Die „Stellung der Frau im Islam“ ist auch in Deutschland ein immer wieder kehrendes Thema in den Medien, der Politik und der Migrationsgesellschaft. Musliminnen müssen sich dabei oft an zwei Fronten gleichzeitig zur Wehr setzen. Einerseits werden sie in der Mehrheitsgesellschaft oft als rückständig und unterdrückt dargestellt. Verantwortlich gemacht wird dafür ihre Religion, die ihnen angeblich Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Freiheit verwehrt. Häufig wird Ihnen vermittelt, dass sie sich nur emanzipieren können, wenn sie auf Distanz zu ihrer Religion gehen, das Kopftuch ablegen und Werte des westlichen Feminismus übernähmen.
In islamisch geprägten Gemeinschaften müssen sie sich wiederum immer wieder gegen traditionelle Rollenbilder, patriarchale Familienstrukturen und männliche Interpretationen des Koran behaupten.
Islamische Feministinnen unterstützen und stärken Musliminnen sowohl in ihren dekolonialen als auch in ihren innerislamischen Kämpfen und Auseinandersetzungen.
Der islamische Feminismus ist jedoch keine einheitliche Bewegung, sondern setzt sich komplex aus unterschiedlichen Ansätzen, Strömungen und Akteuren zusammen. Zu den zentralen Zielen eines feministisch gedeuteten und gelebten Islam zählen eine antipatriarchale Lesart islamischer Quellen wie dem Koran und der Hadithe. Dazu gehört wesentlich, sich nicht nur auf den Wortlaut islamischer Texte zu fixieren, sondern auch die historischen Offenbarungsanlässe und Entstehungskontexte des Islam zu berücksichtigen.
Ferner geht es um eine Infragestellung der islamischen Rechtsprechung, insbesondere bezüglich des Familien- und Personenstandrechts. Die von Männern ausgehende Rechtsprechung zu Fragen von Vormundschaft, Erbschaft oder Scheidungsrecht gründet dabei weniger auf den Koran als auf gesellschaftliche Traditionen und Konventionen.
Des weiteren zeigen islamische Feministinnen, wie Frauen besonders in der Frühgeschichte des Islam herausragende Rollen in Religion, Politik und Gesellschaft einnahmen. Dabei spielt auch das Leben des Propheten Mohammed eine bedeutende Rolle, der Frauen nicht nur mit Respekt behandelte, sondern sie auch an spirituellen, religiösen und politischen Diskussionen und Auslegungen teilhaben ließ.
Es geht im islamischen Feminismus also nicht um eine Ablehnung des Islam, sondern darum, die über Jahrhunderte verfestigten patriarchalen Auslegungen des Islam aufzubrechen, weibliche Perspektiven auf den Islam zu stärken und eine antipatriarchale Lektüre des Koran und der Hadithe zu befördern.
Dieses Seminar versteht sich als eine Einführung in die Anfänge, Geschichte und Gegenwart des islamischen Feminismus. Darüber hinaus werden wir uns mit der schwierigen Situationen arabischer Frauen im Iran und anderen islamischen Ländern sowie dem zunehmenden antimuslimischen Rassismus in westlichen Ländern beschäftigen.
Literaturangaben: Werden im Seminar bekannt gegeben.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | Seminar | Study requirement
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30-M26 Fachmodul Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse | Einführung (Seminar 1) | Study requirement
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Vertiefung (Seminar 2) | Study requirement
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30-MGS-4_a Hauptmodul 3: Geschlechterordnung(en) in Zeiten globaler Transformationen | Seminar 1 | Study requirement
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Seminar 2 | Study requirement
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |