Der Investigativ-Journalismus (IJ) ist wie kaum eine andere soziale Institution in der Lage, andere Gesellschaftsbereiche in eine bestimmte Richtung zu bringen. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür lieferte etwa das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) im Zuge der sogenannten Offshore-Leaks. Die Effekte reichten bis in die Gesetzgebung zu Bankgeheimnissen in ansonsten in dieser Hinsicht vergleichsweise restriktive Staaten wie die Schweiz, Österreich oder Luxemburg hinein.
Die Vielzahl veröffentlichter Einzelheiten zu Steueroasen war für eine allgemeine Öffentlichkeit schlicht unverständlich. Insofern hat man es hier nicht mit einer Öffentlichkeitsbeteiligung zu tun, sondern Öffentlichkeit wird als notwendiger Zwischenstopp auf dem Weg zum Interventionsziel (hier: Bankenregulierung) genutzt. Hat man es hier also mit einem Fall des „umfunktionierten Prinzips der Publizität“ zu tun – nicht die Meinung einer räsonierenden Öffentlichkeit wird transportiert, sondern öffentliche Meinung erst erzeugt (Habermas 1962: §21)?
Doch längst interveniert der IJ nicht nur in andere Gesellschaftsbereiche, es lassen sich zudem Versuche beobachten, Öffentlichkeit zum Räsonieren zu bewegen. So versucht etwa die US-amerikanische IJ-Redaktion „ProPublica“ mit Formaten wie Songs, Videos oder Comics Interesse an komplexen Themen zu wecken, womit der Begriff „Gesellschaftssteuerung“ eine bemerkenswerte Wendung erfährt.
Die empirisch unbestreitbare Bedeutung des IJ für Steuerungsfragen ist von der Soziologie noch kaum zur Kenntnis genommen worden. Diesem Zusammenhang widmet sich das Seminar. Mögliche thematische Blöcken wären: Was ist Investigativ-Journalismus? Was ist Gesellschaftssteuerung? Was bedeutet Publizität als Steuerungsmechanismus?
Ein ausführlicher Themen- und Literaturplan ist zu Semesterbeginn erhältlich. Mögliche Textauswahl:
de Burgh, Hugo (Hg.) (2008): Investigative Journalism, 2. Auflage. London: Routledge. London
Habermas, Jürgen (1962): Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Teubner, Gunther (2012): Das Projekt der Verfassungssoziologie: Irritationen des nationalstaatlichen Konstitutionalismus. In: Zeitschrift für Rechtssoziologie 32 (2), S. 189–204.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 16-18 | U5-211 | 08.04.-15.07.2014 |
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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History, Philosophy and Sociology of Science / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 4 | Wahlpflicht | 2 | zusätzlich 4 LP für eine benotete Einzelleistung, 2 LP für eine unbenotete Einzelleistung | ||
Medienwissenschaft, interdisziplinäre / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 2 | Wahlpflicht | 3 | |||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.1 |