Im Vorwort seiner grundlegenden Studie „Shylock. Four Hundred Years in the Life of a Legend“ (1992) weist John Gross darauf hin, dass es lediglich fünf Szenen seien, in denen der jüdische Kaufmann Shylock in Shakespeares „romantic comedy“ „The Merchant of Venice“ (erstmals 1600 gedruckt) auftaucht. Als Stereotyp habe Shylock zahllose Mutationen erfahren und so die „imagination of the world“ beschäftigt; er gehöre gleichermaßen zur Geschichte der Folklore, der Massenpsychologie, der Politik und der Populärkultur. Diese Besonderheit prädestiniert die Figur, die sich dabei vielfach vom Stück, in dem sie keineswegs die zentrale Rolle spielt, gelöst hat, als Gegenstand für medienhistorische, -theoretische und -philologische Fragestellungen. Pointiert gesprochen: Ohne dauernde Medienwechsel oder mediale Verknüpfungen wäre die Geschichte Shylocks nicht denkbar. Es bietet sich daher an, die von Gross und anderen untersuchte populäre Verbreitungsgeschichte der ambivalenten Figur aus medienwissenschaftlicher Perspektive in den Blick zu nehmen. Ausgehend von einer intensiven Beschäftigung mit dem veröffentlichten Text von Shakespeares kontroversestem Drama, dem „Merchant of Venice“, sowie ausgewählten medialen Adaptationen und Transformationen sollen medienwissenschaftliche Zugänge und Perspektiven in kritischer Aneignung reflektiert werden.
Friedrich Balke/Rupert Gaderer (Hg.): Medienphilologie. Konturen eines Paradigmas. Göttingen 2017
John Gross: Shylock. Four Hundred Years in the Life of a Legend. London: Chatto & Windus 1992
Oliver Lubrich: Shakespeares Selbstdekonstruktion. Würzburg 2001
Philip Roth: Operation Shylock. A Confession. London: Jonathan Cape 1993
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
| Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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