239865 Plurizentrische Sprachen: Französisch, Spanisch und Deutsch (S) (WiSe 2012/2013)

Inhalt, Kommentar

Plurizentrische Sprachen sind solche, die in zwei oder mehr Staaten eine offizielle Funktion innehaben (z.B. als Amtssprache). Häufig (zwangsläufig?) bilden sich nationale Standards aus, wobei üblicherweise eine, in einigen Fällen auch mehrere Varianten die anderen aufgrund der Zahl seiner Sprecher, der Wirtschaftskraft, der kulturellen (Nicht-)Dominanz bzw. des allgemeinen Prestiges dominiert (weitere Gründe sind denkbar).

Die Plurizentrik des Englischen ist dabei am besten untersucht worden, vgl. auch die Diskussion um die Englishes of the World. In der Veranstaltung soll daher der Fokus auf anderen Sprachen liegen:

  • Deutsch (Amtssprache in Österreich, Italien, Liechtenstein, Schweiz, Luxemburg, Belgien, Deutschland),
  • Französisch (Amtssprache in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Monaco, Schweiz, Kanada, Haiti, Äquatorialguinea, Benin, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste, Gabun, Guinea, Kamerun, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar, Mali, Niger, Ruanda, Senegal, Togo, Tschad, Zentralafrikanische Republik),
  • Spanisch (Amtssprache in Argentinien, Äquatorial-Guinea, Bolivien, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Peru, Paraguay, Puerto Rico, Spanien, Uruguay, Venezuela)

Auch der Einbezug anderer Sprachen ist (je nach Vorkenntnissen und Interessen der SeminarteilnehmerInnen) möglich und erwünscht, z.B. auch die Stellung des Arabischen, Koreanischen, Niederländischen, Russischen, Rumänischen, Albanischen, ...

Interessant sind daher in einer vergleichenden Perspektive Fragestellungen wie:

  • der Grad der Unterschiedlichkeit der einzelnen nationalen Standards sowie des Varietätengefüges an sich, in Aussprachenormen, Syntax, Lexik und Pragmatik,
  • das Verhältnis von 'Zentrum' und 'Periferie' bzw. dominanten und nicht-dominanten Varietäten einer Sprache zueinander,
  • allgemeine Spracheinstellungen zum Standard und anderen Varietäten einer Sprache,
  • Tendenzen der Konvergenz bzw. Divergenz der einzelnen nationalen Standards (z.B. Andrés Bellos Furcht, dass sich nach der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten im 19.Jh. die unidad del idioma (die Einheit des Spanischen) zerschlagen könnte, aber auch unterschiedliche Einstellung zu Anglizismen etc.),
  • die Rolle von sprachnormierenden Institutionen wie etwa den spanischsprachigen "Academias de la lengua" (vgl. Süselbeck 2012) oder etwa der "Académie française" versus anderen Institutionen der Frankophonie,
  • die 'Sicht von außen': welche Varietät soll z.B. im Fremdsprachunterricht bevorzugt werden? welche in Übersetzungen? (z.B. deutsch "Aprikose" oder "Marille"? "Quark" oder "Topfen"),
  • das Verhältnis von plurizentrischen und monozentrischen Sprachen.

Nach einer allgemeinen Einführung in die Problematik werden wir uns in der Veranstaltung zunächst einige Problemkreise anhand der Sprachen Deutsch, Französisch und Spanisch erarbeiten. Dabei stehen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den drei Sprachen im Vordergrund. Je nach Interesse der TeilnehmerInnen kann dann ein Vergleich mit anderen plurizentrischen Sprachen folgen oder eine Phase, in der die TeilnehmerInnen ausgewählte Problemstellungen in Gruppenarbeit bearbeiten.

Literaturangaben

Zur Einführung in die Thematik:
http://www-oedt.kfunigraz.ac.at/OEDTRADIO/content/05-Mat/1DEplzSprache.htm
Der Grazer Germanist Rudolf Muhr, ein Experte für das österreichische Deutsch, gibt auf diesen Seiten eine gute Einführung in die Begrifflichkeiten und Problembereiche des Deutschen als plurizentrische Sprache. Gerade auch für SprecherInnen einer dominierenden Varietät des Deutschen sehr relevant (und erhellend)!

Ammon, Ulrich (2004): Variantenwörterbuch des Deutschen: die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin: de Gruyter

Clyne, Michael (Hg., 1992): Pluricentric languages: differing norms in different languages. Berlin: Mouton de Gruyter.

Erfurt, Jürgen / Budach, Gabriele (Hg., 2007): Standardisation et déstandardisation. Estandarización y desestandarización. Le français et l'espagnol au XXe siècle. El francés y el español en el siglo XX. Frankfurt a. M.: Peter Lang.

Lebsanft, Franz / Mihatsch, Wiltrud / Polzin-Haumann, Claudia (eds., 2012): El español, ¿desde las variedades a la lengua pluricéntrica? Frankfurt / Madrid: Vervuert / Iberoamericana.

Muhr, Rudolf (Hg., 2005): Standardvariationen und Sprachideologien in verschiedenen Sprachkulturen der Welt. Frankfurt a. M.: Peter Lang.

Pöll, Bernhard (1998): Französisch außerhalb Frankreichs. Geschichte, Status und Profil regionaler und nationaler Varietäten. Tübingen: Niemeyer.

Pöll, Bernhard (2005): Le français langue pluricentrique? Études sur la variation diatopique d'une langue standard. Frankfurt a. M.: Peter Lang.

Süselbeck, Kirsten (2012) "Una estirpe, una lengua y un destino". Das Sprachideal der Academias de la Lengua Española (1950-1998). Frankfurt / Madrid: Vervuert / Iberoamericana.

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Modul Veranstaltung Leistungen  
23-LIN-MaTY Language Typology and Language Comparison / Lingüística comparada y tipología de idiomas Sprachtyopologie und Sprachvergleich Studienleistung
Studieninformation
- benotete Prüfungsleistung Studieninformation

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Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Interamerikanische Studien / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) MaIAS7   1. 2. 4/8 scheinfähig  
Linguistik: Kommunikation, Kognition und Sprachtechnologie / Master (Einschreibung bis WiSe 19/20) 23-LIN-MaDY; 23-LIN-MaIL; 23-LIN-MaGA   3  
Linguistik: Kommunikation, Kognition und Sprachtechnologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2010) MaLinSuS2; MaLinSuS1; MaLinKuk2   4/4  

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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 26. September 2013 
Letzte Änderung Räume:
Freitag, 11. Januar 2013 
Art(en) / SWS
S / 2
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Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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