Die "westliche" Frauenbewegung der 70er und 80er Jahre war durch die Kritik am Patriarchat bestimmt. Sie verfolgte das Ziel männliche Herrschaftsstrukturen aufzubrechen und Frauen eine gleichberechtigte Position in allen gesellschaftlichen Bereichen zu ermöglichen. In diesem Konzept fungierte die Bezeichnung "Frau" als eine universelle Kategorie, die Frauen als unterdrückte Gruppe den weltweit dominierenden Männern gegenüber stellte.
An dieser Vorstellung eines einheitlichen weiblichen Kollektivs entzündete sich vielfältige Kritik. Vor allem im Kontext des Queer-Feminismus und des Postkolonialismus wurde die Idee, dass alle Frauen gleichermaßen als vom Patriarchat unterdrückt angesehen werden können, zurückgewiesen. Vielmehr müsse die geschlechtliche Unterdrückungsdimension in ihren Wechselwirkungen mit anderen Ungleichheitsfaktoren wie Klasse, Kultur oder Ethnie analysiert und verstanden werden. So machten postkoloniale Theorien darauf aufmerksam, dass der Feminismus der 70er und 80er Jahre vor allem ein weißer Mittelstandfeminismus war, der die Ausgrenzungserfahrungen, Interessen und Lebensrealität von LSBT-Frauen ebenso wenig repräsentieren konnte wie die der Women of Color und die von Migrantinnen.
So haben beispielsweise schwarze Frauen weißen Feministinnen zu verstehen gegeben, dass deren Parole "Das Private ist politisch" für sie schwierig sei, weil für sie das Private auch einen sicheren Rückzugsraum und Schutz gegenüber sexuellen Übergriffen in der Öffentlichkeit bieten würde. Vor allem Akteurinnen des schwarzen Feminismus warfen der weißen Frauenbewegung vor, die Privilegien und Machtstellung weißer Frauen nicht ausreichend zu reflektieren und somit ihre eigene Verstrickung mit dem Rassismus der weißen Mehrheitsgesellschaften nicht zu erkennen.
Seit einiger Zeit mehren sich auch die Stimmen muslimischer Frauen, die auf ihre spezifischen islamisch geprägten Lebenswelten und Erfahrungen verweisen, um einen eigenen feministischen Weg zu gehen. Auch sie betonen, dass die Bedeutung der Kategorien Feminismus, Emanzipation und Befreiung nicht einheitlich und universell definiert werden können. So machen etwa Muslima mit Familie, Verwandtschaft und Sexualität widersprüchliche Erfahrungen. Einerseits wird Familie als ein sinnvoller Rahmen für ein soziales Leben erlebt, anderseits können Familien auch Orte sein, in denen patriarchale Zwänge und gewalttätige Praktiken herrschen. Daher sollten immer die konkreten politischen, kulturellen und sozialen Kontexte berücksichtigt werden, in denen Frauen um ihre Rechte, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit kämpfen.
Wir werden uns in diesem Seminar sowohl mit unterschiedlichen Feminismen als auch mit den Strömungen innerhalb des westlichen, schwarzen und islamischen Feminismus beschäftigen. Dabei sollen die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Bündnisperspektiven herausgearbeitet, analysiert und bewertet werden. Besonders die Möglichkeiten einer neuen Solidarität zwischen unterschiedlichen Frauen jenseits eines Kollektivsubjekts "Frau" werden wir diskutieren und ausloten.
Ferner geht es um die Frage, was ein erweitertes und plurales Feminismusverständnis für migrationspädagogische Ansätze und Handlungskontexte bedeutet. Kann es vor dem Hintergrund unterschiedlicher Feminismen überhaupt eine feministische Migrationspädagogik geben? Was wären die Inhalte, Fragestellungen und Ziele einer feministisch ausgerichteten Migrationspädagogik? Die Themen Intersektionalität, Diversität, Antisexismus und Antirassismus werden dabei eine wichtige Rolle spielen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Fr | 10-12 | C2-144 | 21.04.-28.07.2017 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-ME-A4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-B4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-C1 Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-ME-C1-MGS-wp Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-ME-C4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-UFP6-C Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-UFP6-V5 Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik | E1: Seminar aus Master Kernfach EW | Studieninformation | |
E2: Seminar aus Master Kernfach EW | Studieninformation | ||
E3: Modulbezogene Vertiefung | unbenotete Prüfungsleistung
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Studieninformation | |
30-MGS-3_ver1 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |