Social-Media-Plattformen wie Facebook, App-Plattformen wie Google Play, Gig-Economy-Plattformen wie Airbnb, Uber oder Delivery Hero sind mittlerweile alltägliche Begleiter vieler Menschen (z.B. Stark & Pais 2020). Es ist daher nicht verwunderlich, dass es bereits zahlreiche sozialwissenschaftliche Studien zu digitalen Plattformen gibt, in denen diese unter anderem hinsichtlich ihrer inhärenten Politik sowie ihres zunehmenden Einflusses auf die Gesellschaft diskutiert werden (z.B. Bucher & Helmond, 2018; Gillespie, 2010; Gorwa, 2019; Srnicek, 2016; Van Dijck et al., 2018; Zuboff, 2019). Diese Studien zeigen, dass sich digitale Plattformen auf eine Vielzahl von Praktiken und Märkte stützen, aber eine ähnliche Geschäftslogik verfolgen, indem sie darauf abzielen, Nutzer:innendaten für Werbezwecke zu sammeln und/oder um die Leistung ihrer Targeting- und Vorhersagealgorithmen zu verbessern (z. B. Andersson Schwarz, 2017; Srnicek, 2016; Vallas & Schor, 2020).
Diese empirische Heterogenität von Plattformen hat zu einer anhaltenden Diskussion über die richtige Definition von Plattformen geführt und darüber, wo die entsprechenden terminologischen und konzeptionellen Grenzen gezogen werden sollen (Ametowobla & Kirchner, 2023; Gorwa, 2019; Seibt, 2024). Trotz ihrer empirischen Heterogenität bieten die bestehenden Darstellungen digitaler Plattformen jedoch wichtige Erkenntnisse über die gemeinsamen Merkmale digitaler Plattformen. Sie unterstreichen, dass Plattformen beispielsweise modifizierbare digitale Infrastrukturen sind, die verschiedene Parteien zusammenbringen, um eine datenabhängige Interaktion zu ermöglichen (z. B. Andersson Schwarz, 2017; Plantin, Lagoze, Edwards, et al., 2018; Srnicek, 2016; Van Dijck et al., 2018).
Vor diesem Hintergrund sind Plattformen für die digitale Gesellschaft (und somit für die soziologische Analyse) in mindestens zweierlei Hinsicht von Belang. Zum einen sind es insb. die großen Social Media-Plattformen, die für die enormen Datenmengen verantwortlich sind, die die digitale Gesellschaft auszeichnen. Gleichzeitig kommen derzeit verstärkt datenbankübergreifende Analyseplattformen, z.B. vom US-Hersteller Palantir Technologies, zur Anwendung, die das Management dieser großen Datenmengen ermöglichen sollen, so z.B. in der Polizeiarbeit (Egbert 2019; Brayne 2021), im Gesundheitswesen (Faulkner-Gurstein/Wyatt 2023) oder in der Entwicklungshilfe (Madianou 2019).
In diesem Seminar werden wir uns breit mit digitalen Plattformen auseinandersetzen und dabei nicht nur definitorische und konzeptuelle Fragen diskutieren, sondern auch mit Blick auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche und Plattformtypen die potenziellen Effekte dieser Plattformen besprechen sowie die (Un-)Möglichkeiten ihrer Regulierung thematisieren.
Ametowobla, D., & Kirchner, S. (2023). The Organization of Digital Platforms: The Role of Digital Technology and Architecture for Social Order. Zeitschrift für Soziologie, 52(2), 143–156.
Brayne, S. (2021). Predict and Surveil. Oxford: Oxford University Press.
Egbert, S. (2019). Predictive Policing and the Platformization of Police Work. Surveillance & Society 17 (1/2), 83-88.
Faulkner-Gurstein, R., & Wyatt, D. (2023). Platform NHS: Reconfiguring a Public Service in the Age of Digital Capitalism. Science, Technology, & Human Values, 48(4), 888-908.
Flyverbom, M. (2024). Theorizing data analysis platforms – digital refractions and reconfigurations of pasts, presents and futures. Information, Communication & Society, 1–15.
Gillespie, T. (2010). The politics of ‘platforms’. New Media & Society, 12(3), 347–364.
Gorwa, R. (2019). What is platform governance? Information, Communication & Society, 22(6), 854–871.
Helmond, A. (2015). The Platformization of the Web: Making Web Data Platform Ready. Social Media + Society, 1(2), 1–11.
Iliadis, A., & Acker, A. (2022). The seer and the seen: Surveying Palantir’s surveillance platform. The Information Society, 38(5), 334–363.
Seibt, D. (2024). Platform Organizations and Fields: Exploring the Influence of Field Conditions on Platformization Processes. Critical Sociology, online first.
Srnicek, N. (2016). Platform Capitalism. Polity.
Stark, D., & Pais, I. (2020). Algorithmic Management in the Platform Economy. Sociologica, 14(3), Article 3.
Ulbricht, L., & Egbert, S. (2024, i.E.). In Palantir we Trust? Regulation of data analysis platforms in public security. Big Data & Society.
Van Dijck, J., Poell, T., & Waal, M. de. (2018). The Platform Society: Public Values in a Connective World. Oxford University Press Inc.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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one-time | Fr | 12:00-14:00 | ONLINE | 15.11.2024 | |
one-time | Fr | 10:00-14:00 | X-E0-230 | 29.11.2024 | |
one-time | Fr | 14:00-16:00 | X-E0-226 | 29.11.2024 | |
one-time | Fr | 10:00-12:00 | C01-142 | 13.12.2024 | |
one-time | Fr | 12:00-16:00 | M4-112 | 13.12.2024 | |
one-time | Fr | 10:00-12:00 | C01-142 | 20.12.2024 | |
one-time | Fr | 12:00-16:00 | M4-112 | 20.12.2024 | |
one-time | Fr | 10:00-14:00 | X-E0-230 | 10.01.2025 | |
one-time | Fr | 14:00-16:00 | X-E0-226 | 10.01.2025 | |
one-time | Fr | 10:00-12:00 | T0-145 | 24.01.2025 | |
one-time | Fr | 12:00-14:00 | T2-141 | 24.01.2025 |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Studienleistung
Um in dem Seminar eine Studienleistung bescheinigt zu bekommen, müssen die Studierenden folgende Punkte erfüllen:
• Regelmäßige Anwesenheit und aktive Beteiligung an den Seminardiskussionen (umfasst die vorherige sorgfältige Lektüre der Texte!)
• Verfassen eines Textstatements mit Bezug auf einen Text aus der Seminarliteratur, unter Einbeziehung der Diskussionen im Plenum.
Das Textstatement hat einen Umfang von ca. 1200 Wörtern.
Die Statements sind als PDF-Dokument spätestens bis zum 31.12.2021 an den Dozenten zu schicken.
Prüfungsleistung
Als Prüfungsleistung müssen die Studierenden eine schriftliche Hausarbeit im Rahmen des Seminarthemas anfertigen. Die Hausarbeit hat einen Umfang von mindestens 6000 und maximal 8000 Wörtern.
• Die Hausarbeit wird als Email, als PDF-Dokument, an den Dozenten geschickt (simon.egbert@uni-bielefeld.de).
• Bedingung für die Annahme der Hausarbeit ist eine vorherige Absprache des Themas und der Fragestellung mit dem Dozenten.
• Es gibt kein spezielles Abgabedatum, ich rate aber zu einer Abgabe nicht später als 31.03.2024.