Ausgangspunkt der Vorlesung ist die historische Semantik der Zeit, derzufolge Wahrnehmung und Erfahrung der Zeit nicht nur historischem Wandel unterworfen ist sondern diesen Wandel ggf. auch selbst bestimmt. In diesem Sinn kann von Zeitregimes gesprochen werden, d.h. Ordnungen der Zeit, die das Verhältnis zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gestalten. Der Vorlesung liegt die These zugrunde, dass die Moderne ein Zeitregime der Zukünftigkeit darstellt, das auf dem Fortschrittsglauben beruht, demzufolge die Zeiterfahrung auf die Erwartung des Kommenden ausgerichtet ist, das die Gegenwart in vielfältiger Weise übertrifft und übersteigt (und mit der Vergangenheit bricht). Die Moderne verdankt sich jedoch nicht nur dem in der Neuzeit beginnenden Prozess der Diesseitsausrichtung, der sich durch die Aufklärung nicht nur im Weberschen Sinne der „Entzauberung der Welt“ verstärkt sondern der auch im Hinblick auf den Fortschrittsoptimismus in der Lage ist, umfassende Diesseitshoffnungen hervorzubringen. Die Moderne ist jedoch auch eng verbunden mit der sog. Neuen Welt, also mit der Entdeckung des unbekannten Kontinents im Westatlantik. Zu zeigen ist, dass diese Neue Welt nicht der Kontinent selbst ist sondern vielmehr seine Entdeckung am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jh. Anlass zur Erwartung einer kommenden Welt ist, die nun erst entsteht, und die die bekannte sowie die unbekannte Welt aufhebt. Die Neue Welt versteht sich mit anderen Worten nicht räumlich sondern zeitlich. „Amerika“ ist in diesem Sinne eine Zeitlichkeit eingeschrieben, die diese künftige und alles neu machende Welt anzeigt. Daraus folgt, dass die Moderne und ihre Zukunftsausrichtung nicht zuerst in Europa entstand, um sich später auf andere Erdteile auszudehnen. Sie stellt sich vielmehr als Ergebnis einer historisch beispiellosen planetarischen Welterfahrung heraus, die erstmals eine universale Perspektive ermöglicht. Damit sind auch die kolonialen Grundlagen der Moderne angezeigt, deren Neue Welt auf der Beherrschung eines europäischen Zentrums beruht und andere Erdteile zu Peripherien herabwürdigt. Zunächst zu zeigen ist in der Vorlesung, wie sich „Amerika“ als ein Kontinent der Künftigkeit konstitutiert, und welcher Art die Neue Welt ist, deren Entstehung es ankündigt. Anschließend sind die Entwicklungen im Verständnis der amerikanischen Zukünftigkeit nachzuvollziehen. Dabei wird auf die geographische und politische Verengung nicht nur Amerikas sondern auch des Zukunftsbegriffs auf die USA als „nation of futurity“ (John L. O’Sullivan) einzugehen sein. Hiermit verknüpft sind die regionalen und nationalen Differenzierungen der zukunftsorientierten Amerikanität auf dem restlichen Kontinent in der Epoche der Unabhängigkeit im 19. Jh. Schließlich wird es auch darum gehen, die Erschöpfung der sich sich als amerikanisch bzw. lateinamerikanisch verstehenden Zukunftserwartungen im 20. Jh. nachzuvollziehen.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Module | Course | Requirements | |
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23-LIT-LitP4 Kulturwissenschaft (Kulturtheorie) | Grundfragen der Kulturtheorie: Modelle, Geschichte, Probleme | Study requirement
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Kultur und Text: Exemplarische Analysen | Study requirement
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Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft: Theorie und Praxis | Study requirement
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23-LIT-M-LitAM5 Aufbau-Modul II: Fachphilologische Vertiefung Romanistik | Lehrveranstaltung 1 | Study requirement
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Lehrveranstaltung 2 | Study requirement
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Lehrveranstaltung 3 | Student information | ||
23-LIT-M-LitPM2 Profilmodul II: Literatur, Kultur, Wissen | Lehrveranstaltung 1 | Student information | |
Lehrveranstaltung 2 | Study requirement
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23-LIT-M-MGS-wp Wahlpflichtmodul Literaturwissenschaft | Lehrveranstaltung 1 | Graded examination
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Lehrveranstaltung 2 | Study requirement
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23-ROM-B3-S Profilmodul Literaturwissenschaft Spanisch | Autor/innen - Werke - Gattungen | Study requirement
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Literatur im kulturellen Kontext | Study requirement
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23-ROM-B4 Profilmodul Kultur- und Medienwissenschaft | Kulturelle Grundlagen sprachlicher und literarischer Kommunikation | Study requirement
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Medientechniken und -praktiken in Geschichte und Gegenwart | Study requirement
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- | Graded examination | Student information | |
23-ROM-B4_a Profilmodul Kultur- und Medienwissenschaft | Kulturelle Grundlagen sprachlicher und literarischer Kommunikation | Study requirement
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Medientechniken und -praktiken in Geschichte und Gegenwart | Study requirement
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.