Einführung in die Spieltheorie
In dieser Veranstaltungen sollen an Soziologie interessierte Studentinnen und Studenten mit den Grundlagen der Spieltheorie vertraut gemacht werden. Die Spieltheorie konzentriert sich, wie ihr Name mit einem leider etwas unglücklichen Beigeschmack bereits andeutet, auf Situationen, die sich bei hinreichender Abstraktion wie ein Gesellschaftsspiel, also ein Spiel mit klaren Zugmöglichkeiten und klaren Zielen begreifen lassen und bei denen typischer Weise der Erfolg oder Misserfolg des eigenen Verhaltens und der eigenen Spielstrategie vom Verhalten und der Strategiewahl der anderen Spieler abhängt.
Vor allem letzteres ist bei sozialem Verhalten auch im Allgemeinen typischer Weise der Fall: wie müssen die Reaktionen unserer Mitmenschen halbwegs abschätzen können und dazu häufig auch ein Gefühl dafür entwickeln, was sie ihrerseits von uns erwarten. Wer seinem Tischnachbarn eine Frage stellt, um sich dann sagen lassen zu müssen, doch bitte erst einmal selbst nachzudenken, merkt schnell, dass er falsch erwartet hat; wer einem scheinbar nachfolgenden Gast die Tür zur gerade betreten Kneipe wartend aufhält, dann aber feststellen muss, dass dieser im Begriff ist sich noch eine Zigarette anzuzünden, dürfte sich ebenfalls enttäuscht zeigen, darf aber vom Raucher mit einer kurzen Entschuldigung oder Dankesbekundung rechnen, die diesem anzuraten ist, will er dem anderen später noch unter die Augen treten, wenigstens, wenn es ihm nicht gelingt sich so in Szene zu setzten als hätte er gar nicht bemerkt, das der andere ihm hatte entgegenkommen wollen –na: und vielleicht hat er es ja tatsächlich nicht. Schnell dürfte man bereits an dieser Stelle ahnen, dass viele soziale Situation durchaus soziales Geschick verlangen, aber dabei eben auch schnell eine Komplexität entwickeln, die sich, wie der aufrechte Gang, unserem bewussten Kalkül mindestens streckenweise entzieht, vermutlich hoch sensibel gegenüber bestimmten Zufällen sind und die sich ohne umsichtig gewählte Abstraktionen auch kaum theoretisch in den Griff bekommen lässt. Will man soziales Verhalten nicht nur Benennen und unter Begriffe subsumieren, sondern auch, wenigstens im Rahmen bestimmter, genau zu bedenkender Grenzen erklären und prognostizieren, dann muss diese Begrifflichkeit gut aufeinander abgestimmt sein und sich in ein berechenbares Modell übersetzten lassen können. Hier macht die Spieltheorie gegenüber der theoretischen Konkurrenz, wie wir glauben, eine vergleichsweise gute Figur. Das sollte gerade den Soziologen und die Soziologin auch nicht verwundern, denn anders als die Gründerväter und zeitgenössischen Klassiker verdankt sich die Begriffsbildung und das Bemühen um formale Modelle hier nicht einer individuellen Positionierung oder gar Pose, sondern einer nun schon mehrere Generationen übergreifenden kollektiven Theoriearbeit.
Im sozialen Alltag, im Seminar, beim Flirten, beim Einkaufen, beim Straßenraub, aber auch am Sonntag in der Kirche oder beim gemeinsamen Frühstück machen wir unser Verhalten für andere berechenbar, indem wir uns kommunikativ mit ihnen zu verständigen suchen; zuweilen mit manipulativer Absicht,aber auch im Fall aufrechter Kommunikation häufig nicht ohne Schwierigkeiten. Neben den wichtigsten Grundlagen der Spieltheorie werden wir uns deshalb im letzten Drittel der Veranstaltung vor allem auch mit Problemen der Kommunikation und den Möglichkeiten ihrer spieltheoretischen Modellierung und Analyse beschäftigen. Auch wenn Sie auf dem Weg zum Abitur irgendwann ein gestörtes Verhältnis zur Mathematik entwickelt haben sollten, sind Sie in dieser Veranstaltung herzlich willkommen und hoffentlich gut aufgehoben.
Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von guten, auch elementaren Lehrbüchern zur Einführung in die Spieltheorie. Das kleine Buch von Andreas Diekmann kann hier empfohlen werden. Das Reclam Heftchen von Ken Binmore ist lesenswert und theoretisch raffinierter, aber als Seminartext leider nicht zu gebrauchen. Technisch etwas anspruchsvoller und thematisch breiter aufgestellt ist das einführende Lehrbuch von Dixit, Skeath und Rieley. Umsonst herunterladen können Sie die beiden wunderbaren, aber deutlich anspruchsvolleren Geduld und Disziplin oder eben Begeisterung oder gar beides erfordernden Bücher von Ariel Rubinstein und Giacomo Bonanno.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Do | 12-14 | E01-108 | 01.04.-12.07.2019
not on: 5/30/19 / 6/20/19 / 6/27/19 |
Module | Course | Requirements | |
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25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | ||
30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I | 1. Vertiefendes Theorieseminar | Study requirement
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Student information |
2. Vertiefendes Theorieseminar | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information | |
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) | Vertiefendes Theorieseminar 1 | Study requirement
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Student information |
Vertiefendes Theorieseminar 2 | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information | |
30-M4_ver1 Soziologische Theorie I | Vertiefendes Theorieseminar | Study requirement
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Student information |
- | Graded examination | Student information | |
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) | Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I | Study requirement
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Student information |
Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II | Study requirement
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Student information | |
- | Graded examination | Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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