Die durch Krieg, Verfolgung und Armut verursachte Massenmigration hat nun auch Deutschland erreicht. Nach anfänglicher Aufnahmebereitschaft und Willkommenskultur ist in Politik, Medien und Öffentlichkeit immer stärker von den Grenzen und der Endlichkeit der Aufnahmekapazitäten die Rede. Dabei geht es nicht nur um Fragen der Unterbringung und Finanzierung von Flüchtlingen, sondern vermehrt auch um die das kulturellen Selbstverständnisses, die Sorge um die eigene Identität und um die Zugehörigkeitsordnung. Wer gehört zu uns und wer nicht, wer darf bleiben und wer nicht, wer ist Deutscher und wer nicht - diese Fragen sind Identitätsfragen und als solche produzieren sie Ausgrenzungen und Ausschlüsse. Welche kollektiven Formen von Identität jedoch erzeugt, wie Ausschlüsse praktiziert und wo welche Grenzen gezogen werden ist nicht festgelegt, sondern das Ergebnis politischer und sozialer Auseinandersetzungen.
Auch Laclau und Mouffe gehen in ihrer Hegemonie- und Diskurstheorie davon aus, dass das Eigene nur in Abgrenzung zu einem Außen bestimmt werden kann, da es ausschließlich in einem Relationsgefüge Bedeutungen annimmt. Laclau und Mouffe sprechen in diesem Zusammenhang von einem konstitutiven Außen. Dieses ist für die Identität eines Subjekts oder eines Kollektivs zugleich konstitutiv und bedrohlich. Konstitutiv weil es die Identitätsbildung überhaupt erst ermöglicht und bedrohlich, weil es das Eigene in Frage stellt und alternative Zugehörigkeiten sichtbar macht.
Aufgrund der konstitutiven Abhängigkeit des Eigenen von dem Anderen ist die Bildung einer eindeutigen und stabilen Identität immer schon zum Scheitern verurteilt. Mit Hilfe der Hegemonie- und Diskurstheorie kann verdeutlicht werden, dass sich Identitäten, Subjektpositionen oder Gemeinschaften niemals ganz schließen können, da sie immer auf das Andere angewiesen sind. Indem dieser Ansatz darauf aufmerksam macht, dass Identitäten weder dauerhaft fixiert noch geschlossen werden können, öffnet er den Blick für die Brüchigkeit, Instabilität und Mehrdeutigkeit jeglicher Identitätskonstruktion.
Wenn in der Gesellschaft darüber diskutiert wird, wer als legitimer, anerkannter und akzeptierter Migrant gilt, wird immer auch darüber verhandelt, was eine migrantische Identität überhaupt ausmacht. Es steht eben nicht immer schon fest, was „Migrantsein“ bedeutet. Vielmehr werden migrantische Subjektpositionen durch gesellschaftliche Artikulationen produziert. Unter Artikulation kann eine mögliche aber nicht notwendige Verknüpfungen diskursiver Elemente verstanden werden. Es macht eben einen großen Unterschied, ob Flüchtlinge als Träger von Menschenrechten, als eine kulturelle Bereicherung und als potentielle Fachkräfte adressiert werden oder als eine soziale Belastung, eine kulturelle Bedrohung und als Eindringlinge in das Sozialsystem. Es gibt in jeder Gesellschaft ein diskursives Ringen um Bedeutungen. Welche Bedeutungen marginal bleiben und welche einen hegemonialen Status erreichen, wird durch die gesellschaftlichen Macht- und Kräfteverhältnisse entschieden.
Unter Rückgriff auf die Hegemonie- und Diskurstheorie von Laclau und Mouffe wird im Seminar der Versuch unternommen, der Migrationspädagogik Instrumente zur kritischen Analyse und Bewertung migrantischer Subjektpositionen an die Hand zu geben. Ziel ist es, das Eigene und das Fremde als Artikulationsprozess verständlich zu machen, hegemoniale Fixierungen zu erkennen und das Moment des Scheiterns von Schließungsvorhaben aufzuzeigen.
Interesse an theoriegeleitenten Auseinandersetzungen und kritischer Analyse migrationspädagogischer Praxis.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Module | Course | Requirements | |
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25-ME-A4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Study requirement
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E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Study requirement
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25-ME-B4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Study requirement
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E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Study requirement
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25-ME-C1 Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Study requirement
Ungraded examination Graded examination |
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25-ME-C1-MGS-wp Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Study requirement
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- | Graded examination | Student information | |
25-ME-C4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Study requirement
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E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Study requirement
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25-ME3 Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Study requirement
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25-ME3-IT Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Study requirement
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25-UFP6-V5 Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik | E1: Seminar aus Master Kernfach EW | Student information | |
E2: Seminar aus Master Kernfach EW | Student information | ||
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen | Seminar 1 | Study requirement
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Seminar 2 | Study requirement
Graded examination |
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Enrollment until SoSe 2008) | H.2.6; H.3.1 | scheinfähig |