Im postnazistischen Deutschland wurde an Kinder gerichtete Kultur tendenziell als minderwertig (wenn nicht gar als gefährlich) betrachtet. Nach dem Jugendschutzgesetz von 1957 waren Kinobesuche und Fernsehprogramme für Kinder unter 6 Jahren untersagt. In den 1960er und besonders ab den 70er Jahren lässt sich eine Entwicklung feststellen: Z.B. als Gert Kasper Müntefering, einer der Erfinder der „Sendung mit der Maus", „1963 beim WDR die Verantwortung für den Aufbau des Kinderprogramms übernahm“, wollte er den moralisierenden, „unterhaltungsfeindlichen Charakter des bundesrepublikanischen Kinderfernsehen überwinden“ (Sruba, S.83f.). 1970 entwickelte sich im Rahmen dieser Neuausrichtung die für die Zeit des Kalten Krieges ungewöhnliche „Filmfreundschaft“ mit der Tschechoslowakei, die angefangen mit „Pan Tau“ diverse Koproduktionen ermöglichte: Das in Serien wie „Die Besucher“ entworfene Bild des Kindes ist eng mit politischen Fragen und Emanzipationsvorstellungen verknüpft.
Verbindungen von pädagogischen Lernvorstellungen mit Unterhaltung erblickten das Licht der Welt, bei der „Sendung mit Maus“ (1971) versinnbildlicht im Untertitel „Sach- und Lachgeschichten“. Im selben Jahr wurde die amerikanische Produktion „Sesame Street“ („Sesamstraße“) in Deutschland ausgestrahlt, die ebenfalls pädagogische Lernziele mit Unterhaltung kombinierte, um besonders Kindern aus benachteiligten Schichten zur Bildung zu verhelfen. Zugleich wurden hier mit Puppen Themen wie Hautfarbe („It’s not easy bein‘ green“) und unkonventionelle Liebe („Lulu’s back in town“) verhandelt. Das Erscheinen dieser Serie führte zu gesellschaftlichen Auseinandersetzungen beispielsweise um die Tatsache, dass schwarze Darsteller gleichberechtigt neben weißen auftraten – was ab Mitte der 70er Jahre mit der weißen Crew einer eigenen deutschen Rahmenhandlung umgangen wurde. Zwischen der 68er Bewegung und dem Mauerfall liefen sowohl neue Sendungen wie „Pusteblume“ (später: „Löwenzahn“) an als auch ältere Formate wie die „Augsburger Puppenkiste“ zu neuen, farbigen Höhen auf.
In diesem Seminar werden wir uns mit inhärenten Kindheitsbildern und den zum Teil widersprüchlichen politischen Implikationen einiger der Serien, die diesen Umschwung markieren, auseinandersetzen. Die Frage nach den Kindheitsbildern hat dabei zwei Ebenen: Erstens die Darstellung von Kindern und Kindheit in der filmischen Darstellung und einmal die Konzeption der Zuschauerschaft dieser Sendungen in der Art und Weise, wie das kindliche Publikum adressiert wird.
Master of Arts: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Arts Erziehungswissenschaft im SoSe 2020
Englisch- und Deutschkenntnisse
Lesser, Gerald S.: Children and Television: Lessons From Sesame Street. New York 1974.
Fisch, Shalom M./ Truglio, Rosemarie (Hg.): "G" is for Growing: Thirty Years of Research on Children and Sesame Street. Mahweh/New Jersey 2001.
Garlen, Jennifer/Graham, Anissa (Hg.): Kermit Culture: Critical Perspectives on Jim Henson's Muppets. Jefferson/North Carolina 2015.
Morrow, Robert W.: Sesame Street and the Reform of Children's Television. Baltimore/Maryland 2006.
Stötzel, Dirk Ulf et.al.: Geschichte des Kinderfernsehens in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklungsprozesse und Trends. Zürich 1990.
Srubar, Helena: Ambivalenzen des Populären. Pan Tau und Co. zwischen Ost und West. Konstanz 2008.
Weitere Literatur wird im Seminar abgesprochen.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Module | Course | Requirements | |
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25-ME1 Allgemeine Grundlagen | E2: Lebensalter | Study requirement
Ungraded examination Graded examination |
Student information |
25-UFP5 Fachdidaktik UFP | E1: Subjektentwicklung im Kindes- und Jugendalter | Study requirement
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Student information |
25-UFP7 Abschlussmodul UFP | E1: Vertiefung Lernen und Entwicklung | Study requirement
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Student information |
30-MGS-3_ver1 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Study requirement
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Student information |
Seminar 2 | Study requirement
Graded examination |
Student information | |
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen | Seminar 1 | Study requirement
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Student information |
Seminar 2 | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.