Organisationen, Bewegung, Gruppe, Familie
Geschichtswissenschaftliche und soziologische Perspektiven
Prof. Dr. Thomas Welskopp und Prof. Dr. Stefan Kühl
Dienstag 12.00 bis 16.00 Uhr
Geöffnet für:
- Master Geschichtswissenschaft, Theoriemodul oder (2stündig) andere Module, nach Vereinbarung,
- Master Soziologie Modul „Organisationssoziologie“ und Modul „Soziologische Theorie“,
- Master Politische Kommunikation,
- BGHS.
Zum Inhalt:
Das Seminar beschäftigt sich aus soziologischen und geschichtswissenschaftlichen Perspektiven mit der Ausbildung und der Funktionsweise von Organisationen, Familien, (Protest-)Bewegungen und (Klein-)Gruppen im Zeitraum von 1750 bis 1950. Im Einzelnen geht es also dabei um:
a) Organisationen – dazu gehören so unterschiedliche Organisationstypen wie Unternehmen, Krankenhäuser, Verwaltungen, Universitäten oder Konzentrationslager;
b) Familien – im westlichen Kulturkreis also besonders die aus Eltern und Kindern (vielleicht noch Großeltern) bestehende Kleinfamilie;
c) Gruppen – dabei denken wir an Cliquen von Jugendlichen, Straßengangs oder kleinere politische oder religiöse Gruppierungen;
d) Bewegungen - wozu beispielsweise die Arbeiterbewegung, die Ökologiebewegung, die Friedensbewegung, die Frauenbewegung oder auch faschistische Bewegungen zu zählen sind.
Besonders interessieren wir uns für Mischformen wie zum Beispiel Familienunternehmen oder Bewegungsorganisationen oder für Übergangsphänomene, wenn zum Beispiel aus einem Freundeskreis heraus ein Unternehmen entsteht oder wenn eine Protestbewegung sich über Organisationen verstetigt und/oder sich als politische Partei formalisiert.
Zum Seminar:
Das Seminar wird sehr arbeitsintensiv mit hohen Lektüreanforderungen für die jeweiligen Sitzungen. In den Sitzungen wird teilweise mit Quellen gearbeitet. Neben dem vierstündigen Seminar sollten Sie ungefähr zehn Stunden pro Woche für Lektüren und (im zweiten Teil) für die Vorbereitung ihrer Hausarbeit einplanen. Wir ermutigen Sie, die Texte ruhig schon in Kleingruppen zur jeden Sitzung vorzubereiten.
Das Programm ist lediglich ein erster Aufschlag. Es wird sich von Sitzung zu Sitzung entwickeln. Für Studierende besteht die Möglichkeit, selbst Themen und Texte einzubringen. Sprechen Sie uns einfach an.
Studierende der Soziologie können im Seminar eine Hausarbeit schreiben. Sie sollten dafür jedoch möglichst bis zu den Weihnachtsferien eine erste Idee entwickeln und müssen in einer der beiden letzten Sitzungen ein Exposé vorstellen (siehe zu Exposés oder Sechszeilern http://www.uni-bielefeld.de/soz/forschung/orgsoz/wap.html).
Die für die Soziologie ausgewiesene Veranstaltung Kühl/Welskopp (300058/300087) und die für die Geschichtswissenschaft ausgewiesenen Seminare des Theoriemoduls Welskopp (220036/220037) sind identisch. Die Veranstaltung muss jeweils komplett in beiden Teilen besucht werden.
Studierende aus der Geschichtswissenschaft, die die Seminare als Theoriemodul belegen, müssen als Prüfungsleistung nach Abschluss des Semesters eine mündliche Modulprüfung ablegen. Fachwissenschaftliche Masterstudierende, die die Seminare für andere Module angerechnet haben wollen, können als Prüfungsleistung eine Hausarbeit erstellen. Ihnen können aber – obwohl sie zwingend beide Teile der Veranstaltung besuchen müssen – nur 2 SWS angerechnet werden.
Die Hausarbeiten sollten während des Semesters begonnen werden und dann in den Semesterferien im Februar, März und April 2016 geschrieben und auf einer gemeinsamen Mini-Konferenz (sechs bis acht Stunden) zu Beginn des Sommersemesters 2016 diskutiert (Terminvorschlag Mittwoch 20.4.2016).
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Zu den Texten:
Wir erwarten, dass diese Texte zur jeweiligen Sitzung gelesen werden. Wenn Sie nicht an einer Sitzung teilnehmen können, lesen Sie die Texte bitte trotzdem, weil wir in den folgenden Diskussionen immer wieder darauf zurückgreifen werden. Die Texte stehen vier Wochen vor Semesterbeginn im Studip.
Abschlussarbeiten:
Im Rahmen des Seminars besteht für Studierende die Möglichkeit ihre Abschlussarbeiten in Geschichtswissenschaft und Soziologie zu entwickeln, (teilweise) zu schreiben und zu prüfen. Wir ermutigen Studierende, die in der Endphase ihres Studiums sind, dazu dieses Seminar zu besuchen, um der Erarbeitung ihres Themas einen Rahmen zu geben.
1. Teil - Einstieg
1. Sitzung (20.10.2015) – Überblick und thematischer Einstieg
Luhmann, Niklas (2009): Interaktion, Organisation, Gesellschaft. In: Niklas Luhmann (Hg.): Soziologische Aufklärung 2. 6. Auf., VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 9–24.
2. Sitzung (27.10.2015) – Zum Verhältnis von Gruppe, Organisation, Bewegung und Familie
Kühl, Stefan (2014): Gruppen, Organisationen, Familien und Bewegungen. Zur Soziologie mitgliedschaftsbasierter sozialer Systeme zwischen Interaktion und Gesellschaft. In: Bettina Heintz und Hartmann Tyrell (Hg.): Interaktion - Organisation - Gesellschaft revisited. Sonderband der Zeitschrift für Soziologie. Stuttgart: Lucius & Lucius, S. 65–85.
Fragen: Wie stark überzeugt dieses Konzept? Welche historischen Forschungsperspektiven ergeben sich aus dieser theoretischen Konzeption?
3. Sitzung (3.11.2015) - Die Ausdifferenzierung der Ebenen-Unterscheidung zwischen Interaktion, Organisation (Gruppe, Bewegung, Familie) und Gesellschaft in der Moderne
Erste Hälfte
Luhmann, Niklas (2014): Ebenen der Systembildung - Ebenendifferenzierung (unveröffentlichtes Manuskript 1975). In: Bettina Heintz und Hartmann Tyrell (Hg.): Interaktion - Organisation - Gesellschaft revisited. Sonderband der Zeitschrift für Soziologie. Stuttgart: Lucius & Lucius, S. 6–42.
Fragen: Wie verändert sich das Konzept von Luhmann, wenn man es um Gruppe, Bewegung, Familie ergänzen würde?
Zweite Hälfte
Kauppert, Michael; Tyrell, Hartmann (2014): "Im umgekehrten Verhältnis". Zur Entdeckung der Ebenendifferenzierung in der "bürgerlichen Gesellschaft". In: Bettina Heintz und Hartmann Tyrell (Hg.): Interaktion - Organisation - Gesellschaft revisited. Sonderband der Zeitschrift für Soziologie. Stuttgart: Lucius & Lucius, S. 153–177.
Hartmann Tyrell - Angefragt – für die Diskussion im zweiten Teil
2. Teil – Geschichtswissenschaftlicher und soziologischer Überblick über die Systemtypen
4. Sitzung (10.11.2015): Familie
Erster Teil – Soziologische Perspektiven
Tyrell, Hartmann; Herlth, Alois (1994): Partnerschaft versus Elternschaft. In: Alois Herlth, Ewald J. Brunner, Hartmann
Tyrell und Jürgen Kriz (Hg.): Abschied von der Normalfamilie? Partnerschaft contra Elternschaft. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 1–15.
Kieserling, André (1994): Familien in systemtheoretiscer Perspektive. In: Alois Herlth, Ewald J. Brunner, Hartmann Tyrell und Jürgen Kriz (Hg.): Abschied von der Normalfamilie? Partnerschaft contra Elternschaft. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 16–30.
Zweiter Teil – Geschichtswissenschaftliche Perspektiven
Budde, Gunilla-Friederike (1994): Auf dem Weg ins Bürgerleben. Kindheit und Erziehung in deutschen und englischen Bürgerfamilien 1840-1914, Göttingen, Kap. I.1: Rahmenkonditionen der Sozialisation in deutschen und englischen Bürgerfamilien, S. 25-80, u. Kap. I.2: Familiensinn als Fixstern am Bürgerhimmel – Regeln, Riten und Regulatoren im Familienleben, S. 81-111.
5. Sitzung (17.11.2015): Bewegung
Erster Teil – Soziologische Perspektiven
Hellmann, Kai Uwe (1998): Paradigmen der Bewegungsforschung. Forschungs- und Erklärungsansätze ein Überblick. In: Kai Uwe Hellmann und Ruud Koopmans (Hg.): Paradigmen der Bewegungsforschung. Opladen: WDV, S. 9–30.
Bergmann, Werner (1987): Was bewegt die soziale Bewegung? Überlegungen zur Selbstkonstitution der "neuen" sozialen Bewegungen. In: Dirk Baecker (Hg.): Theorie als Passion. Niklas Luhmann zum 60. Geburtstag. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 362–393.
Zweiter Teil – Geschichtswissenschaftliche Perspektiven
Mittag, Jürgen; Stadtland, Helke (2014): Soziale Bewegungsforschung im Spannungsfeld von Theorie und Empirie: Einleitende Anmerkungen zu Potenzialen disziplinärer Brückenschläge zwischen Geschichts- und Sozialwissenschaft, in: dies. (Hg.) (2014): Theoretische Ansätze und Konzepte der Forschung über soziale Bewegungen in der Geschichtswissenschaft, Essen, S. 13-60.
Jansen, Christian (2014): Gab es soziale Bewegung in „Deutschland“ vor 1871?, in: ebd., S. 89-108.
Berger, Stefan (2014): Social Movement in Europe since the End of the Second World War, in: Hesse, Jan-Otmar; Kleinschmidt, Christian; Reckendrees, Alfred (Hg.) (2014): Perspectives on European Economic and Social History – Perspektiven der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Baden-Baden, S. 15-46
6. Sitzung (24.11.2015): (Freundes-)Gruppe
Erster Teil – Soziologische Perspektiven
Schuster, Peter/Stichweh, Rudolf/Schmidt, Johannes/Trillmich, Fritz/Guichard, Martine/Schlee, Günther (2003): Freundschaft und Verwandtschaft als Gegenstand interdisziplinärer Forschung. In: sozialersinn 1/2003, S. 3-20.
Schmidt, Johannes F.K. (2007): Das Verhältnis von Freundschaft und Liebe im 18. Jahrhundert. In: Schmidt, Johannes F.K:/Guichard, Martine/Schuster, Peter/Trillmich, Fritz (Hg.) 2007: Freundschaft und Verwandtschaft. Zur Unterscheidung und Verflechtung zweier Beziehungssysteme. Konstanz: UVK, S. 115-143.
Schmidt, Johannes F.K (2000): Die Differenzierung persönlicher Beziehungen: Das Verhältnis von Liebe, Freundschaft und Partnerschaft. In: Kornelia Hahn und Günter Burkart (Hg.): Grenzen und Grenzüberschreitungen der Liebe, S. 73-100.
Zweiter Teil – Geschichtswissenschaftliche Perspektiven
Welskopp, Thomas (2014): Sons of Vulcan. Industrial Relations and Attitudes towards Work among German and American Iron and Steel Workers in the 20th Century (forthcoming).
Welskopp, Thomas (2010): Amerikas große Ernüchterung. Eine Kulturgeschichte der Prohibition, Paderborn, Kap. V.1: „Whatever it takes“: Gefährliche Karrieren, blutige Mobilität, gesellschaftliche Anerkennung mit aller Gewalt, S. 319-337.
7. Sitzung (1.12.2015) – Organisationen
Erster Teil – Soziologische Perspektiven
Tyrell, Hartmann; Petzke, Martin (2008): Anmerkungen zur "Organisationsgesellschaft". In: Hermann Josef Große Kracht und Christian Spieß (Hg.): Christentum und Solidarität, S. 435–464.
Zweiter Teil – Geschichtswissenschaftliche Perspektiven
Kieser, Alfred (1989): Organizational, Institutional, and Societal Evolution. Medieval Craft Guilds and the Genesis of Formal Organizations. In: Administrative Science Quarterly 34, S. 540–564.
Kieser, Alfred (1987): From Ascetism to Administration of Wealth: Medieval Monasteries and the Pitfalls of Rationalization. In: Organization Studies 8 (2), S. 103–123.
3. Teil. Empirische Themen
8. Sitzung (8.12.2015): Reichskammergericht (mit Rena Schwarting angefragt)
Einleitender Vortrag von Rena Schwarting– Was ist das Reichskammergericht und welche Bedeutung spielt es? (20 Minuten – noch ohne soziologische Interpretation)
Dann Kleingruppen mit Quellenarbeit (3 bis 6 Seiten)
Dann Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen im Plenum
Abschließender Vortrag von Rena Schwarting (20 Minuten) – Soziologische Analyse des Reichskammergerichts
9. Sitzung (15.12.2015): Kirchenrecht – vom Gesellschaftsrecht zum Organisationsrecht (mit Simon Hecke angefragt)
Einleitender Vortrag von Simon Hecke – Worum geht es beim Kirchenrecht (20 Minuten – noch ohne soziologische Interpretation)
Dann Kleingruppen mit Quellenarbeit (3 bis 6 Seiten)
Dann Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen im Plenum
Abschließender Vortrag von Simon Schlimgen (20 Minuten) – Soziologische Analyse des Kirchenrechts
10. Sitzung (22.12.2015): Sozialdemokratien zwischen Bewegung und Organisation
Einleitender Vortrag von Thomas Welskopp– Worum geht es? (20 Minuten – noch ohne eigene Interpretation)
Dann Kleingruppen mit Quellenarbeit (3 bis 6 Seiten)
Dann Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen im Plenum
Abschließender Vortrag von Thomas Welskopp (20 Minuten)
In der Weihnachtspause sind die Studierenden, die eine Arbeit schreiben wollen, angehalten, ein zwei bis vierseitiges Exposé zu schreiben
11. Sitzung (12.1.2016) Jesuiten und Leninisten – Kirchen und Parteien als gierige Organisationen
Coser, Lewis (2015): Gierige Institutionen. Berlin: Suhrkamp, S. 11-27 (Überblick) und 123-150 (Das militante Kollektiv: Jesuiten und Leninisten).
12. Sitzung (19.1.2016) SA – zwischen Gruppe, Bewegung und Organisation (mit Daniel Siemens)
Einleitender Vortrag von Daniel Siemens Worum geht es (20 Minuten – noch ohne eigene Interpretation)
Dann Kleingruppen mit Quellenarbeit (3 bis 6 Seiten)
Dann Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen im Plenum
Abschließender Vortrag von Daniel Siemens (20 Minuten) – Eigene Analysen
13. Sitzung (26.1.2016) Familienunternehmen
Eifert, Christiane (2007): Wann werden Frauen Unternehmenserbinnen? Nachfolgeregelungen in deutschen Familienunternehmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Feministische Studien 25, Nr. 2, S. 243-257.
Gorißen, Stefan (2002): Vom Handelshaus zum Unternehmen. Sozialgeschichte der Firma Harkort im Zeitalter der Protoindustrie (1720-1820), Göttingen, Kap. III.1.b): Soziale Plazierung: die Familie Harkort und die rheinisch-westfälische Kaufmannschaft, S. 139-167.
Lubinski, Christina (2010): Einleitung. In: dies.: Familienunternehmen in Westdeutschland. München: Beck, S. 9-36.
4. Teil
14. Sitzung (2.2.2016) Besprechung der studentischen Forschungsprojekte
15. Sitzung (9.2.2016) Besprechung der studentischen Forschungsprojekte
16. Sitzung (8.6.2016) Besprechung der studentischen Forschungsprojekte
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-M-4.1 Theoriemodul | Theorieseminar Transnationale Geschichtsschreibung, Transfer und Vergleich | Studieninformation | |
30-M-Soz-M6a Organisationssoziologie a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M6b Organisationssoziologie b | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M6c Organisationssoziologie c | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Bielefeld Graduate School In History And Sociology / Promotion | Optional Course Programme | Can be credited for Stream A. | |||||
Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Gender Studies / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | Hauptmodul 2 | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | |||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.2; H.S.3 |