Habermas und viele andere sahen im 20.Jahrhundert das Ende der Religionen gekommen. Das hat sich sehr geändert. Gerade die Verflechtung von Religion und Politik ist wieder sehr aktuell. Um die Möglichkeiten und Dimensionen solcher Verflechtungen zu verstehen, ist das 16. Jahrhundert mit Reformationen und Konfessionalisierungsbemühungen ein geradezu ideales Untersuchungsfeld: Die lutherische Reformation hätte sich kaum ohne herrschaftliche Interessen der Landesherren oder dem Buchdruck durchgesetzt. Der wirtschaftliche Vorteil, den protestantische Obrigkeit durch die Enteignung von Klöster oder ganzer Bistümer hatten, ist nicht zu unterschätzen. Diese Motive und Begründungen erscheinen dem modernen Menschen plausibel. Der intrinsische religiöse Beweggrund, die Angst um das Seelenheil, die Sehnsucht nach der richtigen Lehre ist ebenso von immenser Bedeutung. Weshalb folgte der „gemeine Mann“ den reformatorischen Predigern? Was brachte Städte dazu ihre Räte reformatorisch umzustrukturieren? Was ist mit den verbliebenen Altgläubigen (Katholiken)? Wie wichtig war das Herrschaftshandeln im Vergleich zur sozialen Interaktion oder auch der gegenseitigen sozialen Kontrolle?
Diese Frage und viele mehr sollen in diesem Seminar am Beispiel der Grafschaft Ravensberg diskutiert werden. Ravensberg ist ein interessantes Beispiel: Der Herzog von Jülich-Kleve Mark-Ravensberg verfolgte lange eher ein konfessionsübergreifende via media. So etablierte sich die (luth.) Reformation in manchen Städten Ravensberg erst recht spät (Bielefeld 1555). Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Landesherr – jetzt der Kurfürst von Brandenburg calvinistisch. Unter solchen Kontexten konnte die Politik des „cuius regio, eius religio“ nur begrenzt durchgesetzt werden.
Basiskenntnisse der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen frühneuzeitlichen Strukturen sind erwünscht, dafür wird der Besuch des Kurses/der Vorlesung „Reformation und Konfessionalisierung in westfälischen Territorien des 16. und 17. Jahrhundert“ (220002) von Stefan Gorißen wie auch der Einführungsvorlesung in die Geschichte der frühen Neuzeit (220312 v.a. die Sitzungen zu Reformation und Konfessionellem Zeitalter) empfohlen.
ANDERMANN, Ulrich: Die Gegenreformation im Stift Schildesche (1630-1647). Über die katholischen Restaurationsversuche in einem konfessionell gemischten Konvent, nebst Edition und Kommentar des Religionsvergleichs vom 5. Dezember 1647, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg 78 (1990), S. 7-38.
FLÜCHTER, ANTJE: Die via media in Ravensberg zwischen obrigkeitlicher Norm und Gemeindealltag, in: Die Grafschaft Ravensberg vom 12. bis 16. Jahrhundert, hrsg. von ULRICH ANDERMANN/MICHAEL ZOZMANN, Münster 2021, S. 213-232.
SCHRÖDER, SEBASTIAN: Die Grafschaft Ravensberg in Mittelalter und Reformationszeit, in: Westfälische Forschungen 74 (2024).
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-4.2 Mastermodul Geschichtswissenschaft: Vormoderne
4.2.3 |
Masterseminar Vormoderne | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
22-M-4.2 Mastermodul Vormoderne
4.2.3 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.4.15 Profilmodul "Gesellschaft - Wissen - Umwelt"
4.2.3 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.4.2 Profilmodul "Geschichte der Vormoderne"
4.2.3 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.5.15 Forschungsmodul "Gesellschaft - Wissen - Umwelt"
4.2.3 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.5.2 Forschungsmodul "Geschichte der Vormoderne"
4.2.3 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
Die Studienleistung besteht zum einen aus einem mündlichen Input zu einem der Seminarthemen (10 min), zum anderen aus kurzen Zusammenfassungen zur grundlegenden Lektüre, die jeweils im Lernraum hochgeladen wird. Außerdem werden zur Vorbereitung der schriftlichen Prüfungsleistung kleinere Ausarbeitungen (Abstrakt, Bibliographie, Gliederung) erwartet. Die Prüfungsleistung besteht aus einer schriftlichen Hausarbeit.
Die Veranstaltung ist ein Teil eines Moduls. Es sollte die zweite Veranstaltung begleitend besucht werden: „Reformation und Konfessionalisierung in westfälischen Territorien des 16. und 17. Jahrhundert“ (220002) von Stefan Gorißen