000035 Ausgewählte Probleme der politischen Philosophie (S) (SoSe 2007)

Neben der Globalisierung und damit der Dominanz des Wirtschaftlichen gegenüber dem Politischen ist die Deplausibilisierung des westlichen Parlamentarismus eine weitere, wenn auch weniger intensiv wahrgenommene Folge aus dem Zusammenbruch des Ost-West-Gegensatzes. Dabei gibt es in der politischen Philosophie (und im theologischen Gespräch mit ihr) seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Überlegungen, das Politische diesseits des raditionellen Schemas von Gewaltenteilung und parlamentarisch begründeter Souveränität neu zu denken. Das Spektrum reicht dabei von theokratischen Bestrebungen bis hin zu einem postmetaphsischen Politikbegriff.

Einzelnen dieser Legitimationsschemata und Denkmodelle möchte das Seminar in kritischer Weise nachgehen, unter anderem gestützt auf folgende Texte:

Giorgio Agamben, Ausnahmezustand, Homo sacer II,1, Frankfurt-am-Main 2004;
Hannah Arendt, Macht und Gewalt, München 1973 (u.ö.);
Jacques Ellul, Apokalypse. Die Offenbarung des Johannes als Offenbarung der Wirklichkeit, Neukirchen 1981;
Panajotis Kondylis (Hrsg.), Der Philosoph und die Macht, Hamburg 1992;
Ders., Machtfragen. Ausgewählte Beiträge zu Politik und Gesellschaft, Darmstadt 2006;
Niklas Luhmann, Politik und Recht, in: ders., Das Recht der Gesellschaft, Frankfurt/Main 1993, 407-440;
Carl Schmitt, Politische Theologie. Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität, Berlin, 4. Aufl., 1985;
Ders., Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, Berlin, 6. Aufl. 1985;
Jacob Taubes, Religionstheorie und Politische Theologie, 3 Bände, Paderbon und München 1983ff.
Band 1: Der Fürst dieser Welt. Carl Schmitt und die Folgen.
Band 2: Gnosis und Politik.
Band 3: Theokratie
und klassische neutestamentliche Texte, die in ihrem kritischen Potential und ihrer Relevanz als politischen Diskussionsbeitrag neu gelesen werden müssen:
Markus 12,13-17
Römer 13,1-7
1. Korinther 12,1-30
1. Petrus 2,13-17
Apokalypse 13,1-18.

Weitere Anregungen seitens der Studierenden sind willkommen.

Für einen benotetenen Schein ist eine Hausarbeit, ein Arbeitspapier oder ein ausführliches Protokoll vorzulegen. Das Seminar ist lektüreintensiv.

Die Vorbesprechung und erste Sitzung, in der ein verbindlicher Arbeitsplan festgelegt wird, ist am 12. April 2007.