Wie lesen und schreiben Menschen in Gefangenschaft? Diese Ausgangsfrage steht im Zentrum unseres Seminars, das die prekäre wie produktive Konstellation zwischen ›Gefängnis und Literatur‹ vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart auslotet. Das Seminarprogramm setzt sich aus drei Bausteinen zusammen und thematisiert (1) Texte, die in Gefängnissen geschrieben wurden, (2) Inhaftierungserzählungen und (3) Bücher, die in Gefängnisbibliotheken einer Lektüre harren. Im Seminar untersuchen wir gemeinsam, wie sich gefängnisspezifische Schreib-, Veröffentlichungs- und Leseprozesse beschreiben lassen, welche Ausformungen Gefangenenliteratur annehmen kann und welche Funktionen diese im kulturellen Feld erfüllt. Diskutiert wird zudem die Frage, welche Gefahr und Sicherungsfunktion von Literatur ausgeht. Dies zeigt etwa das vom PEN International ausgerufene Programm "Writers in Prison", dem mit der Neugründung PEN Berlin gesteigerte Aufmerksamkeit zukommt.
Angedacht ist eine fakultative Exkursion in das Deutsche Literaturarchiv Marbach. Das DLA verwahrt eine ehemalige Gefangenenbücherei aus der JVA Münster, die wir uns genauer ansehen möchten: Einige Bücher dieser Sammlung weisen Lektürespuren in Form von Anstreichungen und Randnotizen auf, andere wiederum wurden etwa als Aufbewahrungsboxen umfunktioniert.
Das Seminarprogramm ist dezidiert interdisziplinär konzipiert und zielt darauf ab, Studierende aus unterschiedlichen geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen anzusprechen, um sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem Thema anzunähern.
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.