2025.

Lernraum (E-Learning)
Lernraum (E-Learning)
registrierte Anzahl: 74
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
Adresse:
WS2024_300121@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_419164425@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
74 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
E-Mailarchiv
Anzahl der Archiveinträge: 6
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Donnerstag, 6. Juni 2024 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 29. Oktober 2024 
Letzte Änderung Räume:
Dienstag, 29. Oktober 2024 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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