220072 Kunstgeschichte als Mediengeschichte (S) (WiSe 2022/2023)

Das Fach Kunstgeschichte beschäftigt sich – wenig überraschend – mit Kunstwerken und Bildern. Diese sind allerdings meist selbst fest verortet und wenig mobil. Kunstgeschichte zu betreiben heißt also, entweder zu den Originalen zu reisen, was mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden ist, – oder auf Reproduktionen zurückzugreifen. Diese Reproduktionen unterliegen selbst historischen Veränderungen und reichen von Druckgrafiken zu Dias, von analoger und digitaler Fotografie hin zu digitalen Bilddatenbanken. Das wirft Fragen danach auf, inwiefern diese Blick- und Zugangssituationen selbst unser Wissen über Kunst und damit die Disziplin Kunstgeschichte als Ganze prägen: Ist eine Betrachtung der Originale nur privilegierten Personen möglich? Ermöglicht eine Diadoppelprojektion an der Wand eine andere Art des Sehens und der Erkenntnis als eine Fotografie in der Hand? Welche Formatveränderungen gehen mit den Reproduktionen einher im Hinblick auf Größe, Materialität und Räumlichkeit?

Das Seminar möchte danach fragen, unter welchen Voraussetzungen Kunstwerke in den Seminarraum Einzug halten und wie sich die veränderten Voraussetzungen auf den Zugang zu den Werken auswirken. Es sollen also nicht nur die medialen Dispositive untersucht und historisiert werden, sondern ebenso kritisch geprüft werden, wie bestimmte Zugangsbedingungen Ein- und Ausschlüsse produzieren. Darüber hinaus sollen einige Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens über Kunst reflektiert werden.