Kann man die Bibel heute noch verstehen? Sind die in der Bibel überlieferten Texte nicht unzeitgemäß und irrelevant, darüber hinaus widersprüchlich und unglaubwürdig? Versucht man die Anfragen und Einwände gegenüber der Bibel systematisch zu erfassen, zeigt sich Unverständnis auf unterschiedlichen Ebenen:
1. Auf der Ebene der Texte werden sachliche und logische Widersprüche festgestellt. (Leitfrage: Ist die Bibel korrekt?)
2. Im Blick auf den historischen Aussagegehalt bestehen Zweifel an der Faktizität des Berichteten auf der Ebene der Korrespondenzwahrheit. (Leitfrage: Ist die Bibel plausibel?)
3. Schließlich ist für die meisten Schüler/innen die Gegenwartsrelevanz der Bibel sei es als persönliche Lebensorientierung, sei es als kulturprägende Kraft nicht einsehbar. (Leitfrage: Ist die Bibel sinnvoll und relevant?)
Diese Anfragen gegenüber der Bibel sollten jedoch nicht nur beklagt werden. Gerade in ihrer Umstrittenheit und Widerständigkeit eignet sich die Bibel wie kaum ein anderer Gegenstand dazu, "hermeneutische Kompetenz" zu vermitteln. Zumindest dann, wenn man "hermeneutische Kompetenz" nicht bloß als die Fähigkeit zur Anwendung bestimmter Auslegungsmethoden auffasst, sondern eher als die Fähigkeit, kritische Fragen an fremde Gegenstände zu stellen und sich von ihnen selbst in Frage stellen zu lassen. Gerade Missverständnisse und Unverständnis können somit zu einem Auslöser eines hermeneutischen Prozesses werden, dessen Ziel nicht darin besteht, den Textsinn zu entschlüsseln, sondern lebensweltliches Verstehen in vertiefter Weise zu ermöglichen.
Hermeneutik, die Lehre des Verstehens, wird hierbei nicht nur als Auslegungstechnik sondern als eine seit Gadamer wiederentdeckte umfassende Verstehenskunst aufgefasst, die den Verstehenden im phänomenologischen Prozess des Erkennens immer schon mit einbezieht. Waren die Verstehensbemühungen der Bibel schon geschichtlich ein Initial innerhalb der Entwicklung der wissenschaftlichen Disziplin der Hermeneutik, so kann auch das Unverständnis gegenüber der Bibel zum Ausgangspunkt werden, das Verstehen in vertiefter Weise zu lernen.
Im Seminar soll anhand der Lektüre ausgewählter Texte aus der Geschichte der theologischen Hermeneutik die Entwicklung der Disziplin nachgezeichnet werden.
Literatur zur Einführung:
M. JUNG, Hermeneutik zur Einführung. Hamburg 2002.
P. MÜLLER u.a., Verstehen lernen. Ein Arbeitsbuch zur Hermeneutik, Stuttgart 2005.
O. WISCHMEYER, Hermeneutik des Neuen Testaments. Ein Lehrbuch, Tübingen/ Basel 2004.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Ev. Religionslehre (SP) / Lehramt Primarstufe | A; C1 | Wahlpflicht | HS | ||||
Ev. Religionslehre (wU) / Diplom | Nebenfach | A; C1 | Wahlpflicht | GS und HS | |||
Ev. Religionslehre (wU) / Lehramt Primarstufe | A1; A2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Evangelische Theologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | NT II/1a; NT II/2a | 3 | |||
Evangelische Theologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | AT Ic; NT Ic | 3 | |||
Evangelische Theologie / Magister | Nebenfach | A; C1 | Wahlpflicht | GS und HS | |||
Evangelische Theologie / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | NT II/1a; NT II/2a | 3 | ||||
Evangelische Theologie / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | AT Ic; NT Ic | 3 | ||||
Ev.Religionslehre / Lehramt Sekundarstufe I | A; C1 | Wahlpflicht | HS | ||||
Ev.Religionslehre / Lehramt Sekundarstufe II | B; A; D1 |