230600 Wiener Moderne (S) (WiSe 2016/2017)

'Die' Moderne hat mehrere Geburtsorte, ganz sicher Paris, Dublin, London, Berlin – und eben auch Wien. Besonders reizvoll an der Wiener Moderne ist neben ihrer zeittypischen Umkreisung von 'décadence' und 'Nervenkunst' die Thematisierung des Unbewussten und der Sexualität, ebenso die ganz ungewöhnliche Massierung von Ausnahmetalenten einer Alterskohorte an einem Ort, so dass sich die beinahe cliquenhafte, wechselseitig-konkurrierende Befruchtung der formal innovativen Schreibweisen quasi unter Laborbedingungen rekonstruieren lässt.

Durch die Lektüre von Texten Arthur Schnitzlers, Robert Musils, Karl Kraus', Peter Altenbergs, Hugo von Hofmannsthals, Leopold Andrians, Otto Weiningers, Sigmund Freuds, Richard Beer-Hofmanns u.a. soll der Beitrag Wiens zum ästhetischen Diskurs der Moderne konturscharf ermittelt werden. Verabredung des Programms in der ersten Sitzung; gedacht ist auch an Seitenblicke auf Musik (Mahler, evtl. Schönberg), bildende Kunst (Wiener Secession und Umfeld) sowie Philosophie (früher Wittgenstein).
Viele Texte sind über Reclam-Ausgaben verfügbar und können mit 40% Rabatt bezogen werden; das gilt auch für die umfangreiche Anthologie Wiener Moderne. Literatur, Kunst und Musik zwischen 1890 und 1910, hg. v. Gotthard Wunberg, Stuttgart 1981 (RUB 7742), die sich als nützlich erweisen dürfte.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Grundkenntnisse in der deutschsprachigen Literarhistorie

Literaturangaben

Hermann Broch, „Hofmannsthal und seine Zeit“, in: Ders., Kommentierte Werkausgabe, hg. v. Paul-Michael Lützeler, Bd. 9/1: Schriften zur Literatur 1. Kritik, FfM 1975, 111-284;

Jens Malte Fischer, Fin de siècle. Kommentar einer Epoche, München 1978;

Sabine Haupt, Stefan Bodo Würffel (Hg.), Handbuch Fin de siècle, Stuttgart 2008;

Dagmar Lorenz, Wiener Moderne, Stuttgart 1995 u.ö.;

Stefan Zweig, Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers, FfM 1970 u.ö. (zum atmosphärischen Einstimmen in die Epoche)