„Mimesis ist ganz bewußt ein Buch, das ein bestimmter Mensch, in einer bestimmten Lage, zu Anfang der 1940er Jahre geschrieben hat“, schreibt der Philologe Erich Auerbach in den Epilegomena zu seinem Hauptwerk "Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur" (1942-1945). Entstanden im türkischen Exil, wohin er als Jude floh, ist das Buch sowohl aus einer Extremsituation geschrieben als auch Ausdruck einer historischen Krise. Mit Blick auf die historische Disposition ähnlich verhält es sich auch mit Käte Hamburgers zentralem Werk "Die Logik der Dichtung" (erschienen 1957), das im schwedischen Exil entstanden, von den Umständen des Schreibens in der Isolation und der Mehrsprachigkeit der Autorin beeinflusst ist. Als Philologen entwickeln Auerbach und Hamburger komplexe Positionen zu den Relationen von Text und Wirklichkeit, zu methodologischen Fragen, den Spezifika fiktionalen Erzählens, zu einer nicht nationalphilologisch orientierten Literaturgeschichte und einer Theorie der Dichtungsgattungen. Auf je verschiedene Weise entdecken Auerbach und Hamburger im Exil zentrale Kategorien der Ästhetik neu.
Die Radikalität dieser philologischen Projekte, die zu Klassikern der Literaturtheorie wurden, ist Gegenstand des Seminars. Wir lesen exemplarische Ausschnitte, um die zentralen Leitgedanken nachzuvollziehen, diskutieren die Entstehungsbedingungen dieser Bücher und die ästhetischen, theoretischen und historischen Bruchlinien, an denen entlang sie geschrieben wurden.
Das Seminar enthält Präsenz- und Selbststudiumsanteile, für letztere werden Leitfragen erarbeitet.
Studierende befassen sich mit zentralen Kategorien der Ästhetik und üben sich in der historischen Kontextualisierung. Dazu wird der Blick auf methodologische Fragen und literaturgeschichtliche Zäsuren geschärft.
Bitte bringen Sie ein Interesse an Literaturtheorie und an historischen Zäsuren im 20. Jahrhundert mit.
Literatur zur Einführung:
- Andreas Mahler: Die Welt in Auerbachs Mund – Europäische Literaturgeschichte als Genealogie ‚realistischer’ Ästhetik. In: Poetica 1997, Bd. 29, Nr.1/2, S. 255-269
- Antje Wischmann: Strategien der Grenzüberschreitung. Recherchen zu Käte Hamburgers Forschung und Lehre im schwedischen Exil. In: Miriam Kauko, Sylvia Mieszkowski, Alexandra Tischel (Hg.): Gendered Academia. Wissenschaft und Geschlechterdifferenz 1939-1945, Göttingen 2005, S. 195-222.
Die Literatur zur Einführung findet sich im Lernraum!
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
| Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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| Studieren ab 50 |