220092 Russland und das Kontinuum der Gewalt: vom Zarenreich zur Sowjetunion (V+Ü) (WiSe 2016/2017)

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War die Geschichte des Zarenreichs, Sowjetrusslands und der frühen Sowjetunion besonders gewaltaffin? In einem Land, das bis 1864 keine öffentlichen, mündlichen Gerichtsverfahren, keine unabhängigen Richter, wohl aber Lynchjustiz, Pogrome, Revolten, Revolutionen, Zarenmord und Terrorismus kannte, schien kein staatliches Gewaltmonopol zu existieren, Gewalt vielmehr alltäglich, ubiquitär und nicht eingehegt. Während die Historische Orientierung über die Russische Revolution von 1917 problem- und forschungsorientiert in die Revolutionsgeschichte einzuführen versucht, greift das Seminar den Gewaltaspekt heraus und bindet diesen in einen breiteren Kontext und eine längere zeitliche Perspektive ein: das „Continuum of Crisis“ bzw. „Continuum of Violence“ – wie die suggestiven Formulierungen der Historiker Peter Holquist und Robert Gerwarth lauten. Könnten die Gewaltpraktiken der bol’ševiki beispielsweise nicht als das Paradoxon gedeutet werden, durch ultimativen Gewalteinsatz diese ein für allemal zu überwinden, um das Himmelreich auf Erden für den „Neuen Menschen“ zu verwirklichen? Das Seminar setzt sich zum Ziel, die Bandbreite des Gewaltbegriffs zu thematisieren und verschiedene konzeptionelle Zugriffe auf den Themenbereich Gewalt zu erörtern.
Das Revolutionsjahr 1917 hat wie kaum ein anderes Ereignis historiographische Kontroversen hervorgerufen, deren Politisierung nur langsam nachgelassen hat. Im Seminar werden wir zunächst zentrale Ereignisse, Akteure, Umbrüche und Kontinuitäten im Revolutionsjahr 1917 in den Blick nehmen. Dabei werden wir auch gesellschaftliche Prozesse des ausgehenden Zarenreiches berücksichtigen, um die revolutionären Ereignisse zu verstehen.
In einem zweiten Schritt werden wir zu verschiedenen Themen wichtige historiographische Positionen herausarbeiten. Dazu wird auch gehören, zeitgenössische Darstellungen und Rezeptionen zu analysieren.

Bibliography

Baberowski, Jörg, Räume der Gewalt, Frankfurt/M. 2013.
Bauman, Zygmunt, Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit. Aus dem Englischen v. Martin Suhr, Frankfurt/M. 1995.
Sofsky, Wolfgang, Traktat über die Gewalt, Frankfurt/M. 1996.
Waldmann, Peter, Terrorismus: Provokation der Macht, München 1998.
Schnell, Felix, Ordnungshüter auf Abwegen? Herrschaft und illegitime Gewalt in Moskau 1905-1914, Wiesbaden 2006.
Schnell, Felix, Räume des Schreckens: Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933, Hamburg 2012.
Wiese, Stefan, Pogrome im Zarenreich: Dynamiken kollektiver Gewalt, Hamburg 2016.

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Frequency Weekday Time Format / Place Period  
weekly Mo 10-12 U2-113 17.10.2016-10.02.2017
not on: 12/26/16 / 1/2/17

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Subject assignments

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22-3.2 Hauptmodul Moderne
3.2.4
Historische Orientierung Student information
22-3.8 Wahlfreies Hauptmodul
3.2.4
Historische Orientierung Student information
25-FS-EM Einführungsmodul E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information
25-FS-GM Grundlagenmodul E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information

The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.

Degree programme/academic programme Validity Variant Subdivision Status Semester LP  
Frauenstudien (Enrollment until SoSe 2015)    
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education (Enrollment until SoSe 2014) 3.2.4   1  

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Wednesday, November 9, 2016 
Last update rooms:
Wednesday, November 9, 2016 
Type(s) / SWS (hours per week per semester)
lecture (V) + exercise (Ü) / 2
Department
Faculty of History, Philosophy and Theology / Department of History
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