Friedrich Nietzsche hat mit seinen kritischen Analysen von Moral, Religion, Wissenschaft und Sprache das westliche Denken in Philosophie, Geschichte und Literatur nachhaltig geprägt. Nietzsches Schriften waren ein wesentlicher Einfluß für den französischen Philosophen und Historiker Michel Foucault, welcher Nietzsches Methode der Genealogie weiterentwickelt und auf neue Felder wie das moderne Verständnis psychischer Krankheiten oder das Strafvollzugssystem angewandt hat. Neben diesen "destruktiven" Geneaologien, welche fragwürdige, historisch gewachsene Annahmen hinter Begriffen wie "Moral","Krankheit" oder "Strafe" aufdecken, gibt es gegenwärtig auch Vorschläge für "affirmative" Genealogien, welche versuchen zu verstehen, aus welchem Zweck sich unsere Ideen oder Begriffe wie "Wissen" entwickelt haben. Im Seminar lesen wir Grundlagentexte, welche in Nietzsches und Foucaults genealogisches Denken einführen, sowie gegenwärtige Texte zur Debatte um die Rolle von Genealogie und Ideengeschichte für die philosophische Arbeit. Es sind keine Vorkenntnisse zur Seminarteilnahme notwendig, aber ein aktives Interesse an Geschichte und Methodologie der Philosophie hilfreich.
(Auswahl der Texte, die wir im Seminar lesen)
Foucault, M. (1971) Nietzsche, die Genealogie, die Historie. In: Daniel Defert & Francois Ewald (Hrsg.): Michel Foucault. Schriften in vier Bänden. Frankfurt a.M. Suhrkamp.
Fricker, M. (2007) Skepticism and the Genealogy of Knowledge: Situating Epistemology in Time. Philosophical Papers 37 (1):27-50.
Novaes, C.D. (2020). Carnap meets Foucault: conceptual engineering and genealogical investigations”. Inquiry.
Nietzsche, F. (1887) Genealogie der Moral. In Kritische Studienausgabe Bd. 5, Colli, F. & Montinari, M. (Hg.). Berlin/New York: De Gruyter.
Queloz, M. (2019) Nietzsches affirmative Genealogien. Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 67(3), 429-439.
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.