Ausgangspunkt des Seminars ist die geläufige Rückbesinnung auf das antike Verständnis des menschlichen Wirkens, dem in der griechischen Antike die Vorstellung dessen vorausgeht, das vom Menschen geschaffen wurde, dem die Natur als dasjenige, das nicht auf sein Schaffen zurückgeht, gegenüber steht. In der römischen Antike ist cultura eine Ableitung vom Verb colere (bebauen, bearbeiten, pflegen usw.) und bezieht sich auf das zu Bearbeitende und zu Pflegende, in erster Linie der Ackerbau (agri cultura). Erst in der Neuzeit, jedoch, steht cultura für sich bzw. als ein menschlicher Zustand, der sich dem Naturzustand entgegensetzt. Erstmals erscheint Kultur als eine genuin menschliche Entwicklungsleistung, der sich das menschliche Zusammenleben sowie die Entfaltungen seiner Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen (Wissen, Wirtschaft, Künste u.a.) verdankt. Sie hebt sich damit von einem als ursprünglich gedachten Naturzustand ab, der als Abwesenheit menschlicher Leistungen als roh und animalisch in Erscheinung tritt. In der Folge stellt sich die Unterscheidung zwischen Zivilisierten und Barbaren ein, die in der frühen Neuzeit nicht nur anthropologisch sondern v.a. politisch hinsichtlich des Umgangs mit Gewalt gedacht wurde. Der Kontext war nicht zuletzt die frühe koloniale, transatlantische Expansion, womit die Grundlagen für die Moderne sowie das europäische Selbstverständnis als Zivilisation bzw. als Mission eines auf der Grundlage der Aufklärung als universal zu denken Geschichtsprozesses gelegt wurden. Nicht nur wird damit die Unterwerfung der Barbarei bzw. naturnaher Menschen unter das Gebot der Vernunft zum Ausgangspunkt für eine nun imperialistische Eroberung der Welt, zugleich wird die Beherrschung der Natur zum primären Anliegen einer sich zunehmend als instrumentell verstehenden Vernunft. Die Natur erscheint dann als Rohstoff einer sich industriell-technisch gestaltenden Fortschrittsgesellschaft.
Nicht zuletzt angesichts des Klimawandels verschärft sich die Krise der Zivilisation der Moderne und ihrer Folgeentwicklungen. Zugleich erneuert sich die Kritik an der kolonialen Unterwerfung der Welt und ihrer postkolonialen Konsequenzen. Im Brennpunkt der Debatte stehen die modernen Dichotomien Kultur – Natur sowie Zivilisation – Barbarie, in deren Folge die Infragestellungen dieser Gegensätze, die den historischen Prozess der Moderne seit der frühen Neuzeit immer kritisch begleitet haben, neue Relevanz erhalten. Im Anschluss daran geht es im Seminar auch um Ansätze, die die Konzepte von Kultur und Natur im 20. und 21. Jh. jenseits des aufgezeigten Gegensatzes erörtern. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit der Moderne, die nicht nur ihre Kultur- und Naturbegriffe hinterfragt sondern auch nach Auswegen aus den aufgezeigten Beherrschungslogiken sucht.
Lektüreempfehlung:
Bernhard Waldenfels: „Genealogie der Kultur“, in: Verfremdung der Moderne: phänomenologische Grenzgänge. Göttingen: Wallstein, 2001, 97-117
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LIT-LitP4 Kulturwissenschaft (Kulturtheorie) | Grundfragen der Kulturtheorie: Modelle, Geschichte, Probleme | Studienleistung
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Kultur und Text: Exemplarische Analysen | Studienleistung
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Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft: Theorie und Praxis | Studienleistung
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Studieninformation | |
Seminar mit Lektüreschwerpunkt | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-LIT-PM4 Profilmodul 4: Literatur, Philosophie und Theorie | Literatur, Philosophie und Theorie (1) | Studienleistung
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Literatur, Philosophie und Theorie (2) | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-ROM-B3-F Profilmodul Literaturwissenschaft Französisch | Literatur im kulturellen Kontext | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-ROM-B3-F_a Profilmodul Literaturwissenschaft Französisch | Literatur im kulturhistorischen Kontext | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefungsseminar "Autor/innen – Werke – Gattungen" oder "Literatur im kulturhistorischen Kontext“ mit Lektüreschwerpunkt | benotete Prüfungsleistung
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23-ROM-B3-S Profilmodul Literaturwissenschaft Spanisch | Literatur im kulturellen Kontext | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-ROM-B3-S_a Profilmodul Literaturwissenschaft Spanisch | Literatur im kulturhistorischen Kontext | Studienleistung
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Vertiefungsseminar "Autor/innen – Werke – Gattungen" oder "Literatur im kulturhistorischen Kontext“ mit Lektüreschwerpunkt | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation | |
23-ROM-B4 Profilmodul Kultur- und Medienwissenschaft | Kulturelle Grundlagen sprachlicher und literarischer Kommunikation | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-ROM-B4_a Profilmodul Kultur- und Medienwissenschaft | Kulturelle Grundlagen sprachlicher und literarischer Kommunikation | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefungsseminar "Kulturelle Grundlagen sprachlicher und literarischer Kommunikation" oder "Medientechniken und -praktiken in Geschichte und Gegenwart" mit Lektüreschwerpunkt | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation | |
26-HM_PP6_AESTH Hauptmodul PP6: Ästhetik | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.