In der modernen Gesellschaft lassen sich soziale Verhältnisse nicht mehr angemessen als lineare Kausalitätsverhältnisse beschreiben, in der es gilt, subjektiven Sinn zu verstehen.
Intention und Handlung, Mittel und Zweck stehen in vielen Forschungsprozessen als zu erforschender Gegenstand zentral, können strenggenommen jedoch nicht mehr voneinander
abgeleitet oder monokausal aufeinander bezogen werden.
In einer Gegenwart der Gegenwarten (vgl. Nassehi) kann demnach nicht mehr überzeugend auf unerklärte Erklärer wie Intentionalität oder subjektiv gemeinten Sinn zurückgegriffen werden,
da immer auch mit guten Gründen aus einer anderen Perspektive gefragt werden könnte, ob es sich hierbei nicht vielmehr um sekundäre, abgeleitete Phänomene handele –
etwa um kommunikative Zurechnungsprozesse oder Nebenwirkungen intendierter sozialer Vollzüge. Soziale Verhältnisse erscheinen bisweilen als eine polykontexturale Ordnung,
in der gleichsam ob eingenommener Beobachterstandpunkte die Verhältnisse unter einer jeweils anderen Kausalität erscheinen können. Diesen erkenntnistheoretischen sowie
wissenschaftstheoretischen Prämissen systemtheoretischer Forschungslogiken folgend, soll eine empirische Annäherung an dieses komplexe und paradoxe Beobachtungsgefüge vorgenommen werden.
Mithilfe der dokumentarischen Methode werden diese Erkenntnisse forschungspraktisch breit grundiert.
In der Methodologie der qualitativen Sozialforschung wird die Frage der Perspektivität sozialer Kausalitäten und dem Problem der dazugehörigen Rahmungen
mit Ausnahme von Bohnsack kaum in systematischer Weise gestellt (vgl. Vogd). Neben grundlagentheoretischen sowie erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Einführungen,
sollen die Vorteile einer systemtheoretischen Beobachterperspektive und der empirischen Verknüpfung mit der dokumentarischen Methode herausgearbeitet, sowie forschungspraktisch ausführlich angewendet werden.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/einrichtungen/bie/faq-stundenplan/
Der Besuch der Einführungsveranstaltung E1: Einführung in die qualitativen Forschungsmethoden ist erwünschte Voraussetzung zum Besuch dieser Veranstaltung.
Bohnsack, R. (Hrsg.) (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (3.,
aktualisierte Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.
Bohnsack, R. (2014). Erziehungswissenschaft, Sozialwissenschaft: Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden
(9., überarb. und erw. Aufl.). Opladen: Budrich.
Burger, T. (2021): Der Vater als Sozialfigur. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Burger, T.; Miceli, N. (2017). Empirische Forschung im Kontext Schule. Einführung in theoretische Aspekte und methodische
Zugänge. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Flick, U. (c 2009). Sozialforschung. Methoden und Anwendungen ; ein Überblick für die BA-Studiengänge (2. Aufl.). Reinbek bei
Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl.
Flick, U. (2016). Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung (7. Auflage, Originalausgabe, vollständig überarbeitete und erweiterte
Neuausgabe [2007]). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Nassehi, A. (2011). Gesellschaft der Gegenwarten (1. Aufl.). Berlin: Suhrkamp.
Nohl, A.-M. (2017). Qualitative Sozialforschung: Interview und Dokumentarische Methode [Elektronische Ressource]. Anleitungen für
die Forschungspraxis (5. Aufl. 2017). Wiesbaden: Imprint: Springer VS.
Vogd, W. (2011). Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung. Eine Brücke (2., erw. und vollst. überarb. Aufl.). Opladen: Budrich.
| Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
|---|---|---|---|---|---|
| einmalig | Di | 14-16 | ONLINE | 14.12.2021 | |
| einmalig | Sa | 8-18 | ONLINE | 15.01.2022 | |
| einmalig | Sa | 8-18 | ONLINE | 22.01.2022 | |
| einmalig | Sa | 8-18 | ONLINE | 29.01.2022 |
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Die Möglichkeiten von Hausarbeiten, Referaten mit schriftlicher Ausarbeitung, sowie die Übernahme von Teilen des Seminars sind mögliche Einzelleistungen, die im ersten Termin im Dezember in ihren konkreten Ausformulierungen weitere Detaillierung finden werden.