Revolutionen sind die „Lokomotiven“ der Geschichte. Das Bild leuchtet ein, auch wenn der Fahrplan, den Karl Marx mit ihm verbunden sehen wollte, inzwischen widerlegt sein dürfte. Die epochale, Geschichte machende Qualität von Revolutionen aber scheint unbestritten: Revolutionen vollziehen, so die landläufige Auffassung, radikalen Wandel, sie brechen mit der Vergangenheit und entwerfen die Zukunft neu.
Revolutionen werden von Zeitgenossen und Historikern entdeckt und erfunden. Der feste Platz, den die Französische und die Oktoberrevolution in den Geschichtsbüchern wie in der Populärkultur heute haben, ist nicht zuletzt Resultat vergangener Deutungskämpfe. Deutlicher noch wird dies, wenn über die revolutionäre Qualität von gegenwärtigen Ereignissen gestritten wird, etwa im Falle des „Arabischen Frühlings“. Dabei spielen nicht allein unterschiedliche Revolutionsbegriffe eine Rolle, vielmehr geht es um grundlegende Konzeptionen von Geschichte und historischem Wandel, aber auch um Gesellschaftsentwürfe und Zukunftserwartungen.
Das Seminar setzt sich mit der Art und Weise auseinander, wie Revolutionen konstruiert und gedeutet werden, um so Geschichts- und Gesellschaftstheorien gleichsam in „Aktion“ zu beobachten. Dazu werden uns wir zunächst mit der Geschichte des Revolutionsbegriffs und ausgewählten Konzepten von Revolution beschäftigen. Dann untersuchen wir verschiedene historische Beispielfälle aus geschichtstheoretischer und historiographiegeschichtlicher Perspektive: Wann ist eine Revolution eine Revolution? Wer „macht“ eigentlich Revolution? Brechen Revolutionen tatsächlich gänzlich mit der Vergangenheit? Und wie erzählt (oder auch: wie verfilmt) man eine Revolution? Besondere Aufmerksamkeit gilt Kontroversen um die „revolutionäre“ Qualität eines historischen Phänomens, z.B. im Hinblick auf den Bauernkrieg als „Frühbürgerliche Revolution“ oder die „Friedliche Revolution“ von 1989/90. Auch die Repräsentation von Revolutionen in Literatur, Kunst und Film soll einbezogen werden.
Bei der Auswahl der Beispiele können Interessen und Wünsche der TeilnehmerInnen berücksichtigt werden.
Erste Literaturhinweise
Reinhart Koselleck, Revolution als Begriff und Metapher. Zur Semantik eines einst emphatischen Worts, in: ders. Begriffsgeschichten. Studien zur Semantik und Pragmatik der politischen und sozialen Sprache, Frankfurt a.M. 2006, S. 240-251.
Rolf Reichardt, Art. „Revolution“, in: Enzyklopädie der Neuzeit 11, Stuttgart 2010, Sp. 152-175.
Florian Grosser, Theorien der Revolution zur Einführung, Hamburg 2013.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Theorien in der Geschichtswissenschaft | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
22-B4-HM Profilmodul Geschichtswissenschaft (für Studierende mit Kernfach / Nebenfach Geschichte) | Seminar | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 2.4 | 4 | Studierbar als Grundseminar Theorien in der Geschichtswiss. | |||
Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaRKS4b; BaRK5e; BaRKF4b; BaRK5f |