300854 New Feminist Materialisms (S) (WiSe 2025/2026)

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Die Kritik an Biologismen als einer Form von Essentialismen begleitet die Gender, Queer & Trans Studies seit ihrer Entstehung. Problematisiert wird die hegemoniale Darstellung von Natur als Ursprung von Kultur. Denn mit einer angeblichen biologischen Determiniertheit wurden und werden cis-sexistische, rassistische, koloniale und ableistische Gesellschaftsverhältnisse legitimiert und reproduziert. Immer wieder, so auch aktuell, wird der Rekurs auf die Biologie von (vermeintlich) natürlich differenten Geschlechtskörpern vor allem in rechtspopulistischen Diskursen genutzt, um das hegemoniale, biologistische Geschlechterverständnis zu (re-)naturalisieren. Körper, die medizinischen (Geschlechter-)Normen nicht entsprechen, wie z.B. trans* und nicht-binäre Körper, werden dabei als unnatürlich markiert. Wie kann geschlechtstheoretisch auf Natur, menschliche Körper und (körperliche) Materie Bezug genommen werden, ohne solch problematischen Essentialisierungen zuzuspielen? Jedoch auch ohne ausschließlich eine (dekonstruktivistische) Perspektive einzunehmen, in der Natur und menschliche Körper als bloße Einschreibungsflächen von Kultur gedacht werden? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt sich eine Forschungsrichtung, die sich in den späten 1990-er Jahren unter den Überbegriffen New Materialism, Neo Materialism oder auch (New) Material Feminism formiert hat.

Das Seminar ist thematisch in vier Blöcke gegliedert: 1) Die Erschließung von neomaterialistischen Theorien erfolgt durch die gemeinsame Lektüre und Besprechung von Texten, die dieser Forschungsrichtung zugrunde liegen. So erarbeiten wir uns zunächst ein Verständnis von wichtigen neomaterialistischen Ideen und Ansätzen. 2) In einem zweiten Schritt widmen wir uns der neomaterialistischen Konzeption von Natur, Materie und Körpern als aktiv beteiligt an Materialisierungsprozessen: Wenn Materie, bspw. Geschlechtskörper, weniger als feste, gleichbleibende Natur, sondern vielmehr als kontinuierliche Materialisierungsprozesse konzeptualisiert werden, was für Konsequenzen ergeben sich daraus für das Nachdenken über Körper und Geschlecht? 3) Im dritten Block betrachten wir neomaterialistische Forschungen, die Anwendungsbeispiele dafür liefern, wie konkrete Phänomene neomaterialistisch beforscht und gedacht werden können. 4) Schließlich nehmen wir die Schnittstelle zwischen Neomaterialismen und den Queer & Trans Studies genauer in den Blick. Welche produktiven Überschneidungen aber auch Widersprüche ergeben sich hier? Wo und wie stoßen die Neomaterialismen an ihre (epistemischen) Grenzen, insbesondere in Hinblick auf einen emanzipatorischen Ansatz an trans* Körper und TransMaterialitäten?

Seminarsprache ist Deutsch, die Bereitschaft Texte in Englisch zu lesen wird erwünscht.

Bibliography

Alaimo, Stacy/Hekman, Susan J. (2008): Material feminisms. Bloomington: Indiana University Press.

Bath, Corinna et al. (2005): Materialität denken: Positionen und Werkzeuge. In: Dies./Bauer, Y./Bock von Wülfingen, B./Saupe, A./Weber, J. (Hrsg.): Materialität denken. Studien zur technologischen Verkörperung – Hybride Artefakte, posthumane Körper. Bielefeld: transcript, S. 9-29.

Barad, Karen (2003): Posthumanist Performativity: Toward an Understanding of How Matter Comes to Matter. In: Journal of Women in Culture and Society 28, 3, S. 802-831.

Barad, Karen (2015): Transmaterialities: Trans*/Matter/Realities and Queer Political Imaginings. In: GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies 21, 2-3, S. 387-422.

Butler, Judith (2011 [1993]): Introduction. In Dies.: Bodies that Matter: On the Discursive Limits of “Sex”. New York: Routledge, S. 1-23.

Hammer, Carmen/Stieß, Immanuel (1995): Einleitung. In: Dies. (Hrsg.): Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt a.M./New York: Campus Verlag.

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