In diesem Blockseminar befassen sich die Studierenden vertiefend mit dem sozialen Einfluss von Mehrheiten und Minderheiten - vorwiegend auf Einstellungen. Klassische und aktuelle Studien zu Mehrheits- und Minderheitseinfluss werden vorbereitet und im Seminar diskutiert sowie mit verschiedenen didaktischen Methoden erfassbar und erfahrbar gemacht. Dabei kommen inhaltlich verschiedene Ansätze zur Erklärung von Mehrheits- und Minderheitseinfluss zur Sprache, wobei ein Schwerpunkt auf Minderheitseinfluss liegen wird. Nachdem die Konformitätsforschung zunächst ein eher pessimistisches Bild gezeichnet hatte, dass sich Menschen generell eher der Mehrheitsmeinung anpassen (Asch, 1956) und somit wenig Potential für positive Veränderungen bestehe, stellte Moscovici in den 1970er Jahren die bis dahin bestehende Forschung zu sozialem Einfluss in Frage: Er zeigte erstmals einen eigenständigen Einfluss von Minderheiten (z.B. Moscovici, Lage, & Naffrechoux, 1969; Moscovici & Personnaz, 1980). Diesen sah er als die Grundlage von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, wie sie z.B. infolge der studentischen Bewegungen in den 1960er und 1970er Jahren oder später der Umweltschutzbewegung eingetreten sind (Moscovici, 1980). Neuere Studien (z.B. Martin & Hewstone, 2001) beleuchten das zentrale Experimentalparadigma Moscovicis jedoch äußerst kritisch. Andere Ansätze zur Erklärung von Minderheiteneinfluss wie der Leniency Contract (Alvaro & Crano, 1997), divergentes Denken (Nemeth, 1986) oder der "mere-consensus approach" (Erb & Bohner, 2010), sowie intraindividuell unterschiedliche Voraussetzungen, unter den Minderheiten einflussreicher sein können (Imhoff & Erb, 2009), runden das Programm ab.
BITTE BEACHTEN SIE: Es gibt eine verbindliche gemeinsame Vorbesprechung der zwei Seminare 27-G.3 (Dickel/Reich-Stiebert), um ggf. Überbuchungen auszugleichen. Diese findet statt am Dienstag , 07.04.2015, 12-14 h ct. in X-E0-220 . Studierende, die an einem der zwei Seminare teilnehmen möchten, aber zur Vorbesprechung verhindert sind, teilen dies bitte vorab telefonisch mit unter 0521 1064436 (Frau Akkaya-Willis); bitte geben Sie dabei Folgendes an: Name, Matrikelnummer, Studiengang, Kontakt-Mail und Ihre erste und zweite Präferenz bei den Seminaren.
Das Seminar richtet sich vorrangig an BSc-Studierende im Fach Psychologie. Der vorherige Besuch der Vorlesung Sozialpsychologie wird empfohlen.
Alvaro, E. M., & Crano, W. D. (1997). Indirect minority influence: Evidence for leniency in source evaluation and counterargumentation. Journal of Personality and Social Psychology, 72, 949-964.
Asch, S. E. (1956). Studies of independence and conformity: I. A minority of one against a unanimous majority. Psychological Monographs, 70 (9), 1-70 (whole No. 416)
Erb, H.-P., & Bohner, G. (2010). Consensus as the key: Towards parsimony in explaining minority and majority influence. In R. Martin & M. Hewstone (Eds.), Minority influence and innovation: Antecedents, processes and consequences (pp. 79-103). Hove, UK: Psychology Press.
Imhoff, R., & Erb, H.-P. (2009). What motivates nonconformity? Uniqueness seeking blocks majority influence. Personality and Social Psychology Bulletin, 35, 309-320.
Martin, R., & Hewstone, M. (2001). Afterthoughts on afterimages: A review of the afterimage paradigm in majority and minority influence research. In N. K. De Vries & C. K. W. De Dreu (Eds.), Group consensus and minority influence: Implications for innovation (pp. 15-39). Oxford, UK: Blackwell.
Moscovici, S. (1980). Toward a theory of conversion behavior. Advances in Experimental Social Psychology, 13, 209-239.
Moscovici, S., Lage, E., & Naffrechoux, M. (1969). Influence of a consistent minority on the responses of a majority in a color perception task. Sociometry, 32, 365-380.
Moscovici, S., & Personnaz, B. (1980). Studies in social influence: V. Minority influence and conversion behavior in a perceptual task. Journal of Experimental Social Psychology, 16, 270-282.
Nemeth, C. (1986). Differential contributions of majority and minority influence.
Psychological Review, 93, 23-32.
Wood, W., Lundgren, S., Ouellette, J. A., Busceme, S., & Blackstone, T. (1994). Minority influence: A meta-analytic review of social influence processes. Psychological Bulletin, 115, 323-345.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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27-GF-Soz Sozialpsychologie | GF-Soz.3: Vertiefung zur Sozialpsychologie | Studienleistung
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Studieninformation |
30-MGS-3_ver1 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
30-MGS-5_ver1 Hauptmodul 4: Körper und Gesundheit | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | Schwerpunkt I; Schwerpunkt II; Schwerpunkt III | |||||
Gender Studies / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | Hauptmodul 1; Hauptmodul 3 | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | |||
Geschlechterforschung in der Lehre | |||||||
Psychologie (Kernfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | Individuelle Ergänzung | 3 | unbenotet | ||
Studieren ab 50 |
- Vorbereitend lesen die Studierenden zu jedem Sitzungsthema einen zentralen Artikel.
- Studierende bereiteten Kurzvorträge als Input vor.
- In der Sitzung, für die sie Kurzvorträge vorbereitet haben, sind die Studierenden mitverantwortlich für die Diskussion.
- Die Kurzvorträge bilden den Ausgangspunkt für Diskussionen, die durch die Seminarleitung angeregt und geführt werden. In den Diskussionen wird auch die Möglichkeit bestehen, eigene Erfahrung mit Minderheiten- und Mehrheiteneinfluss zu reflektieren.
- Ein Sitzungsblock dient zur Durchführung von kleinen Feldexperimenten, deren Designentwicklung, Vorbereitung und Auswertung durch die Seminarleitung begleitet wird.
- Im letzten Sitzungsblock werden die Ergebnisse der Feldexperimente in einer Postersession präsentiert und diskutiert.