220013 Zwischen Labor und Krankenbett. Medizinische Forschung, Versorgung und Gesundheitsfürsorge im 19. und 20. Jahrhundert (S) (SoSe 2020)

Krankheit und Gesundheit betreffen jeden Menschen. Zugleich sind und waren Vorstellungen von Gesundheit und deren Erhaltung, aber auch von Krankheit, deren Entstehung und Bekämpfung im Laufe der Geschichte einem ständigen Wandel unterworfen. Das Seminar beleuchtet schlaglichtartig diesen Wandel und bietet einen Überblick über aktuelle Forschungsschwerpunkte der Medizin-, Hygiene- und Pharmaziegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Der Kurs behandelt sowohl Entwicklungen der modernen Medizin und Hygiene als wissenschaftliche Disziplinen als die Herausbildung der öffentlichen Gesundheitsversorgung (public health) als deren praktische Umsetzung. Im Fokus der Seminarlektüre und -diskussion steht dabei der deutschsprachige Raum; der zeitliche Rahmen erstreckt sich von der Herausbildung der Labormedizin Mitte des 19. Jahrhunderts über das Kaiserreich, die Zwischenkriegszeit und den Nationalsozialismus bis in die frühe Bundesrepublik. Thematische Schwerpunkte sind unter anderem:

• Medizin und Raum: In welchen räumlichen Arrangements finden medizinische Forschungs- und Behandlungspraktiken statt? Welche Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit kommen in Laboratorien, Krankenhäusern u.ä. zum Tragen?

• Medizin und (koloniale) Herrschaft: Welche Rolle spielten Medizin und public health im Kontext des Kolonialismus sowie allgemein im Zusammenhang mit bevölkerungspolitischen Steuerungsversuchen?

• Medizin und (Pharma-)Industrie: Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Forschung und ihrer industriellen Verwertung, insbesondere im Bereich der Medikamentenentwicklung und -vermarktung, bestimmen? Welche Rolle spielen hierbei u.a. Öffentlichkeiten und Verbraucher*innenschutz?