1990 rief Pennycook zu einer kritischen Angewandten Linguistik auf und sprach von der Notwendigkeit, den Spracherwerb in seinen sozialen, kulturellen und politischen Kontexten neu zu denken, indem Geschlecht, Ethnizität und andere Machtbeziehungen genauso mit einbezogen werden wie die Vorstellung vom lernenden Subjekt, das als vielfältig ist und sich innerhalb diverser Diskurse formt. 1997 forderten Firth & Wagner eine Neukonzeptionalisierung des Zweitspracherwerbs, insbesondere mit dem Ziel, in ausgewogenerer und möglichst integrierter Weise die sozialen und kognitiven Dimensionen des Zweit- und Fremdspracherwerbs und deren Verwendung zu berücksichtigen, zu erklären und zu untersuchen.
In den letzten 20 Jahren sind - vor allem im anglo-amerikanischen Sprachraum - vermehrt Forschungsarbeiten in der Zweitsprachenerwerbsforschung entstanden, die Spracherwerb als grundlegend sozial betrachten: Die soziale Umgebung wird nicht lediglich als Einfluss auf das Lernen angesehen, sondern als eigentliche Quelle menschlicher Entwicklung, als Lernen selbst. Sprache wird nicht als Input betrachtet, sondern als Ressource für Partizipation an sozialen Aktivitäten innerhalb von communities of practice. Partizipation an diesen Aktivitäten gilt sowohl als Produkt von Lernprozessen als auch als Prozess des Lernens selbst.
Aufbauend auf die "Einführung in die Zweitsprachenerwerbsforschung" werden wir uns mit solchen Ansätzen und Sichtweisen beschäftigen. Der Schwerpunkt wird auf Poststrukturalistischen Ansätzen liegen, die sich u.a. durch folgende Sichtweisen auszeichnen:
Im Zentrum steht der Zweitspracherwerb unter den Bedingungen der Migration und die Verwendung der Zweitsprache in der Institution Schule, sowie im Kontext Ausbildung und Beruf. Diesem Themenkomplex werden wir uns anhand diverser Studien nähern, wobei auch das methodische Vorgehen diskutiert wird. Im Fokus werden dabei qualitative Interviews, Ethnografie und multimodale sprachbiographische Zugänge stehen.
Ein Semesterapparat wird eingerichtet.
Die Einführung in die Zweitsprachenerwerbsforschung sollte vor diesem Seminar besucht worden sein. Kenntnisse poststrukturalistischer/soziokultureller Ansätze werden nicht vorausgesetzt.
Pavlenko, Aneta (2002): Poststructuralistic Approaches to the Study of Social Factors in Second Language Learning and Use. In: Cook, Vivian (Hrsg.): Portraits of the L2 User. Clevedon: Multilingual Matters, 277-302.
Block, David (2003): The Social Turn in Second Language Acquisition. Washington DC: Georgetown University Press.
Norton Peirce, Bonny (1995): Social Identity, Investment, and Language Learning. In: TESOL Quarterly, Vol. 29, No. 1, 9-31.
Ohm, Udo (2004): Zum Zweitsprachenerwerb von wirklichen Menschen im richtigen Leben. In: Deutsch als Zweitsprache, 4/2004, 47-64.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-DAF-IndiErg2 Berufsfeldorientierung und Schlüsselqualifikationen im Feld DaF/DaZ | Seminar E | Studienleistung
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Studieninformation |
23-DAF-M2 Angewandte Linguistik | Vertiefungsseminar Linguistik | Studienleistung
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Studieninformation |
23-DAF-M4 Zweit- und Fremdsprachenerwerbsforschung | Vertiefendes Seminar | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Deutsch als Fremdsprache / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | BaDaFM7; BaDaFM7.1 | 3 |