300035 Wohlfahrtsstaat und Gesellschaft (S) (WiSe 2014/2015)

Die Idee von Sozialpolitik bzw. Wohlfahrtsstaatlichkeit geht – wenigstens historisch – eng mit der Annahme der „Gestaltbarkeit von Gesellschaft“ (EVERS/NOWOTNY 1987) einher. Damit war sie den Verfechtern der „reinen Lehren“ des 19. Jahrhunderts, den klassischen (Alt-)Liberalen ebenso wie den orthodoxen Marxisten aus unterschiedlichen, im Seminar zu klärenden Gründen ein Greul. Die Geschichte hat Hoffnungen wie Befürchtungen bestätigt: Sozialstaat bedeutete in der Tat insofern Sozialreform, als die gesellschaftliche Empirie (auch) durch den Sozialstaat selbst massiv geprägt wurde und wird.
Inwiefern das geschieht und wie es zu beurteilen ist, hängt – wie wir sehen werden – elementar davon ab, 1) welches Bild von Gesellschaft durch Theorien verschiedenster Art gezeichnet wird, 2) ob ihnen eine Vorstellung einer „besseren“ Gesellschaft eigen ist und wenn ja, wie diese aussieht, sowie 3) wie sie die Möglichkeiten einschätzen, dass diese auch realisiert werden können.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Das Seminar richtet sich an alle, die sich sozialwissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen wollen und sich von Theorie nicht abschrecken lassen.
Lektüre- und Diskussionsbereitschaft werden vorausgesetzt, evtl. auch (in geringem Ausmaß) die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischsprachigen Texten.
Grundlegende soziologische und/oder sozialpolitische Kenntnisse sind von Vorteil, aber keine zwingende Teilnahmebedingung.

Literaturangaben

Zur Einführung:
ADALBERT EVERS und HELGA NOWOTNY (1987): Über den Umgang mit Unsicherheit. Die Entdeckung der Gestaltbarkeit von Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Kapitel III und V.