Das Thema der Lehrforschung umfasst die alltäglichen Lebenswelten und Praktiken von in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten unterschiedlicher Herkunft. Diese Lebenswelten und Praktiken beinhalten auch die Beziehungen von Migrantinnen und Migranten zu ihren Herkunftsgesellschaften sowie soziale Netzwerke, die sich über unterschiedliche Aufnahmeländer erstrecken können. Im Rahmen der Lehrforschung entwickeln die Studierenden eigene Forschungsprojekte zu Fragen und Problemstellungen, die diesen übergeordneten Themenbereich betreffen, und setzen diese Projekte auf der Basis qualitativer empirischer Forschung um.
Thema und Fragestellung der studentischen Forschungsprojekte sollten möglichst eigene Interessen aufgreifen und Forschungsfelder so gewählt werden, dass entsprechend relevante Vorkenntnisse (z.B. Sprachkenntnisse) genutzt werden können. Die Projekte können bei entsprechendem gemeinsamem Interesse auch (zumindest streckenweise) im Team durchgeführt werden. Die Projekte können (müssen aber nicht) Bezug nehmen zu Themenfeldern, die in der neueren Migrations- und Transnationalisierungsforschung besondere Aufmerksamkeit erhalten haben, wie etwa Familien und Geschlechterbeziehungen, soziale Sicherung, (finanzielle und ‚soziale’) Rücküberweisungen, religiöse, kulturelle oder ethnische Zugehörigkeiten, Migrantenorganisationen, migrantisches Unternehmertum oder Entwicklungskooperationen.
Die Lehrforschung verfolgt einen akteurs-orientierten Ansatz, der davon ausgeht, dass verschiedene individuelle und kollektive Akteure soziale Realität(en) aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen und mit gestalten. Damit werden Migrantinnen und Migranten nicht von außen als ‚Opfer’ oder als ‚Problem’, sondern als Handelnde betrachtet, die aktiv teilhaben an sozialem und kulturellem Wandel.
Geplant ist eine Kooperation der Lehrforschung mit dem Projekt „Fotografiestudenten aus OWL und israelische Fotografen erkunden Dimensionen von Migration in der Region“, das mit Fotografiestudenten der FH Bielefeld und Gastkünstlern aus Israel in Zusammenarbeit mit verschiedenen regionalen Initiativen und Institutionen durchgeführt werden soll.
Die Lehrforschung erstreckt sich über zwei Semester und wird für Studierende des MA Soziologie (und des Diploms im Hauptstudium) angeboten. Qualifizierte Studierende im BA können nach einem Auswahlgespräch und bei Nachweis einschlägiger Vorkenntnisse zugelassen werden. Gute Grundlagen in der Migrations- und Transnationalisierungsforschung sowie in qualitativen Methoden sind Voraussetzung, Grundkenntnisse in Grounded Theory erwünscht. Die parallele Teilnahme am Seminar zu „Translokalität als method(olog)ische Herausforderung“ (300065) wird empfohlen.
Das Lehrangebot adressiert ausschließlich Studierende, die in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer 2010 eine empirische Feldforschung auf der Basis qualitativer Methoden durchführen möchten. Der Feldzugang wird im SS 2010 vorbereitet und geht vom Einwanderungskontext Deutschland aus. Während der intensiven empirischen Erhebungsphase in den Semesterferien kann auch ein Forschungsaufenthalt in einem anderen Land, das für die transnationalen Beziehungen und Praktiken der entsprechenden Migrantengruppen relevant ist, mit eingeplant werden. Entsprechende Exkursionsmittel müssen hierfür ggf. eingeworben werden.
Als Voraussetzung zur Teilnahme an der Lehrforschung muss zu Semesterbeginn ein (max. 3-seitiges) Exposé vorgelegt werden, in dem die Idee zu einem individuellen Forschungsprojekt ausgeführt wird. Das Exposé sollte die Forschungsfrage, das anvisierte Forschungsfeld und den methodischen Ansatz des geplanten Projekts, sowie eine Begründung der Relevanz, bzw. des eigenen Interesses für das gewählte Thema enthalten.
Behrensen, Birgit, Westphal, Manuela 2009: Beruflich erfolgreiche Migrantinnen. Rekonstruktion ihrer Wege und Handlungsstrategien. Expertise im Rahmen des Nationalen Integrationsplans im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). IMIS-Beiträge, Heft 35, Osnabrück: Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) (http://www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis35.pdf)
Burawoy, Michael 2000: Global ethnography: forces, connections, and imaginations in a postmodern world, Berkeley: University of California Press
Faist, Thomas 2000: Transstaatliche Räume. Politik, Wirtschaft und Kultur in und zwischen Deutschland und der Türkei, Bielefeld: transcript
Goldring, Luin 2002: The power of Status in Transnational Social Fields, in: Michael P. Smith, Luis E. Guarnizo (eds.): Transnationalism from Below, New Brunswick, London: Transaction Publishers, pp. 165-195
Lachenmann, Gudrun 2009: Nachbemerkung: Transnationalismus - Migration - Entwicklung. Methodologische Herausforderungen für eine empirisch fundierte Theoriebildung, in: Sociologus. Zeitschrift für empirische Ethnosoziologie und Ethnopsychologie, Vol. 59, No. 1, pp. 89-102
Lachenmann, Gudrun 1995: "Methodenstreit" in der Entwicklungssoziologie, Working Paper No.221, Sociology of Development Research Centre, University of Bielefeld
Levitt, Peggy,.Glick Schiller, Nina 2004: Conceptualizing Simultaneity: A Transnational Social Field Perspective on Society, in: International Migration Review, Vol. 38, No. 3, pp. 1002-1039
Long, Norman 2000: Exploring local/global transformations. A view from anthropology, in: Alberto Arce, Norman Long (eds.): Anthropology, Development and Modernities. Exploring discourses, counter-tendencies and violence, London & New York: Routledge, pp. 184-222
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 13-16 | S2-137 | 15.04.-22.07.2010
nicht am: 13.05.10 / 03.06.10 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.5 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 7.1 | Wahlpflicht | 7.5 |
Regelmäßige und aktive Teilnahme, Lektüre der Pflichttexte zu den Sitzungen sowie der methodologischen Grundlagenliteratur
Ausarbeitung eines Forschungsprojekts mit empirischer Erhebungsphase in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer 2010 mit dem Ziel der Verfassung eines Lehrforschungsberichts in Phase II (WS 2010/11)
Teilnahme an der begleitenden Studiengruppe, Bereitschaft zur Arbeit in Gruppen oder Tandems