300261 Diskursanalyse und Autobiografie (MA: Soziologische Methoden - qualitativ) (S) (SoSe 2021)

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Was war nochmal eine Autobiografie? Sind das nicht jene Bücher, in denen wichtige Persönlichkeiten ihr Leben Revue passieren lassen? Oder solche, die sich für wichtig halten? Autobiografien sind doch solche Bücher, in denen schon seit der Antike ausgesprochen wird, was wirklich gedacht und gemacht wurde. Und der Nachwelt ist das Rätsel aufgegeben herauszufinden, ob und was an dieser Darstellung glaubhaft ist und was „nur“ Fiktion.

Das Bild der Forschung hat sich, entgegen dieses Verständnisses von Autobiografien, seit Mitte des 20. Jahrhunderts stark verändert. Vom anspruchsvollen literarischen Kunstwerk bis zur sensationell aufbereiteten Lebens-Story der Boulevardblätter; von der Grabinschrift mit den reinen Lebensdaten als Minimal-,Biographie‘ bis zu dokumentreichen mehrbändigen Werken; von Lebensskizzen zu Unterhaltungs- oder Forschungszwecken bis zu erfolgreichen Sachbüchern; Biopics, Portraits, Nekrologe, Interviews, Leserbriefe in Beratungsecken, Dossiers mit thematischen Schwerpunkten, Dokumentationen, Aktuelles über Stars und Berühmtheiten, Kontaktanzeigen: Unsere Kommunikationsmedien sind voll mit solchen Formen lebensgeschichtlichen Erzählens (Mittermeyer 2009). Gerade der Erfolg sozialer Medien hat autobiografische Darstellungsformen mit multimodalen Kommunikationsformen verschmolzen und neues Leben eingehaucht (Timelines, Fotoalben, algorithmisch erstellte Pinnwände…). Dabei ist es schwierig geworden, eindeutig zu unterscheiden, ob ein Text nun der klassischen Gattung z.B. des Tagebuchs, der Memoiren, des Briefs, der Biografie oder der Autobiografie angehört.

Aus diskurstheoretischer Sicht sind Autobiografien keine abgeschlossenen Zeugnisse vergangenen Lebens, die von der Integrität eines Ichs berichten und die man auf Authentizität und Wahrheitsgehalt prüfen kann. Das „Autobiografische“ einer Darstellung speist sich aus der Inszenierung und dem Verweis auf einen auktorialen Eigennamen. Aus diskurstheoretischer Sicht müsste man eher von einer autobiografischen Geste sprechen, die ihren Referenten fiktional entwirft und so diesen fiktionalen Referenten (das „Ich“ hinter der autobiografischen Darstellung) mit produziert. Autobiografische Gesten sind dabei nicht an eine bestimmte Textform gebunden, sondern können mit vielen Darstellungsformen vollzogen werden. Im Seminar verfolgen wir die Spuren autobiografischer Sinnproduktion in der digitalen Welt und lernen dabei verschiedene Arbeitsschritte der (multimodalen) Diskursanalyse kennen.

Ziel des Seminars ist es, Arbeitsschritte (multimodaler) Diskursanalyse zu erlernen und sie auf die Formen und Funktionen des Autobiografischen anzuwenden. Die Teilnehmer*innen können dabei thematisch/inhaltlich eigene Schwerpunkte wählen (z.B. Formen des Autobiografischen auf Videoplattformen oder auf Blogs) und in Gruppen bearbeiten.

Das Seminar gliedert sich in drei Phasen: (1) Erarbeitung eines gemeinsamen Ausgangspunktes, (2) Erarbeitung eigener empirischer Daten, (3) Auswahl und Gestaltung einer Studienleistung, ausführliches Feedback und Überarbeitung. Diese drei Phasen erstrecken sich vom Beginn der Vorlesungszeit bis zum Ende des Semesters. Daran schließt sich die Phase der Prüfungsleistung an.

Die Studienleistung wird in Gruppen erarbeitet und kann in unterschiedlichen Formaten erbracht werden (Video, Audio, Visualisierung, verschiedene Textsorten). Für die Prüfungsleistung können Sie zwischen einer Variante wählen, die mehr Gestaltungsspielraum ermöglicht und einer „klassischen“ Hausarbeit.

Bibliography

- Mittermayer, Manfred (2009): Die Autobiographie im Kontext der ‚Life-Writing‘-Genres. In: Bernhard Fetz (Hg.): Die Biographie. Zur Grundlegung ihrer Theorie. Berlin, New York: de Gruyter, S. 69-101.

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30-M-Soz-M3a Soziologische Methoden a Seminar 1 Study requirement
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30-M-Soz-M3b Soziologische Methoden b Seminar 1 Study requirement
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30-M-Soz-M3c Soziologische Methoden c Seminar 1 Study requirement
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30-MeWi-HM4 Methoden der Medienforschung Lehrveranstaltung I Graded examination
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Lehrveranstaltung II Study requirement
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Lehrveranstaltung III Study requirement
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.


Wichtige Anforderungen:

- Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Online-Daten

- eigenverantwortlich organisiertes Selbststudium in Arbeitsgruppen

- Sie entscheiden mit über Form und Inhalt Ihrer Studienleistung

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