Wenn ich „ich“ sage, bezieht sich mein „ich“ auf Daniel Milne-Plückebaum; wenn Sie, liebe*r Leser*in, „ich“ sagen, bezieht sich Ihr „ich“ auf Sie. Wenn ich heute „heute“ sage, bezieht sich mein heutiges „heute“ auf den 25.6.18; wenn Sie am Tag, an dem Sie diesen Text lesen, „heute“ sagen, bezieht sich Ihr danniges „heute“ auf den Tag, an dem Sie diesen Text lesen. Wenn ich „hier“ sage, bezieht sich mein hieriges „hier“ auf Bielefeld; wenn Sie an dem Ort, an dem Sie diesen Text lesen, „hier“ sagen, bezieht sich Ihr dortiges „hier“ auf den Ort, an dem Sie diesen Text lesen. Und so weiter. Indexikalische Ausdrücke wie „ich“, „hier“ und „heute“ sind, was ihre Referenten angeht, nämlich abhängig vom Äußerungskontext; anderer Äußerungskontext, (womöglich) anderer Referent.
Themenwechsel. Wenn ich sage „Ich hätte heute Morgen auch ein Croissant essen können“, dann ist dieser Satz — relativ zum Äußerungskontext K, in dem DMP der Sprecher ist und der 25.6.18 der Tag der Äußerung — genau dann wahr, wenn eine mögliche Welt zu dem passt, was „Ich hätte heute Morgen auch ein Croissant essen können“ relativ zu K semantisch bereitstellt; also genau dann, wenn relativ zu einer möglichen Welt DMP am Morgen des 25.6.18. ein Croissant gegessen hat. Mögliche Welten spielen hier die Rolle von Evaluationskontexten, also Kontexten, die abgeglichen werden mit dem, was (Teil-)Sätze semantisch bereitstellen. Einige Ausdrücke, insbesondere Modalausdrücke wie „Es hätte sein können, dass“ oder „Es muss sein, dass“ verlangen so einen Abgleich mit anderen Evaluationskontexten als dem tatsächlichen.
Äußerungskontexte stellen für bestimmte Ausdrücke also die Referenten bereit; und für die Wahrheit mancher Sätze ist es erforderlich, dass etwas in verschobenen Evaluationskontexten der Fall ist.
An dieser Stelle besteht nun rein technisch die Möglichkeit, diese Zutaten anders zu kombinieren: zumindest formal kann man sich Ausdrücke zusammenkochen, die nicht Evaluationskontexte verschieben, sondern Äußerungskontexte. Sei M ein solcher Ausdruck. Wir könnten sagen: der Satz „M(Ich mag Hunde lieber als Katzen)“ ist relativ zu einem Äußerungskontext K genau dann wahr, wenn der Satz „Ich mag Hunde lieber als Katzen“ relativ zu einem anderen Äußerungskontext K’ semantisch etwas bereitstellt, das tatsächlich der Fall ist; wenn also ein*e andere*r Sprecher*in Hunde lieber mag als Katzen. Einen Ausdruck wie M, der eine Verschiebung des Äußerungskontexts verlangt, nennt man (nach David Kaplan) Monster.
Im Seminar soll es um Monster gehen. Wir wollen erstens verstehen, wie Monster genau funktionieren und was für Monster es überhaupt geben kann. Zweitens wollen wir schauen, ob es natürlichsprachliche Monster tatsächlich gibt. Drittens wollen wir untersuchen, ob der Begriff des Monsters überhaupt eine einzige Klasse (hypothetischer) sprachlicher Ausdrücke klar umreißt, oder ob ganz verschiedene Arten von Monstern für verschiedene sprachliche Phänomene verantwortlich gemacht werden können.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Fr | 10-12 | F1-125 | 08.10.2018-01.02.2019
nicht am: 28.12.18 / 04.01.19 |
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Linguistik: Kommunikation, Kognition und Sprachtechnologie / Master | (Einschreibung bis WiSe 19/20) | 23-LIN-MaTY; 23-LIN-MaCL1; 23-LIN-MaCL2 | 3 |
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: