Dass die Rechten die Kultur als das Feld entdeckt haben, auf dem um die geistige und ideologische Vorherrschaft gerungen wird, ist nicht neu. Dass sie damit aber so erfolgreich sind schon. Die Rechten haben zunehmend erkannt, dass ihnen eine politische Machtübernahme nur gelingen kann, wenn sie zuvor ihre Ideen in der Gesellschaft verankert haben und diese keinen Tabubruch mehr darstellen. So sind nach der jüngsten Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu „Rechtsextremen Einstellungen in Deutschland“ mittlerweile 40% der Meinung, dass Deutschland vom Islam unterwandert wird.
Der Erfolg rechtspopulistischer Parteien wie der AFD wird von zivilgesellschaftlichen Akteuren wie PEGIDA, der „Identitären Bewegung“, dem Institut für Staatspolitik oder dem Antaios Verlag getragen, die gegen eine multikulturelle, plurale und tolerante Gesellschaft mobilisieren. Dem liberal geprägten Deutschland wird eine Kulturrevolution entgegengesetzt, die Nationalstolz, kulturelle Identität, autoritäre Tugenden und das patriarchale Geschlechtermodell akzentuiert und wieder hegemoniefähig machen will.
Die Neue Rechte hat von den 68er-Bewegung ebenso gelernt wie von der Hegemonietheorie Gramscis. So versucht besonders die „Identitäre Bewegung“ Jugendliche auf einer subkulturellen Ebene anzusprechen, indem sie ihnen eine „echte Vergemeinschaftung“, „spektakuläre Aktionen“ und Hilfe bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung verspricht. Sie veranstalten Seminare, Workshops. Konferenzen und soziale Kompetenztrainings, die Jugendliche mit rechtem Gedankengut vertraut machen sollen. Die „Identitären“ sind daher nicht nur eine rechte Jugendbewegung, sondern sie verfolgen auch ein identitätspädagogisches Konzept, das auf eine rechts-konservative Besetzung des Wahrnehmens, Denkens und Fühlens vor allem junger Menschen zielt.
Eine kritische und emanzipative Pädagogik der Gegenwart muss diesen rechten Kultur- und Bildungsvorstellungen etwas entgegensetzen. Lange Zeit galt das Konzept der Interkulturellen Pädagogik als sinnvoller Ansatz für die multikulturelle Gesellschaft. Doch die Vorstellung einer Gesellschaft, in der unterschiedliche Kulturen gleichwertig und gleichberechtigt zusammen leben ist auch von links zurecht wegen des starren Kulturbegriffs kritisiert worden.
In diesem Seminar werden wir stattdessen versuchen, eine transkulturelle Antwort auf den rechten Kulturkampf zu finden. Dazu soll der Kulturbegriff zur Erklärung individuellen Verhaltens aber nicht einfach zurückgewiesen werden, wie es in antirassistischen Ansätzen oft der Fall ist, sondern wir wollen den Kulturbegriff einsetzen, um die komplexe Verstrickung der Subjekte in kulturelle Praktiken, Diskurse und Differenzordnungen zu untersuchen und sichtbar zu machen. In einer transkulturellen Pädagogik geht es nicht darum, die Individuen an eine Kultur zu binden, sondern die eigene sozio-kulturelle Herkunft zu reflektieren, kulturelle Beschränkungen zu überschreiten und kulturelle Vermischungen für die eigene Identitätsarbeit zu nutzen.
Wir werden uns in dem Seminar intensiv mit neurechten Ideologien, Gruppierungen und Akteuren beschäftigen. Ferner werden wir nachvollziehen, wie die Neue Rechte herrschaftskritische Ansätze wie die Hegemonie-Konzepte von Gramsci, Laclau und Mouffe für ihre Zwecke zu nutzen und zu instrumentalisieren versteht. Im Anschluss daran soll das Konzept der Transkulturellen Pädagogik vorgestellt und diskutiert werden. Ziel ist es einen Kulturbegriff zu entwickeln, der es erlaubt einerseits kulturelle Fragen in pädagogischen Zusammenhängen zu behandeln und andererseits dem rechten Kulturverständnis Paroli zu bieten.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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wöchentlich | Di | 12-14 | U2-113 | 10.04.-17.07.2018
not on: 5/1/18 |
Module | Course | Requirements | |
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25-BE2_ver1 Erziehungswissenschaftliche Forschung in Theorie und Empirie | E2: Soziale, kulturelle, politische und rechtliche Kontexte pädagogischen Handelns | Study requirement
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Student information |
- | Graded examination | Student information | |
25-BiWi14_a Fachliches Grundlagenmodul (GymGe) | E2: Bildung, Erziehung und Sozialisation | Study requirement
Graded examination |
Student information |
25-BiWi14_b Fachliches Grundlagenmodul (GymGe) | E2: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Inklusion | Study requirement
Graded examination |
Student information |
25-BiWi2 Fachliches Grundlagenmodul | E2: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Inklusion | Study requirement
Graded examination |
Student information |
25-BiWi2-G Fachliches Grundlagenmodul (Grundschule) | E2: Bildung, Erziehung und Sozialisation | Study requirement
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Student information |
- | Graded examination | Student information | |
25-BiWi2-HRGe Fachliches Grundlagenmodul (HRGe) | E2: Bildung, Erziehung und Sozialisation | Study requirement
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Student information |
- | Graded examination | Student information | |
25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.