220125 „nâch gote gebildet“ – Bildlichkeit in der mittelalterlichen Kunst und Philosophie (V+Ü) (WiSe 2016/2017)

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Die Fragen danach, was Bilder sind, sein dürfen oder sollen, waren mittelalterlichen Schriftstellern nicht unvertraut, im Gegenteil: die mittelalterliche Ästhetik, die es in gemeinsamer Lektüre exemplarischer Texte von Augustin (354–430) bis zu Nikolaus Cusanus (1401–1464) zu erschließen gilt, erweist sich sogar als ausgesprochen bildsensibel. Zu diskutieren ist etwa die Stellung der als Handwerk verstandenen Kunst/Fertigkeit (ars), der die Begabung (ingenium) und Überlieferung (traditio) schöpferischen Tuns abgesprochen wird. Dabei zielen besonders die frühchristlichen, in neuplatonischer Tradition stehenden Texte auf eine Trennung zwischen übersinnlichem Ur- und sinnlichem Abbild. Zugleich wird dem Künstler (artifex) zugestanden, die Schönheit Gottes im Materiellen zur Geltung zu bringen. Diese stets fragile Begeisterung und/oder Entrüstung über das Vermögen der Bilder, das vom Verstand nicht Begreifbare in der Betrachtung (contemplatio) erfahrbar zu machen, deutet einen produktiven Grundkonflikt der mittelalterlichen Reflexion über Bildlichkeit an. Hilfreiche Orientierungspunkte für einen Vergleich ästhetischer Positionen mittelalterlicher Autoren mit der zeitgenössischen Bildproduktion können Begriffspaare wie Naturferne und Naturnachahmung, Dunkelheit und Licht, Körperlichkeit und Unkörperlichkeit, Idealisierung und Realismus bieten. Nicht allein die chronologisch geordnete Erarbeitung zentraler Positionen mittelalterlichen Bilddenkens, sondern auch ihr visuell-historischer Nachvollzug sind Ziel und Anliegen dieser Historischen Orientierung: "denn Augen haben und Betrachten ist nicht dasselbe" (Augustin, Selbstgespräche, Erstes Buch).

Bibliography

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Wolfgang Christian SCHNEIDER (Hg.), Videre et videri coincidunt. Theorien des Sehens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Texte und Studien zur europäischen Geistesgeschichte; Reihe B; 1), Mnster 2011.

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22-3.1 Hauptmodul Vormoderne
3.1.4
Historische Orientierung Student information
22-3.8 Wahlfreies Hauptmodul
3.1.4
Historische Orientierung Student information
25-FS-EM Einführungsmodul E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information
25-FS-GM Grundlagenmodul E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten Student information

The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.

Degree programme/academic programme Validity Variant Subdivision Status Semester LP  
Frauenstudien (Enrollment until SoSe 2015)    
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education (Enrollment until SoSe 2014) 3.1.4 Wahlpflicht 4 scheinfähig  
Studieren ab 50    

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If the reference number is used for several courses in the course of the semester, use the following alternative address to reach the participants of exactly this: VST_79235100@ekvv.uni-bielefeld.de
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Number of entries 0
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Thursday, October 20, 2016 
Last update times:
Monday, July 18, 2016 
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Monday, July 18, 2016 
Type(s) / SWS (hours per week per semester)
lecture (V) + exercise (Ü) / 2
Department
Faculty of History, Philosophy and Theology / Department of History
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