220093 Wasser als politische und ökonomische Ressource im kurzen 20. Jahrhundert (S) (SoSe 2022)

Im 20. Jahrhundert nahm das Interesse an Wasserbauten weltweit deutlich zu. Neben Maßnahmen zur Wasserregulierung sowie zur Bewässerung oder Trockenlegung stand die Erzeugung von Wasserenergie, der sogenannten weißen Kohle im Vordergrund. Ziel war es, in den bis dato nicht industrialisierten Ländern und Regionen die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.
Für Historiker*innen bieten Wasserbauten auf vielfache Weise Anknüpfungspunkte: von Verräumlichungsprozessen durch vernetzte Infrastrukturen über die Rolle von Experten und Planern bis hin zu (post)kolonialen Machtbeziehungen, Extraktivismus und Aushandlungsprozessen zwischen Staaten, zur Bedeutung von Materialität genauso wie der symbolischen Funktion von Wasserbauten sowie zu grüner Energie als Ressource. Im Seminar werden wir uns vor allen dieser übergeordneten Dimensionen von Wasserbauten widmen, im Kurs werden wir Fallbeispiele von der Tennessee Valley Authority über die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe bis hin zum Assuan Staudamm sowie aktuellen Projekten zur Erzeugung grünen Wasserstoffs diskutieren.

Literaturangaben

Ewald Blocher: Der Wasserbau-Staat: Die Transformation des Nils und das moderne Ägypten, 1882-1971, Paderborn u. a. 2016.
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Dirk van Laak: Weiße Elefanten. Anspruch und Scheitern technischer Großprojekte im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1999.
Dirk van Laak: Planung. Geschichte und Gegenwart des Vorgriffs auf die Zukunft, in: Geschichte und Gesellschaft 34 (2008), 305–326.
Frederik Schulze/ Jan Hansen: Toward a Material History of Infrastructure, in: ICON. Journal of the International Committee for the History of Technology 26, 1 (2021), S. 67–89.
Erik Swyngedouw: Liquid power. Water and Contested Modernities in Spain, 1898–2010, Cambridge, MA 2015.
Julia Tischler: Light and Power for a Multiracial Nation. The Kariba Dam Scheme in the Central African Federation, Basingstoke 2013.