250362 Verführung zur Unterwerfung – Zum Verhältnis von Institution und Subjekt am Beispiel (unbewusster) Prozesse in der totalen Institution Napola und deren intergenerationellem Weiterwirken (BS) (WiSe 2016/2017)

Inhalt, Kommentar

Institution ist einer der großen Kategorien der Sozialwissenschaften, die ganz allgemein zunächst Formen der Einrichtung des gesellschaftlichen Lebens fasst. Als Institution werden dabei im klassischen Sinne Anstalten wie Schulen, Behörden, Gefängnisse, Psychiatrien etc. oder auch ganz alltägliche Rituale (wie z. B. das Grüßen) bezeichnet. In Institutionen sedimentieren und reproduzieren sich gesellschaftliche Strukturen – umgekehrt lässt sich an Institutionen auch Erkenntnis über gesellschaftliche Prozesse und die Einbindung der Subjekte in diese gewinnen.
Das Seminar bietet Gelegenheit einführend sozialwissenschaftliche und sozialpsychologische Konzepte der Interferenz von Institution und Subjekt kennenzulernen und an einem spezifischen Beispiel zu diskutieren: den Nationalpolitischen Bildungsanstalten (Napola) im Nationalsozialismus.
Das Seminar ist in drei Blöcke aufgeteilt.
Zunächst ist eine Auseinandersetzung mit Aspekten der Theorien der Institution von Michel Foucault und Erving Goffman angesetzt. Anhand von Foucaults Begriff der Disziplinarmacht wird dabei Thema sein, inwiefern gesellschaftlich wirksame Autorität sich historisch wandelt und welche spezifischen Merkmale Foucault nach Disziplinierungsmechanismen der heutigen Gesellschaft charakterisieren. Desweiteren wird der von Goffman geprägte Begriff der totalen Institution verhandelt werden, mit dem ein besonderer Grad der autoritären Unterwerfung der Subjekte in und durch Institutionen gefasst wird.
Hiervon ausgehend werden im zweiten Block (auf Grundlage der Studie: Das Erbe der Napola. Versuch einer Generationengeschichte des Nationalsozialismus; Schneider/Stillke/Leineweber 1996) die Napolas als konkretes historisches Beispiel einer totalen Institution Gegenstand sein – und dabei insbesondere unter psychoanalytischen Gesichtspunkten die unbewussten Prozesse autoritärer Unterwerfung und deren intergenerationelles Weiterwirken.
Im dritten Block wird im Rahmen einer Diskussion des Spielfilms NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER (D 2004; Regie D. Gansel) die Frage nach der gegenwärtigen Perspektive auf dieserart totale Institution relevant: Inwiefern reproduziert diese 'Verfilmung' einer nationalsozialistischen Bildungsinstitution bestimmte Mechanismen von deren Wirkungsweise?

Literaturangaben

Literatur (teils Auszüge):

  • Erdheim, Mario 1988a: Spielregeln, Gewalt und Unbewußtheit. In: Ders.: Psychoanalyse und Unbewußtheit in der Kultur. Frankfurt/M., S. 284-296.
  • Erdheim, Mario 2013: Die Symbolisierungsfähigkeit und der Antagonismus zwischen Familie und Kultur. In: Schneider, Gerhard/Günter H. Seidler (Hg.): Internalisierung und Strukturbildung : theoretische Perspektiven und klinische Anwendungen in Psychoanalyse und Psychotherapie. Opladen, S. 116-131.
  • Foucault, Michel 2005: Die Macht der Psychiatrie – Vorlesung am Collège de France (1973-1974). (Daraus: Vorlesung 3 und 4). Frankfurt/M.
  • Goffman, Erving 1973: Über die Merkmale totaler Institution. In: Ders.: Asyle – Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten. Frankfurt/M., S. 13-124.
  • Schneider, Christian/Cordelia Stillke/Bernd Leineweber 1996: Das Erbe der Napola. Versuch einer Generationengeschichte des Nationalsozialismus. Hamburg.
  • Sebastian Winter 2007: Arischer Antifaschismus. Geschlechterbilder als Medium der kulturindustriellen Bearbeitung der Erinnerung an den Nationalsozialismus am Beispiel der Filme Der Untergang, Sophie Scholl und Napola. In: Kittkritik (Hg.): Deutschlandwunder. Wunsch und Wahn in der postnazistischen Kultur. Mainz, S. 52-69.

Vertiefende Literatur:

  • Erdheim, Mario 1988b: Adoleszenz zwischen Familie und Kultur. In: Ders.: Psychoanalyse und Unbewußtheit in der Kultur. Frankfurt/M., S. 191-214.
  • Freud, Sigmund 1921c: Massenpsychologie und Ich-Analyse. In: Gesammelte Werke Bd. XIII, S. 71-161.
  • Wimmer, Michael 2005: Wahnhaftes Wissen und gewusster Wahn im pädagogischen Diskurs. In: Pazzini, Karl-Josef/Marianne Schuller/Michael Wimmer (Hg.): Wahn – Wissen – Institution. Undisziplinierbare Näherungen. Bielefeld, S. 57-90.

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