Die Zweitspracherwerbsforschung (ZSEF) hat sich noch bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich auf psycholinguistische und kognitiv-interaktionistische Theoriebildungen sowie entsprechende methodische Verfahren gestützt. Zur Jahrhundertwende konnten sich vor allem in der englischsprachigen ZSEF soziokulturelle Ansätze etablieren, die auch die soziale Dimension des Zweitspracherwerbs (ZSEs) berücksichtigen. ZSE wurden daher beispielsweise vermehrt als Teil biographischer Entwicklungsprozesse und in seiner Relevanz für die Identitätsentwicklung von Lernenden untersucht. Dieser Ansatz hat sich vor allem im Kontext von Migration und Integration als besonders produktiv erwiesen.
Bei soziokulturellen Ansätzen der ZSEF wird Sprachentwicklung in Anknüpfung an die Kulturhistorische Schule der Psychologie als Teil der kulturellen Entwicklung der Lernenden und ihrer Gesellschaften verstanden, aber selten aus kulturwissenschaftlicher Perspektive thematisiert. Im Seminar soll dieser Schnittstelle zwischen Zweitspracherwerbsforschung und kulturwissenschaftlicher Forschung nachgegangen werden, indem explizit einschlägige kulturwissenschaftliche und anthropologische Forschungs- und Theorieansätze gemeinsam erarbeitet werden.
Nach einer überblicksartigen Abgrenzung gegenüber bisherigen Forschungsansätzen wird der theoretische Rahmen mit soziokulturellen Theorieansätzen abgesteckt. Dabei werden auch die Schwachpunkte soziokultureller Ansätze diskutiert. Die kritische Auseinandersetzung mit bisherigen Annahmen und Theoriebildungen bilden den Ausgangspunkt für Überlegungen zu einer kulturwissenschaftlichen Fundierung der ZSEF (z.B. Kramsch 2011; Ohm 2022). Die Seminararbeit findet auf der Basis eines Readers mit Grundlagentexten statt. Theorie und Begriffe werden an Beispielen und Daten aus unterschiedlichen Forschungszusammenhängen diskutiert.
Kramsch, Claire (2011): Symbolische Kompetenz durch literarische Texte. In: Fremdsprache Deutsch (44), S. 35–40.
Ohm, Udo (2022): Kultur als Prozess zwischen Vermögen und Prägnanzbildung. Eine prozessontologische und artikulationstheoretische Annäherung. In: Nazan Gültekin-Karakoç und Roger Fornoff (Hg.): Beruf(ung) DaF/DaZ. Eine Festschrift für Uwe Koreik zum 65. Geburtstag. Band 1. Göttingen: Göttingen University Press (Materialien Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, 111.1), 89-103.
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23-DAF-M-DAFGER-SKV Profilmodul: Entwicklungen in der Sprach- und Kulturvermittlung | Seminar 1 | Study requirement
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Student information |
Seminar 2 | Graded examination
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Die Prüfungsleistung kann als schriftliche Hausarbeit im Umfang von ca. 15-20 Seiten (Voraussetzung: Kurzpräsentation zum geplanten Thema im Rahmen der Veranstaltung) ODER als ca. 45-minütige mündliche Prüfung mit 5-10seitigem Thesenpapier abgelegt werden.
Wichtige Zusatzbestimmung für die Prüfungsleistung: Wenn im Modul "Sprachlehr- und -lernforschung" die Prüfungsform schriftliche Hausarbeit gewählt wird, muss das Modul "Entwicklungen in der Sprach- und Kulturvermittlung" mit einer mündlichen Prüfung abgeschlossen werden und umgekehrt.