Angenommen, im Farigaig Forest bei Loch Ness entdeckt morgen jemand ein pferdeähnliches Wesen, auf dessen Stirn ein langes Horn prangt. Die Person fotografiert diese Kreatur und postet das Bild auf Bluesky. Bildunterschrift: "Einhörner existieren doch!"
Hat diese Person recht mit dem, was sie sagt? Da gehen die Meinungen auseinander. Einige würden sagen: "Klar! Ein Pferd mit Horn ist ein Einhorn. Also gibt's Einhörner!"; andere würden sagen: "Einhörner sind Fabelwesen. Die kann's gar nicht geben, weil sie erfunden wurden! Was die Person da gesehen hat, sieht vielleicht aus wie ein Einhorn; es ist aber keins!"
Wie so oft in der Philosophie, ist keine der beiden Ansichten völlig unplausibel. Vielleicht lassen sie sich sogar konzeptuell vereinbaren?
Vielleicht kommt aber auch jemand mit einer philosophischen Sichtweise um die Ecke, die alles noch komplizierter macht. Enter Saul Kripke. Kripke sagt: Unser*e Entdecker*in hat streng genommen gar nichts gesagt, jedenfalls nicht, wenn sie das Wort "Einhorn" auf eine bestimmte Weise gebrauchen wollte. Mit dieser Intention kann nämlich niemand sagen, dass Einhörner existieren (oder auch nicht existieren), weil das Wort "Einhorn" gar nicht wie gewollt funktioniert. Wenn überhaupt ist es möglich, zu sagen, dass sogenannte Scheinhörner (schmunicorns) existieren, wobei Scheinhörner keine Einhörner sind, sondern einfach irgendwelche pferdeähnlichen Wesen mit Horn auf der Stirn.
Hat unser*e Entdecker*in nun also recht? Kripke sagt: Wenn wir ihr von vornherein unterstellen, dass sie über Scheinhörer sprechen will, dann hat sie recht mit dem, was sie (so verstanden) sagt; wenn wir ihr aber unterstellen, dass sie über Einhörner sprechen will, dann nicht (weil das gar nicht geht). Das klingt ein bisschen so wie unsere beiden obigen Meinungen. Sprachphilosophisch könnte der Unterschied aber größer kaum sein.
In diesem Seminar wollen wir uns diesem sprachphilosophischen Unterschied widmen (AKA ihn kapieren), indem wir das Buch Reference and Existence von Saul Kripke gemeinsam lesen und diskutieren.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mo | 10-12 | 13.10.2025-06.02.2026 |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.