Mit der UN-Behindertenrechtskonvention, die seit März 2009 auch für Deutschland verbindlich ist, wurden nun auch Menschen mit Behinderungen unter den Schutz des allgemeinen Menschenrechts gestellt. Historisch gesehen bedeutet dieser Rechtsakt eine radikale Abkehr von ihrer Ungleichbehandlung. Deren Wurzeln lassen sich, wie die Untersuchungen im neuen Forschungsfeld der Behindertengeschichte zeigen, mindestens bis in die Aufklärung zurückverfolgen. Seit der Frühmoderne wird körperliche und mentale Andersheit als ein individuelles, zu überwindendes Defizit aufgefasst. Zweifelsohne hat die Vorstellung von der imperfekten Natur des Behinderten zur Entwicklung einer Vielzahl von wohlgemeinten medizinischen, pädagogischen und technischen Hilfsmitteln und Maßnahmen geführt, die alle dem Ziel dienten, den als anomal empfundenen Zustand aufzuheben. Gleichzeitig ist unverkennbar, dass eine solche an der Norm der Mehrheitsgesellschaft orientierte Definition von Behinderung auch eine gesellschaftliche Marginalisierung der Betroffenen nach sich gezogen hat, die bis heute nachwirkt. Gerade an diesem Beispiel lässt sich zeigen, welches extrem ausgrenzende als auch deutlich mobilisierende Potential moderne Leistungsgesellschaften für ihre Mitglieder besitzen, unabhängig davon, welche Fähigkeiten oder Unfähigkeiten dem Einzelnen in diesem Zusammenhang attestiert werden.
Warum kam es zur Ungleichbehandlung von Menschen mit Behinderung? Wie lässt sich der historische Zusammenhang zwischen Fürsorge auf der einen und Diskriminierung auf der anderen Seite erklären? Was wurde jeweils wo, wann und von wem als normal oder anormal angesehen? Wie stellt sich die gesellschaftliche Bewertung von Andersartigkeit im historischen und kulturellen Vergleich dar, sowohl in Bezug auf unterschiedliche Arten von Behinderungen als auch im Verhältnis zu anderen ausgrenzenden Kriterien wie Geschlecht, Alter oder Ethnizität? Nach einer theoretischen Einführung werden im Seminar Fallbeispiele vom Mittelalter über die Neuzeit bis in die Gegenwart diskutiert. Dabei soll deutlich werden, wie sich der Blick in die Geschichte verändert, wenn das Leben und der gesellschaftliche Umgang mit Behinderung berücksichtigt werden.
keine besonderen Vorkenntnisse notwendig
Lutz, Petra/Macho, Thomas/Staupe, Gisela/Zirden, Heike (Hg.): 2003: Der (im-)perfekte Mensch. Metamorphosen von Normalität und Abweichung. Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag.
Bösl, Elsbeth 2009: Dis/ability History. Grundlagen und Forschungsstand, in: H-Soz-u-Kult, 07.07.2009, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/forum/2009-07-001.
Bösl, Elsbeth/Klein, Anne/Waldschmidt, Anne (Hg.) 2010: Disability History. Konstruktionen von Behinderung in der Geschichte. Eine Einführung. Bielefeld: transcript.
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22-HEPS-HM1 Hauptmodul 1: Entwicklung der Wissenschaften | Entwicklung der Wissenschaften I | Study requirement
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Entwicklung der Wissenschaften II | Graded examination
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22-M-4.1 Theoriemodul | Interdisziplinäres Theorieseminar | Graded examination
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30-MGS-5 Hauptmodul 4: Körper und Gesundheit | Seminar 1 | Study requirement
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Seminar 2 | Study requirement
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
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