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Seminarbeschreibung:
Liberale und kosmopolitische Gerechtigkeitstheorien wie die von John Rawls, Rainer Forst oder Martha Nussbaum ähneln sich - bei allen Unterschieden - darin, dass sie einerseits der individuellen Wahlfreiheit für eine selbstbestimmte Lebensform einen hohen Stellenwert einräumen und andererseits den Anspruch erheben, geschlechts- und kulturneutrale Gerechtigkeitsgrundsätze zu formulieren, denen im Prinzip alle vernünftige Personen zustimmen können. Dies hat ihnen von kommunitaristischer, aber auch von feministischer und postkolonialer Seite Kritik und den Vorwurf des Paternalismus und des Eurozentrismus eingebracht.
Um diese Einwände zu entkräften, hat John Rawls die Idee eines „overlapping consensus“ eingebracht, Martha Nussbaum hat ihren Katalog von menschlichen Grundfähigkeiten geöffnet und Rainer Forst gesteht ein, dass das Recht auf Rechtfertigung mit seinen zwei Grundprinzipien Reziprozität und Allgemeinheit auch kritisierbar ist. Doch sind damit diese Gerechtigkeitskonzepte hinreichend kulturneutral formuliert und kulturübergreifend begründbar? Oder sind sie doch nur spezifische Werte einer liberalen Lebensform und von daher nicht Bestandteil einer universellen Moral? Darüber hinaus spielen In den liberalen und kosmopolitischen Debatten um globale Gerechtigkeit moralische Appelle an universelle materielle Hilfspflichten gegenüber den Ländern des globalen Südens eine große Rolle.
Aus einer dekolonialen Perspektive sind jedoch sowohl die universellen Annahmen der liberalen und kosmopolitischen Gerechtigkeitstheorien als auch die moralische Hilfsethik des Kosmopolitismus problematisch. Beide reproduzieren das koloniale Bild eines entwickelten Westens, der Gerechtigkeitswissen und Hilfsgüter bereitstellt und eines unterentwickelten globalen Südens, der diese empfängt. Zudem werden der Fortbestand kolonialer Machtasymmetrien, indigene Gerechtigkeitsvorstellungen und die Theorieproduktion aus dem globalen Süden bei der Konzeption universeller Gerechtigkeitsnormen kaum berücksichtigt.
Wir wollen in diesem Seminar auf Grundlage einer Analyse liberaler und kosmopolitischer Gerechtigkeits- und Verantwortungskonzepte und deren postkolonialer Kritik zwei Fragen klären. Erstens: Was beinhalten nicht-westliche Gerechtigkeits- und Moralvorstellungen wie beispielsweise die von Odera Oruka, Mogobe Bernard Ramose oder Thaddeus Metz und welchen Beitrag leisten diese zum globalen Gerechtigkeitsdiskurs? Zweitens: Kann es aufgrund der sehr unterschiedlichen Lebenswelten, kulturellen Traditionen und Unrechtserfahrungen überhaupt geteilte und universelle Gerechtigkeitsprinzipien geben, die kontextübergreifend Anwendung und Akzeptanz beanspruchen können?
In einer kritischen Durcharbeitung universalistischer und kultutrrelativistischer Gerechtigkeitsvorstellungen wollen wir verschiedene Gerechtigkeitstheorien vergleichend diskutieren. Wir wollen dabei prüfen, ob mittels transkultureller Aushandlungsprozesse lokale Gerechtigkeitsnormen erweitert und überschritten sowie universelle Gerechtigkeitsforderungen lokal bearbeitet und kulturspezifisch implementiert werden können. Bei einem transkulturellen Dialog muss aber auch das Problem machtkritisch mitreflektiert werden, dass zwischen subalternen Gruppen und Intellektuellen meistens kein gemeinsamer Verständigungsraum besteht und dieser erst geschaffen werden muss.
Zentrale Inhalte des Seminars:
Liberale und kosmopolitische Konzepte globaler Gerechtigkeit und Verantwortung
Postkoloniale Kritik an westlichen Gerechtigkeits- und Moraltheorien
Historische, epistemische und kognitive Ungerechtigkeiten in der hegemonialen Ordnung und Wissensproduktion
Globale Bewegungsfreiheit: Ein konfliktiver Gerechtigkeitsanspruch
Gerechtigkeits- und Moralkonzepte aus indigenen Kulturen und Ländern des globalen Südens
Zwischen Paternalismus und Schweigen – Kritik globaler Ungerechtigkeit aus privilegierter Position innerhalb asymmetrischen Machtverhältnisse
Möglichkeiten und Grenzen eines transkulturellen und postkolonialen Universalismus
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/einrichtungen/bie/faq-stundenplan/
Master of Arts: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Arts Erziehungswissenschaft im WiSe 2021/22
M.Ed. UFP GymGe: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Education UFP im WiSe 2021/22
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 12-14 | ONLINE | 13.10.2021-02.02.2022 |
Verstecke vergangene Termine <<
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-ME-A4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-B4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-C1 Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-ME-C1-MGS-wp Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-ME-C4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME3 Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Studienleistung
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Studieninformation |
25-ME3-IT Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Studienleistung
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Studieninformation |
25-UFP6-C Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
30-MGS-3 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: