Die Lehrforschung wird sich – in organisationssoziologischer Perspektive – mit dem aktuellen Thema der sogenannten „Flüchtlingskrise“ beschäftigen. Die TeilnehmerInnen führen eigene empirische Fallstudien in einschlägigen Organisationen durch. Zu denken ist an zahlreiche staatliche Behörden, Verwaltungen, administrative Organisationseinheiten, an Hilfsorganisationen, an Organisationen der Krankenversorgung, Freiwilligeninitiativen, Hilfsorganisationen, aber auch an Kirchen, Schulen, Unternehmen, Gewerkschaften, Polizei usw. Im Zentrum steht die Frage, wie Organisationen mit dem Thema Flucht (Geflüchtete, Flüchtlingshilfe, Flüchtlingskrise…) umgehen, wie es sich für sie darstellt, wie sie es definieren und entsprechend Lösungen konstruieren. Ist auf der einen Seite evident, dass die „Flüchtlingskrise“ erhebliche organisatorische Mittel erfordert und ohne organisatorische Maßnahmen und interorganisatorische Koordination nicht zu bewältigen ist, kann man auf der anderen Seite vermuten, dass Organisationen zwar mit ihren jeweiligen Formen der Problemlösung routiniert reagieren, sie aber in verschiedenen Hinsichten auch vor neuartigen Herausforderungen stehen und an Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen. Das betrifft, um nur ein paar Stichworte der ‚akut‘ mit dem Problem konfrontierten Organisationen zu nennen, stark steigenden Arbeits- und Leistungsanfall, unberechenbares freiwilliges Engagement, Probleme interorganisatorischer Koordination, die faktische Unaufschiebbarkeit akuter Versorgungsfragen, den Umgang mit menschlichen Schicksalen und kulturellen Differenzen, legitimatorische Anfragen und öffentliche Proteste, entsprechende mediale Aufmerksamkeit sowie die Unberechenbarkeit bzw. das Änderungstempo politischer Rahmenbedingungen. Von Interesse ist aber auch, wie auch solche Organisationen, die nicht unter entsprechend ‚akutem‘ Handlungsdruck stehen, auf das öffentlich weithin und in vielen Dimensionen diskutierte Thema reagieren. Welche Formen der Problemwahrnehmung – einschließlich ‚Chancen‘ – entwickeln sie für sich und mit welchen organisatorischen und programmatischen Konsequenzen?
Die Lehrforschung sieht – verbindliche – Projektteams vor, die sich um einen Themenfokus bilden und in diesem Rahmen empirische Fallstudien (auf Grundlage von teilnehmenden Beobachtungen, qualitativen Interviews, Dokumenten usw.) durchführen. Als Themenschwerpunkte für die Projektgruppen sind vorgesehen:
- Herausforderungen, Grenzen und Hinterbühnen der organisatorischen Formalität in der „Flüchtlingskrise“
- Organisatorische Formen der Bewältigung von Konflikten im Kontext von Flüchtlingseinrichtungen
- Freiwillige Helfer als unsichere Ressource und organisatorische Konstruktion. Einbindungsformen, Funktionen, Folgeprobleme
- Perspektiven der „Integration“ von Geflüchteten als interorganisatorisches Koordinationsproblem
- Organisatorische Formen des Umgangs mit Protesten gegen Maßnahmen und Einrichtungen der Flüchtlingshilfe
- Geflüchtete als organisatorisches Arbeitskräftepotenzial. Personalpolitische Konstruktionen der Inklusion in Unternehmen
Diese Lehrforschung ist auf ein Semester angelegt. Es ist daher mit einem dichten Arbeitsprogramm zu rechnen, um die empirischen Fallstudien anzubahnen, vorzubereiten, durchzuführen und auszuwerten. Die schriftlichen Berichte (Hausarbeiten) sind grundsätzlich bis Ende September 2016 anzufertigen; eine Verlängerung ist um maximal 2 Monate möglich, wenn ausreichende Gründe nachgewiesen werden.
Aufgrund des derzeit überdurchschnittlichen Interesses von Studierenden (Überbuchung der Veranstaltung!) wird die Lehrforschung nur dann erfolgreich durchzuführen sein, wenn die TeilnehmerInnen….
- eine klare Bereitschaft zu regelmäßiger und aktiver Teilnahme an Plenar- und Teamsitzungen sowie zu kooperativer und selbstverantwortlicher Projektarbeit mitbringen,
- sie bereit sind, sich auf eine verbindliche Kooperation in einem kleineren Projektteam einzulassen (eine Durchführung individueller, „teamfreier“ Projekte wird nicht möglich sein; nur im Rahmen der Projektteams können Erhebungen/Auswertungen arbeitsteilig an verschiedenen Fällen durchgeführt werden; Ergebnispräsentationen erfolgen aber im Team),
- Kenntnisse der Organisationssoziologie mitbringen,
- über Kenntnisse und möglichst praktische Vorerfahrungen im Bereich qualitativer Methoden (Erhebungs- und Auswertungsmethoden) verfügen.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mo | 14-18 | X-C3-107 | 11.04.-18.07.2016
not on: 5/16/16 |
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one-time | Fr | 10-18 | X-B2-103 | 04.11.2016 | Lefo-Workshop |
one-time | Sa | 10-18 | X-B2-103 | 05.11.2016 | Lefo-Workshop |
Module | Course | Requirements | |
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30-M-Soz-M3_LF1 Lehrforschung in Soziologische Methoden | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Study requirement
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Student information |
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30-M-Soz-M4_LF1 Lehrforschung in Arbeits- und Wirtschaftssoziologie | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Study requirement
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Student information |
- | Graded examination | Student information | |
30-M-Soz-M6_LF1 Lehrforschung in Organisationssoziologie | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Study requirement
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Student information |
- | Graded examination | Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.