261042 Naturrechtskonzeptionen (S) (WiSe 2012/2013)

Naturrechtliche Konzeptionen haben einen weiten und einen engeren Anwendungsbereich. In einem weiten Sinne wird mit ihnen ein moralischer Ansatz begründet, der darin besteht, dass bestimmte moralische Überzeugungen aus Tatsachen folgen, die die Natur des Menschen betreffen. In diesem Sinne sind Naturrechtskonzeptionen Moraltheorien und spielen zum Beispiel bei der Begründung von Menschenrechten eine wichtige Rolle. In einem engeren Sinne begründet das Naturrecht als rechtsphilosophische Konzeption den Begriff des Rechts und steht in einem gewissen Gegensatz zum so genannten Rechtspositivismus. Dieser Rechtspositivismus geht in seiner klassischen Version davon aus, dass die Legalität und bindende Kraft eines Gesetzes schon allein aus dem Umstand folgt, dass es in einem rechtmäßigen (politischen) Verfahren zustande kam. Naturrechtler dagegen beharren darauf, dass die verpflichtende Kraft des Gesetzes nur dann besteht, wenn es bestimmte moralische Standards erfüllt. Diese kritische Position wird häufig mit einem Schlagwort charakterisiert: „Ein ungerechtes Gesetz ist kein Gesetz.“

Literaturangaben

Finnis, John: Natural Law and Natural Rights, Oxford 2011 (Second Edition).