Das soziologische Konzept der „brauchbaren Illegalität“ ist vor allem im Zuge der sogenannten „Abgasaffäre“ bei Volkswagen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Die brauchbare Illegalität – ein diskreter Klassiker der Organisationssoziologie – geht auf Niklas Luhmann (1964) zurück: „Illegal wollen wir ein Verhalten nennen, das formale Erwartungen verletzt. Ein solches Verhalten kann gleichwohl brauchbar sein“. Im entsprechenden Beitrag entwirft Luhmann eine dichte Argumentation der Voraussetzungen und Bedingungen (geduldeter und funktionaler) Regelabweichung in Organisationssystemen. Diesbezüglich allgemeiner betrachtet, bildet das Verhältnis von Formalität und Informalität einen zentralen Ausgangspunkt der Organisationstheorie. Offizielle („Regelwerk“) und inoffizielle („zwischen den Zeilen“) Strukturen in Unternehmen, Verwaltungen, Bildungs- oder Sozialeinrichtungen etc. bilden eine wichtige und kontrovers diskutierte Unterscheidung der organisationswissenschaftlichen Forschung. In diesem Seminar wird das Beschreibungs- bzw. Spannungsverhältnis von Formalität und Informalität in Organisationen anhand verschiedener empirischer Analysen und theoretischer Zugänge breit entfaltet und diskutiert. Dazu wird besonders in die soziologische Begründung der brauchbaren Illegalität eingeführt und das Instrument der Compliance-Kontrolle betrachtet.
Literatur zum Seminar ist im Lernraum verfügbar.
Ein ausgeprägtes Interesse an der Organisationsforschung und die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit werden vorausgesetzt. Spezielle Vorkenntnisse werden nicht gefordert, jedoch wird eine sorgfältige Vorbereitung der Blocktermine erwartet. Vorteilhaft sind anderweitige Seminar- oder Texterfahrungen hinsichtlich der systemtheoretischen Organisationstheorie.
Einführungsliteratur (1. Sitzung):
von Groddeck, S./Tacke, V. (2015): Auf dem Papier und zwischen den Zeilen. Formalität und Informalität in Organisationen. In: Dies. (Hrsg.): Formalität und Informalität in Organisationen. Wiesbaden, S. 7-36.
Kühl, S. (2011): Organisationen. Eine sehr kurze Einführung. Wiesbaden.
Kühl, S. (2015): Volkswagen ist überall. Die alltägliche Normalität der Regelabweichung. In: Soziopolis, 08.10.2015. Link: http://www.soziopolis.de/beobachten/wirtschaft/artikel/volkswagen-ist-ueberall (Letzter Abruf: 27.09.2016).
Luhmann, N. (1964): Funktionen und Folgen formaler Organisation. Berlin, S. 304-314.
Tacke, V. (2015): Formalität und Informalität. Zu einer klassischen Unterscheidung der Organisationssoziologie. In: von Groddeck, S./Tacke, V. (Hrsg.): Formalität und Informalität in Organisationen. Wiesbaden, S. 37-92.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I | 1. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
2. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M23 Fachmodul Organisation I | Seminar 1 (z. B. Grundlagen der Organisationssoziologie) | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) | Vertiefendes Theorieseminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Vertiefendes Theorieseminar 2 | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M4_ver1 Soziologische Theorie I | Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) | Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I | Studienleistung
|
Studieninformation |
Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.