300352 Ewigkeitslasten und Ewigkeitsaufgaben: Endlagerung, Atomsemiotik und soziale Spekulation (S) (SoSe 2025)

Inhalt, Kommentar

Veranstaltung am 25. April 2025 ONLINE/via ZOOM. Falls noch nicht eingetragen für das Seminar: bitte zwecks Link eine E-Mail schreiben. Das Seminar wird in Form von Präsenz- und Online-Terminen durchgeführt.

1980 bekam der amerikanische Professor für Zeichentheorie Thomas Sebeok einen überraschenden Anruf. Er sollte in einer Kommission des Bechtel-Konzerns und des US-Energieministeriums mitarbeiten, einer „Human Interference Task Force“. In dieser Versammlung renommierter Wissenschaftler ging es darum, was mit den atomaren Abfällen der Menschheit geschieht. Die Aufgabe war, über Zeichensysteme nachzudenken, die noch in 10.000 Jahren vor den Gefahren radioaktiven Materials warnen. Eine Aufgabe, die alles Vorstellungsvermögen übersteigt und bis heute Rätsel aufgibt. Es entstanden interessante Ideen, wie man die Weitergabe des Wissens möglichst lange erhält. Und eine neue Nischendisziplin: die „Atomsemiotik“, die sich mit der zeichenhaften Warnung vor atomaren Altlasten, sog. Ewigkeitslasten, an Menschen auch in ferner Zukunft befasst.

Die Zwischen- und Endlagerung hochradioaktiver Abfälle ist im polarisierten bundesrepublikanischen Diskurs um die gerade beendete Atomenergie ein vielschichtiges Thema, das ingenieurwissenschaftlich-physikalische, geologische, kultur- und sozialwissenschaftliche Wissensbestände und Experten ins Gespräch bringt. Das akzeptierte Verfahren der Endlagerung lautet bis heute: tief vergraben. Und die staatliche Vorgabe ist, dass atomarer Abfall für die Dauer von 1 Millionen Jahren in den tiefengeologischen Einschluss verbracht wird. Eine schwindelerregende Zeitspanne, in der nach evolutionärer Wahrscheinlichkeit Menschen unserer Art nicht mehr da sein werden, d. h. höheres Leben, wenn vorhanden, sich erheblich verändert hat. Doch allein die Suche eines Endlagers in Deutschland wird in einem anspruchsvollen geologischen Erkundungsverfahren in Ton-, Salz- und Kristallingestein noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Es gibt Kritik, ob so ein Aufwand verhältnismäßig ist. In anderen Ländern wie Finnland, Schweden und der Schweiz werden Endlager bereits bestimmt bzw. eingerichtet.

Das Planen einer Endlagerung und die organisatorischen Bedingungen, die sich um die Weitergabe von Wissen, die Sicherung benötigter Kompetenz und angemessener Warnung (oder Verzicht darauf) ergeben, werden Fachwelt und Gesellschaft weiter beschäftigen. Denk- und Technologieoffenheit spielen eine Rolle. Denn die Konzepte einer sicheren Einlagerung von atomarem Abfall unterliegen selbst zeitlichem Wandel. Sie können sich weiterentwickeln. Wie die Nutzung der Atomenergie wird ihre Abwicklung von veränderlichen gesellschaftlichen Kenntnissen und Perspektiven geprägt sein. Der sichere Einschluss bleibt vorerst eine offene Entwicklung.

In diesem Seminar wird der Komplex der Endlagerung von Ewigkeitslasten, mit dem praktischen Schwerpunkt einer Endlagerung atomaren Abfalls, aus einer soziologischen Sicht betrachtet. Dies liegt schon deshalb nahe, da die Angelegenheiten der Atomenergie seit jeher als konfliktreiche Gesellschaftssache gelten. Dem Seminar soll es um die strukturellen Fragen des Organisatorischen, der Projektförmigkeit, der Regulatorik (Recht und Politik) sowie der diskutierten Warn-, Hinweis- bzw. Kommunikationssyteme hinsichtlich des Endlagerungskomplexes gehen. Hierzu werden relevante politische Dokumente, Informationsmaterialien, Fachbeiträge und Podien gesichtet und diskutiert. Wir beschäftigen uns insbesondere mit dem gegenwärtig laufenden, nationalen Standortsuchverfahren für den Einschluss atomaren Abfalls in der Bundesrepublik. Das Thema der Atomabfallendlagerung bildet insofern die durchgehende Fallstudie des Seminars.

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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Montag, 23. Juni 2025 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 11. Februar 2025 
Letzte Änderung Räume:
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Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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