Während in den USA und auch in vielen europäischen Nachbarländern (Niederlande, Belgien, Polen, Schweiz, Österreich) Lehrstühle für das Fach Religionspsychologie existieren und dort überwiegend theologischen Fakultäten zugeordnet sind, gibt es in Deutschland keinen einzigen fest installierten Lehrstuhl für diese zwischen Psychologie, Theologie und Religionswissenschaft verorteten Disziplin. Das hat zur Konsequenz, dass Kenntnisse, die in anderen Ländern zum Grundbestand der Ausbildung sowohl von Theologie- als häufig auch von Psychologiestudierenden gehören, hierzulande nur selten vermittelt werden. Um dieser „Provinzialität“ der deutschen akademischen Lehre zumindest teilweise entgegenzutreten will das Seminar „Grundlagen der Religionspsychologie: Einführung in die Religionspsychologie“ einen Überblick über die Entwicklung, die Perspektiven und Zielstellungen, die Themen und die Forschungsmethoden der Religionspsychologie geben. Dabei ist das Seminar bewusst für Studierende der Theologie und der Psychologie konzipiert, weil eine sachdienliche Religionspsychologie immer beider Kompetenzbereiche bedarf – sowohl eines fundierten Gegenstandswissens (Theologie) als auch einer Einordnung in und Verbindung mit anderen Bereichen der Psychologie.
Ziel des Seminars ist es, Grundzüge religionspsychologischer Forschung einst und jetzt kennen und den Nutzen solcher Forschung für Theologie und Religionspädagogik bzw. Psychologie abschätzen zu lernen. Die folgenden Fragen werden dabei bestimmend sein:
- Was konkret ist unter Religionspsychologie zu verstehen?
- Wie ist Religionspsychologie entstanden, wie hat sie sich entwickelt?
- Was unterscheidet eine religionspsychologische Perspektive von einer theologischen, religionswissenschaftlichen, -philosophischen oder -soziologischen? Was leistet sie, dass die übrigen mit Religion befassten Fächer nicht leisten?
- Wie wird Religiosität durch die Religionspsychologie untersucht?
- Welche Themen werden dabei vornehmlich untersucht? Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus?
- Welche Transfers religionspsychologischer Erkenntnisse in Theologie und Religionswissenschaft, aber auch in andere psychologische Disziplinen sind möglich und sinnvoll?
Durch die Diskussion der genannten Fragestellungen erwerben Studierende die Kompetenz, religionspsychologische Theorien, Konzepte und Untersuchungen kritisch zu beurteilen und auf ihre eigenen berufspraktischen Arbeitsfelder in Schule und Gemeinde, Klinik oder therapeutischer Praxis anzuwenden. Durch die bewusst interdisziplinäre Ausrichtung des Seminars für Studierende der Theologie und Psychologie gewinnen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem einen Einblick in die Probleme, Methoden und Denkweisen anderer Studienfächer und schärfen damit ihre reflexive und argumentative Kompetenz.
Keine formalen Teilnahmevoraussetzungen; die Bereitschaft zur regelmäßigen aktiven Mitarbeit und die Lektüre der ausgewählten Texte zur Vorbereitung auf die einzelnen Seminarsitzungen werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Wer sich bereits vor Beginn des Seminars über Religionspsychologie informieren möchte, sei auf die u.g. Literatur verwiesen. Die breitesten Überblicke bieten die Bücher von Wulff (1997) sowie Hood, Hill und Spilka (2009); gut verständliche Übersichten auf Deutsch bieten die Bücher von Heine (2005), Henning, Murken und Nestler (2003) sowie Grom (2007).
Zur Vorbereitung auf das Seminar empfiehlt sich die folgende Literatur:
Argyle, M. (2000). Psychology and religion. An introduction. London: Routledge.
Batson, C.D., Schoenrade, P. & Ventis, W.L. (1993). Religion and the individual. A social-psychological perspective. New York: Oxford University Press.
Belzen, J.A. van (1998). Errungenschaften, Desiderata, Perspektiven – Zur Lage der religionspsychologischen Forschung in Europa, 1970-1995. In C. Henning & E. Nestler (Hrsg.), Religion und Religiosität zwischen Theologie und Psychologie (S. 131-158). Frankfurt/M.: Peter Lang.
Grom, B. (2007). Religionspsychologie. München: Kösel.
Heine, S. (2005). Grunlagen der Religionspsychologie. Modelle und Methoden. Göttingen: Van-denhoeck & Ruprecht.
Henning, C., Murken, S. & Nestler, E. (Hrsg.) (2003). Einführung in die Religionspsychologie. Paderborn: Schöningh.
Hood, R.W., Hill, P.C. & Spilka, B. (2009). The psychology of religion. An empirical approach. New York: Guilford.
Huber, S. (1996). Dimensionen der Religiosität. Skalen, Messmodelle und Ergebnisse einer empirisch orientierten Religionspsychologie. Freiburg/CH: Universitätsverlag & Bern: Hans Huber.
Klein, C. (2008). Religiosität als Gegenstand der Psychologie. Rahmenbedingungen einer empirischen Religionspsychologie. Saarbrücken: VDM.
Murken, S. (2002). Religionspsychologie in Deutschland: Eine Bestandsaufnahme. Wege zum Menschen, 54, 185-196.
Paloutzian, R.F. (1996). Invitation to the psychology of religion. Boston: Allyn & Bacon.
Paloutzian, R.F. & Park, C.L. (Eds.) (2005). Handbook of the psychology of religion and spirituality. New York: Guilford.
Rebell, W. (1992). Psychologisches Grundwissen für Theologen. München: Kaiser.
Wulff, D.M. (1997). Psychology of religion. Classic and contempory. New York: John Wiley.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 16-18 | U2-113 | 13.10.2010-02.02.2011 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Evangelische Theologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | PT/RP II/1a; PT/RP II/2a; RW c | 3 | |||
Evangelische Theologie / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | PT/RP II/1a; PT/RP II/2a; RW c | 3 | ||||
Psychologie (Kernfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | Individuelle Ergänzung | ||||
Studieren ab 50 |
Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungspunkten sind die regelmäßige Teilnahme und die aktive Mitarbeit in Form von unbenoteten Einzelleistungen (Diskussionsbeiträge, Referate u.a.), wofür 3 Leistungspunkte vergeben werden. Zudem besteht die Möglichkeit, über schriftliche Hausarbeiten einen Modulabschluss zu erwerben.