230310 Visionen des Endes: Moderne und Apokalypse in den romanischen Literaturen (S) (SoSe 2016)

Inhalt, Kommentar

Wenn man die Moderne als eine spezielle Epoche in Erscheinung fasst, die im ersten Drittel des 19. Jh. einsetzt und sich gegen Mitte des 20. Jh. zunehmend verliert, so gibt sie sich als eine kulturelle und gesellschaftliche Ausrichtung auf die Zukunft zu erkennen, die in in ihrer Radikalität in der Geschichte ohne Beispiel ist. Entwicklungen in Technik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur beschleunigen bzw. vervielfältigen sich und setzen einen ungeahnten Transformationsprozess in Gang, in dem alles Gewesene als veraltet bzw. überholt erscheint, und in dem sich die Gegenwart als eine Neuzeit darstellt, die mit der Vergangenheit bricht, und die das unaufhaltsam kommende Zeitalter einleitet.
Die ästhetische Moderne ist jedoch zunehmend skeptisch, ob der historische Vorwärtsdrang des Fortschritts sein Versprechen hält und die Menschheit in eine bessere Welt führt. Vielmehr setzt sich zu Beginn des 20. Jh. die Auffassung durch, dass der Prozess der Geschichte nicht segensreich sondern im Gegenteil zerstörerisch ist. Unterschiedliche Deutungen differenzieren sich aus: Auf der einen Seite stehen Anschauungen, die revolutionäre Beendigungen der Geschichte entwerfen, die eine neue Ära einleiten sollen. Auf der andere Seite geht es um Vorstellungen, dass die Geschichte auf ihr eigenes Ende zusteuert und sich letztlich selbst zerstört. Gemein ist diesen modernen Apokalypsen, dass sie im Gegensatz zur Theologie nicht davon ausgehen, dass eine transzendentale Errettung aus der Geschichte erwartet werden kann. Wenn Gott und sein Reich nicht mehr als Erlösungsgewissheit zur Verfügung stehen, wird die Auseinandersetzung mit der Möglichkeit eines Endes der Welt zwingend, das endgültig ist und auf das nichts mehr folgt.
Die romanischen Literaturen haben die Visionen des Endes intensiv diskutiert. Herausragende Texte der französischen, spanischsprachigen und portugiesischen Literaturen werden hinsichtlich der modernen Apokalyptik im Seminar analysiert. Dafür werden die Texte ebenso im Original wie auch in der Übersetzung zur Verfügung stehen. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der Romanistik (Französisch/Spanisch) wie auch der Literaturwissenschaft.

Literaturangaben

Frank Kermode: The Sense of an Ending. Studies in the Theory of Fiction. New York: Oxford Univ. Press, 2000 [1966]
Walter Benjamin: „Über den Begriff der Geschichte“, in: Gesammelte Schriften; Bd. 1: Abhandlungen; Teil 2. Unter Mitw. von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem, hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Suhrkamp: Frankfurt/M., 1991, 691-706
Jacques Derrida: Apokalypse. Herausgeben von Peter Engelmann. Wien: Passagen, 2000

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